Seit April sind der Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland erlaubt - und Konsumenten können sich speziellen Clubs anschließen. Doch bis jetzt hat kaum eine Anbauvereinigung ihre Lizenz erhalten.
Ihre alte Lagerhalle in Wuppertal steht leer. Dabei sind die Jungs vom "Wubatz" längst startklar: Sie wollen endlich anbauen - als sogenannter Cannabis Social Club. Ihre ersten Zelte, in denen sie die Pflanzen anbauen würden, stehen schon. Doch auch viereinhalb Monate nach der Teillegalisierung von Cannabis fehlt dem Verein die Genehmigung zum Anbau.
"Der Gesetzgeber hat im April den Konsum von Cannabis freigegeben. Aber die Cannabis Social Clubs haben erst seit Juli die Möglichkeit sich lizenzieren zu lassen", erklärt Sebastian Brebeck, einer der Gründer des "Wubatz" und ergänzt: "Wenn es niemanden gibt, der legal produzieren darf, stellt sich natürlich die Frage, wo das Cannabis aktuell herkommt."
Bundesländer kommen kaum hinterher
Die Bundesregierung hat Cannabis legalisiert, um den Konsum zu entkriminalisieren und vor allem um den Schwarzmarkt einzudämmen. Wer kiffen will, darf zum einen seit April zu Hause bis zu drei Pflanzen selbst anbauen. Zum anderen können sich Konsumentinnen und Konsumenten seit Juli auch einem Cannabis Social Club anschließen.
Solche Anbauvereinigungen haben bis zu 500 Mitglieder und arbeiten als eingetragene Vereine ohne Gewinnabsicht. Doch in den einzelnen Bundesländern kommt die Umsetzung der Legalisierung kaum voran.
Bisher nur acht Genehmigungen
Rechtsanwältin Olivia Ewenike wundern die wenigen Anträge nicht. Sie berät Cannabis Social Clubs bei der Lizenzierung in ganz Deutschland und weiß, wieviel Arbeit in so einem Anbauantrag steckt: "Das kann Monate dauern, wenn man es ordentlich macht", erklärt Ewenike.
Für die Behörden scheint die Bearbeitung der Anträge nicht weniger aufwendig, denn im Juli haben in ganz Deutschland erst acht Anbauvereinigungen eine Lizenz erhalten - alle in Niedersachsen.
Der Schwarzmarkt profitiert
Dass der Anbau von Cannabis in Deutschland zum Wirtschaftsfaktor heranwächst, zeigt sich auch bei der Firma Aurora in Leuna, Sachsen-Anhalt. Die Firma produziert seit 2022 medizinisches Cannabis. Seltsamerweise boomt die Branche rund um Medizinal-Cannabis seit der Teillegalisierung Anfang April.
"Wir sehen im Gesamtmarkt eine deutliche Steigerung der Nachfrage, auch des Absatzes", sagt Dirk Heitepriem, Präsident von Aurora Deutschland. Seit Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz falle, sei die Beschaffung deutlich einfacher geworden.
Trotzdem ist und bleibt der Verkauf von Cannabis für Unternehmen wie seines laut EU-Recht verboten. Für die Bekämpfung des Schwarzmarktes sind diese Plantagen für Medizinal-Cannabis also ungeeignet. Bleibt nur die Hoffnung auf eine baldige Lizenzierung der Cannabis Social Clubs, damit der Schwarzmarkt nicht weiter befeuert wird.
Lizenzantrag abgegeben
Anderthalb Jahre lang haben sich die Jungs des "Wubatz" auf die Fertigstellung ihrer Anbauhalle und die Abgabe ihres Lizenzantrags mit unzähligen Schutz- und Sicherheitskonzepten vorbereitet. Das hat die Gründungsmitglieder bis heute rund 90.000 Euro gekostet.
Ihr Antrag liegt jetzt bei der Bezirksregierung in Düsseldorf. Ab Einreichung des Antrags haben die zuständigen Behörden allerdings drei Monate Zeit, die Unterlagen zu überprüfen. So lange laufen die Fixkosten des "Wubatz" weiter - mit rund 12.000 Euro pro Monat. Dabei weiß der Verein nicht einmal, ob er am Ende wirklich eine Anbau-Lizenz bekommt.