Temu und Shein überfluten die westliche Welt mit Billigware. Doch die niedrigen Preise rächen sich bei einigen Artikeln offenbar bei der Produktsicherheit.
Seit Jahren tragen Paketboten weltweit Päckchen von Temu, Shein und Aliexpress durch die Welt. Die Flut an Bestellungen ist teilweise so groß, dass Frachtflugzeuge aus China kaum noch Platz für andere Versanddienstleister haben. Sprüche wie "Shoppe wie ein Milliardär" kommen ganz offensichtlich sehr gut an. Preise im einstelligen Eurobereich sogar noch mehr.
Doch die Billigware hat eine Schattenseiten – und damit ist nicht nur die Stärkung einer Wegwerfmentalität oder die Umweltbelastung durch Versandwege um den halben Globus gemeint. Wie "The Straits Times", eine singapurische Zeitung, berichtet, warnen südkoreanische Behörden schon wieder vor Giftstoffen in der Ware der chinesischen Billiganbieter.
Temu und Shein: Giftige Schuhe und bleihaltige Sandalen
Demnach haben sich die Prüfer besonders auf Frauenmode konzentriert. Insgesamt wurden zuletzt 144 Produkte von Shein, Aliexpress und Temu getestet – und bei allen Anbietern fielen die Produkte teilweise krachend durch. Besonders alarmierend war offenbar ein Paar Schuhe von Shein, welches das gesetzlich zulässige Maß gesundheitsschädlicher Weichmacher um das 229-fache überstieg.
STERN C Oettinger berät Shein 18.33
"Weichmacher auf Phthalatbasis beeinträchtigen die Fortpflanzungsfunktionen, wie z. B. die Verringerung der Spermienzahl, und können zu Unfruchtbarkeit und sogar zu Frühgeburten führen", erklärte ein Beamter des Ministeriums für Umwelt und Gesundheit von Seoul gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Eine der gefundenen Chemikalien "wird vom Internationalen Krebsinstitut als krebserregend für den Menschen eingestuft", warnte er. Ferner wurde in Mützen von Shein zu viel Formaldehyd und in Nagellack-Proben zu hohe Dioxan-Werte festgestellt. Beide Chemikalien können schwere Gesundheitsschäden verursachen.
Bei den anderen Billiganbietern fiel das Urteil nicht milder aus. In Sandalen von Temu wurde elfmal so viel Blei gefunden, wie gesetzlich erlaubt.
Anbietern versichern mehr Schutz, Politik agiert kaum
Shein und Temu reagierten mit Statements. Shein gab an, "eng mit unabhängigen Prüfstellen" zusammenzuarbeiten und Lieferanten zu verpflichten, sich an die "Gesetze und Vorschriften zur Produktsicherheit in den Ländern, in denen Shein tätig ist" zu halten.
Auch Temu beteuerte, Lieferanten streng zu kontrollieren. Die betroffenen Produkte habe man daher "umgehend aus dem Shop entfernt" und Verkäufer der Plattform erneut darauf hingewiesen, Sicherheitsstandards und lokale Gesetze einzuhalten.
Influencer besuchen Shein 8.40
Die aktuelle Warnung des südkoreanischen Ministeriums dürften – wie einige dieser Untersuchungen vorher auch – verhallen. Temu und Shein überzeugen die Kundschaft nicht mit Qualität, sondern Quantität und beinahe unrealistisch niedrigen Preisen. Dass Kunden dort auch künftig beide Augen zudrücken, ist wahrscheinlich.
Vielmehr müssten westliche Regierungen, allen voran die USA und die EU, für mehr Sicherheit sorgen. Denn auch wenn hierzulande eigentlich strenge Regeln für Warensicherheit und den Versandhandel gelten, setzen sich die chinesischen Großunternehmen in Teilen seit ihrem Bestehen darüber hinweg. In der EU sind entsprechende Schritte geplant, deren Durchführung dauert allerdings bis dato an.