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marktbericht
Hoffnungen auf neue Wirtschaftsimpulse nach der Bundestagswahl, aber auch weiter Gegenwind von der Wall Street. Die Anleger durchlebten zum Wochenstart ein Wechselbad der Gefühle.
Mit Zuversicht reagierten die Anleger auf das Wahlergebnis vom Sonntag, denn der Sieg der Union bei der Bundestagswahl nährt die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufbruch in Deutschland. Im Verlauf flachte die erste Euphorie aber nach einer schwachen Wall-Street-Eröffnung wieder ab, gegen Ende der Sitzung erholte sich der Markt dann wieder. Am Ende rückte der DAX um 0,62 Prozent auf 22.425 Punkte vor, die Bandbreite heute lag dabei zwischen 22.240 und 22.512 Zählern.
"Die Anleger hoffen nun, dass eine neue Regierung schnell die wirtschaftlichen Probleme anpacken wird", erklärt Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG.
Der MDAX, in dem die eher mittelgroßen Unternehmen notiert sind, gewann deutlicher um 1,52 Prozent auf 27.918 Punkte und holte damit im Vergleich zum DAX weiter auf. Bereits im Vorfeld der Wahl war der Index schon angesprungen, nachdem er sich in der Vergangenheit lange schlechter entwickelte als der Leitindex.
Er spiegelte damit die Lage der mittelgroßen Unternehmen wider, die stärker von Deutschlands Wirtschaft abhängen und deshalb auch stärker unter dem wirtschaftlichen Abschwung Deutschlands gelitten haben als die global aufgestellten Unternehmen im DAX. Die Hoffnung auf eine sich aufhellende Konjunktur helfe den mittelgroßen und etwas kleineren Unternehmen, sagten Marktbeobachter.
Seit Jahresanfang liegt der MDAX nun mit fast zehn Prozent im Plus, der DAX kommt auf einen Zuwachs von rund 13 Prozent. Auch der Nebenwerteindex SDAX legt am Nachmittag stärker rund 0,7 Prozent zu.
In Deutschland steht angesichts des Wahlsiegs von CDU/CSU und einer wahrscheinlichen Zweier-Koalition mit der SPD womöglich schon bis Ostern eine neue Regierung bereit, um vor allem die wirtschaftlichen Herausforderungen anzugehen. Die letzte Bundesregierung war die erste, die aus drei Parteien bestanden hatte, entsprechend schwierig war oft die Entscheidungsfindung, was letztlich zum Zusammenbruch der alten Regierung geführt hatte.
Die Chancen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und für stabile politische Verhältnisse stünden jetzt nicht schlecht, erläuterte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Das Wahlergebnis wird die ersten zarten Erholungstendenzen in der deutschen Konjunktur unterstützen."
Doch unter die optimistischen Stimmen mischen sich auch skeptische Töne, die vor zu hohen Erwartungen an die neue Bundesregierung warnen. Union und SPD hätten in vielen Bereichen der Wirtschaftspolitik deutlich unterschiedliche Meinungen - etwa in der Steuer-, Sozial- und Klimapolitik, gibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zu bedenken.
Verhaltene Signale kamen unterdessen am Morgen vom ifo-Index, dem wichtigsten Frühindikator für die deutsche Wirtschaft. Das ifo-Geschäftsklima verharrte im Februar auf 85,2 Punkten, Volkswirte hatten im Schnitt einen leichten Anstieg auf 85,8 Punkte erwartet.
Nach Einschätzung des Analysten Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg machen die Daten deutlich, dass sich "die deutsche Wirtschaft im Tief festgefressen hat und wachstumsfreundliche Reformen dringend nötig sind".
Nur bedingt stabilisiert sich die Wall Street nach den deutlichen Verlusten vom Wochenschluss. Der Leitindex Dow Jones steigt am Mittag Ortszeit um 0,3 Prozent auf 43.582 Punkte, nachdem er am Freitag um 1,7 Prozent auf das niedrigste Niveau seit Mitte Januar abgerutscht war. Es war der größte Tagesverlust des Dow seit Mitte Dezember vergangenen Jahres.
Der marktbreite S&P 500 ringt mit seinem Schlusskurs bei 6.018 Punkten. Die technologielastige Nasdaq ist wieder ins Minus zurückgefallen. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verliert um rund 0,35 Prozent. Er hatte vor dem Wochenende sogar zwei Prozent verloren.
Kritisch beäugt werden nun die Resultate des US-Technologieriesen Nvidia, die am Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlicht werden. Heute gibt die Aktie Anfangsgewinne von bis zu drei Prozent wieder ab, bereits am Freitag lag das Minus bei vier Prozent. Die Nvidia-Zahlen werden von Börsianern als wichtiger Test gesehen, wie es weitergeht mit den "Magnificent Seven", also den sieben US-Größen aus dem Technologiesektor.
Derweil ging hierzulande die Rüstungsrally der vergangenen Wochen auch am dritten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine weiter. Rheinmetall gewannen als DAX-Spitzenreiter deutlich über sechs Prozent. Hier gehen die Anleger von einer weiteren Erhöhung der Verteidigungsausgaben aus, auch wenn die fiskalischen Spielräume der neuen Regierung wegen der in der Verfassung festgeschriebenen Schuldenbremse begrenzt sein dürften. Zudem profitiert die Aktien von einem positiven Analystenkommentar der UBS.
Auch der Rüstungselektronik-Experte Hensoldt im MDAX sowie im SDAX Renk, Hersteller von Panzer-Getrieben, waren gefragt
Neben Banken und Versorgen zählten auch Immobilienwerte zu den Gewinnern. So gewannen im DAX Vonovia rund 3,2 Prozent, Hypoport im MDAX sogar gut fünf Prozent. Anleger setzen auf neuen Schwung aus Berlin. So bei Hypoport: Die Experten der Berenberg Bank rechnen durch die neue Regierung mit viel Schwung für den B2B-Kreditmarktplatz Europace. Die Rückkehr auf alte Neubauniveaus würde die Volumina hier um bis zu einem Viertel antreiben, hieß es.
Am DAX-Ende rangiert die Aktie von Siemens Energy mit einem Minus von rund vier Prozent. Ein Händler führt die Verluste auf einen Bericht der US-Investmentbank TD Cowen zurück, wonach Microsoft dabei ist, seine KI-Rechenzentrumskapazitäten zu reduzieren. Der Boom der energieintensiven Technologie hatte den Windkraftsektor zuletzt kräftig angetrieben.
Der Euro gibt derweil Anfangsgewinne vom Morgen wieder ab und handelte zuletzt bei 1,0478 Dollar leicht höher. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0466 (Freitag: 1,0465) Dollar fest.
An den Rohstoffmärkten erreichte der Goldpreis bei 2.956 Dollar ein neues Rekordhoch. An der Börse gehandelte und mit physischem Gold besicherte Fonds (Gold-ETFs) hatten in der vergangenen Woche die höchsten Mittelzuflüsse seit dem Jahr 2022.
Steigende Sorgen angesichts der Handels- und Weltpolitik von US-Präsident Donald Trump kurbelten die Nachfrage an, hieß es am Markt. Vor allem die Übernahme von russischen Positionen im Ukraine-Krieg hatte die Märkte verunsichert. Zuletzt hatte Goldman Sachs die Preisprognose deutlich angehoben. Auch wegen der Goldkäufe durch Zentralbanken erwartet die US-Investmentbank den Preis für das Edelmetall zum Ende des Jahres bei 3.100 Dollar je Feinunze.
Volkswagen und CATL arbeiten in China bei Batteriezellen für Elektroautos zusammen. Die beiden Unternehmen hätten eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet, teilte CATL mit. Dabei gehe es nicht nur um Entwicklung und Produktion von Batterien, sondern auch um Bereiche wie Batterierecycling, Batteriewechselsysteme oder die Transparenz der Rohstoff-Lieferkette.
Die Ankündigung der niederländischen Beteiligungsfirma Prosus, Just Eat Takeaway übernehmen zu wollen, beflügelte im MDAX zunächt die Aktie von Delivery Hero. Das Papier des Essenslieferanten hat allerdings anfangs höhere Gewinne von rund acht Prozent nicht halten können und verzeichnete zum Schluss ein leichtes Minus. Einige Investoren sähen den Deal als einen ersten Schritt, um einen Zusammenschluss mit Delivery Hero voranzutreiben, erklärt ein Börsianer.
Die Aktien von Berkshire Hathaway stehen heute bei Anlegern positiv im Rampenlicht. Das Investment-Konglomerat von Starinvestor Warren Buffett hatte am Wochenende Geschäftszahlen vorgelegt und dabei für das vierte Quartal einen 71 Prozent höheren Betriebsgewinn ausgewiesen. In der Folge ziehen die für Anleger erschwinglichen Aktien der B-Gattung um über vier Prozent an und erreichen bei bisher 499,71 Dollar ein neues Rekordhoch. Die bisherige Bestmarke lag bei bei 491,67 Dollar .
Ebenfalls börsengehandelt werden die A-Aktien, die allerdings mit einem Kurs von zuletzt 747.590 Dollar nicht für jedermann als Investition in Frage kommen. Bei 749.611 Dollar markierte auch die A-Gattung im frühen Geschäft heute ein Rekordhoch. Für diese erhöhte die UBS ihr Kursziel auf gut 836.000 Dollar.
Die Holdinggesellschaft habe das Jahr stark beendet und mit ihrem operativen Ergebnis die Erwartungen übertroffen, schrieb der Experte Brian Meredith. In dem aktuell von Unsicherheit geprägten Marktumfeld sei Berkshire eine attraktive Geldanlage.
Apple stellt nach Donald Trumps Ankündigung von Importzöllen eine Investition von mehr als 500 Milliarden Dollar in den USA in Aussicht. Der iPhone-Konzern will dabei in den kommenden vier Jahren mehr als 20.000 Beschäftigte einstellen und unter anderem gemeinsam mit Partnern Hochleistungsserver für Künstliche Intelligenz in Texas herstellen.
Trump hatte kurz nach seinem Amtsantritt als US-Präsident zusätzliche Zölle auf Waren aus China angekündigt. Das könnte auch iPhones und andere Apple-Geräte treffen. Allerdings zeigte sich Trump traditionell bereit zu Entlastungen bei Investitionen in den USA. Er hatte bereits nach einem Treffen mit Apple-Chef Tim Cook vergangene Woche von einer Investitionszusage des Konzerns in Höhe von hunderten Milliarden Dollar gesprochen. Apple baute in den vergangenen Jahren zwar auch die Produktion in Indien und Vietnam aus - doch der Großteil der Geräte des Konzerns wird nach wie vor in China gebaut.