Für die Demütigung des ukrainischen Präsidenten kassierte J.D. Vance eine verbale Ohrfeige – vom eigenen Cousin. Der hatte jahrelang in der Ukraine gekämpft. Nun reagiert der US-Vize.
"Du bist Familie, aber das heißt nicht, dass ich den Fakt akzeptieren werde, dass du meine Kameraden sterben lässt." Die harte Kritik des Ukraine-Veteranen Nate Vance an seinem Cousin J.D., dem Vizepräsidenten der USA, an dessen Ukraine-Politik machte weltweit Schlagzeilen, auch der stern berichtete.
Donald Trumps Nummer zwei war zunächst eine Antwort schuldig geblieben. Am Dienstag reagierte der jüngere, ungleich mächtigere Vance schließlich auf die Zurechtweisung seines Cousins.
Nate Vance zog für die Ukraine in den Krieg
Nate hatte sich bereits kurz nach Kriegsbeginn, vor zweieinhalb Jahren, freiwillig zum Kampf gegen die Russen gemeldet und Berichten zufolge in einigen der bis dato blutigsten Schlachten des Krieges gedient. Erst, als sein Cousin im Januar 2025 als Donald Trumps Stellvertreter vereidigt wurde, kehrte Nate in die USA zurück – eigenen Angaben zufolge auch aus Angst vor politischen Konsequenzen, sollte er von Russland im Kampf gefangen genommen werden.
Zu seinem Cousin in Washington habe er die vergangenen Jahre keinen Kontakt gehabt, obwohl er mehrfach versucht habe, den damaligen Senator über dessen Büro zu erreichen. Doch als J.D. den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen Antrittsbesuch im Weißen Hause Trump Ende Februar vor den Augen der Weltöffentlichkeit in einem beispiellosen Wortgefecht zurechtwies und ihm mangelnden Respekt und Dankbarkeit vorwarf, konnte der Veteran offenbar nicht länger an sich halten.
Zunächst in einem Interview mit der französischen Zeitung "Le Figaro" und später gegenüber den Sendern BBC und CNN kritisierte er seinen Cousin scharf. Zwar sei der ein "guter Kerl" und "intelligent". Selenskyjs Demütigung sei aber nichts als "ein hinterhältiger Angriff aus reiner Böswilligkeit" gewesen. Er erwarte von politischen Führern, auch von seinem Cousin, "ein gewisses Maß an Anstand, insbesondere vor Kameras", legte er nach und unterstellte dem US-Vize im Grunde politische Kurzsichtigkeit.
Kurz nachdem Vance an die Öffentlichkeit gegangen war, posteten seine Kameraden, das Freiwilligenbataillon "Da Vinci Wolves", Fotos seiner Zeit in der Ukraine in den sozialen Medien. Es gebe zwei Vances, heißt es in der Bildunterschrift. Einen, der die Ukraine verteidige und einen, der sie verrate:
J.D. Vance: "Habe ich kein Interesse daran, mich öffentlich mit ihm zu streiten"
In einem Statement gegenüber dem US-Sender "Fox News" reagierte US-Vize J.D. Vance nun. Zum einen habe er nie öffentlich über seinen Cousin Nate gesprochen, weil er "sein Leben nicht noch mehr gefährden wollte, als es das bereits war". Was dessen Kritik anginge, habe er kein Interesse daran, sich mit Nate in der Öffentlichkeit zu streiten.
Dass sein Cousin aus der Ukraine heraus lediglich Nachrichten an sein Büro hinterlassen habe, wundere ihn allerdings. "Ich bin mir nicht sicher, warum Nate das Bedürfnis verspürte, sich an mein Senatsbüro zu wenden, anstatt an seine Mutter, seinen Vater oder seine Schwester, mit denen allen ich regelmäßig in Kontakt stehe", so Vance. Nates Vater James ist der Bruder von J.D.s Mutter Beverly.
Etwas versöhnlich wurde der zweitmächtigste Mann des Landes trotzdem. Er habe Nate immer "für den härtesten Kerl" gehalten, den er kannte und immer gerne mit ihm gesprochen.