Bei Markus Lanz schwärmt die AfD-Chefin Alice Weidel von Björn Höcke. Sie und der Rechtsextremist seien "zusammengerückt". Vor der Wahl klang es in der AfD-Spitze noch sehr anders.
Markus Lanz lässt sie viel reden. Sehr viel. Am Donnerstagabend ist die AfD-Chefin Alice Weidel in der beliebten ZDF-Talkshow zu Gast. Es ist ein Parforceritt durch die wichtigsten Themen der Zeit: die Auswirkungen von Trumps Regierung im Weißen Haus auf Europa, die deutsche Ukraine-Politik, die Schuldenbremse. Und es geht um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke.
Er ist wohl der bekannteste Rechtsextremist Deutschlands. Vor wenigen Monaten hatte Höcke eine antisemitische Karikatur verbreitet. Er ist verurteilt wegen des "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen". In seinem Buch schrieb er, man werde beim "Remigrationsprojekt" nicht um eine Politik "der wohltemperierten Grausamkeit herumkommen".
Für den ersten, bundesweit viel diskutierten Aufschrei aber sorgte er im Jahr 2017 mit seiner Dresdner Rede. Damals sagte er: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Er forderte auch unter anderem: "Wir brauchen eine Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und zuallererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt."
Alice Weidel über Björn Höcke: "Sind zusammengerückt"
Die Empörung war damals groß. Schon damals kommentierte der emeritierte Antisemitismusforscher an der TU Berlin, Wolfgang Benz, im Deutschlandfunk: "Das, was er da (…) wieder verzapft hat, das ist Rechtsradikalismus pur."
Auch Alice Weidel sei damals "schockiert" gewesen über diese Rede, sagt sie am Donnerstagabend im Studio von Markus Lanz. Aber sie relativiert gleich: "Er konnte es sehr gut erklären." Was er genau erklären konnte und wie diese Äußerungen überhaupt zu erklären sind, sagt sie nicht. Aber: Sie habe den Rechtsextremisten "in der Zwischenzeit, in den letzten Jahren, sehr gut kennenlernen" können.
Und so berichtet sie, wie es zu einer absoluten Wende in ihrem Verhältnis zu Björn Höcke kommen konnte. Denn mittlerweile sei es so: "Wir sind zusammengerückt. Ich halte sehr viel von Björn Höcke."
Kurswechsel in der AfD-Spitze?
Erst im vergangenen Monat forderte Markus Lanz den AfD-Co-Chef Tino Chrupalla auf, sich von Höcke zu distanzieren. Doch Chrupalla wich aus. Er habe die Sätze ja nicht gesagt, argumentierte er damals. Seine Co-Vorsitzende geht nun also viel weiter: "Der Mann möchte Ministerpräsident von Thüringen werden. Und er wird es auch", sagt sie über Höcke am Donnerstagabend. Sie werde ihn dabei "nach Kräften" unterstützen.
Einer der Gäste von Markus Lanz, der Vorsitzende der Jugendorganisation "Junge Union", wirft ein: "Was hat sich denn in der Zwischenzeit geändert?" Alice Weidel antwortet nicht, sondern lenkt ab. Sie redet weiter, darüber, dass "alles in Unordnung" geraten sei in Deutschland. Und dass die CDU "eine Herrschaft des Unrechts" etabliert habe. Wie sie das gemacht haben soll, ohne in den vergangenen Jahren regiert zu haben, erklärt sie nicht.
Markus Lanz ist bis dahin still geblieben. Dann wirft er ein: "[Höcke] hat nie etwas davon zurückgenommen." Doch Alice Weidel ignoriert ihn einfach.