
Im Gegensatz zur russischen Seite verheizt die Ukraine ihre Soldaten nicht massenweise im Krieg. Um Leben zu schützen, zieht die Armee immer wieder Truppen zurück, wenn die Übermacht der Kreml-Streitkräfte zu groß ist. Auch in der Region Kursk wird dies nun in Erwägung gezogen.
Nach den Gebietsverlusten in der russischen Grenzregion Kursk hat der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj einen Teilrückzug seiner Truppen angedeutet. "In der schwierigsten Situation war und ist es meine Priorität, das Leben der ukrainischen Soldaten zu retten", erklärte Syrskyj auf Facebook. "Zu diesem Zweck begeben sich die Einheiten der Verteidigungskräfte, wenn nötig, in günstigere Positionen", fügte er hinzu und nutzte eine Formulierung, die typischerweise verwendet wird, um einen Rückzug zu verkünden.
Die ukrainische Armee hatte im vergangenen Sommer überraschend eine Offensive in der Region Kursk begonnen und dort zunächst mehrere hundert Quadratkilometer unter ihre Kontrolle gebracht. Russland gelang es nach eigenen Angaben inzwischen aber, große Teile der anfangs von der Ukraine besetzten Gebiete zurückzuerobern.
Angesichts der Geländegewinne in den vergangenen Tagen sprach der Kreml von einer "positiven Dynamik" in Kursk. Am Dienstag hatte Moskau die Rückeroberung von "mehr als hundert Quadratkilometern" in der Region gemeldet.
Am Mittwoch reiste Kreml-Chef Wladimir Putin erstmals seit der Überraschungsoffensive zu einem Truppenbesuch in die Region. Im russischen Fernsehen war zu sehen, wie Putin von Generalstabschef Waleri Gerassimow über die Lage in Kursk informiert wurde. Gerassimow behauptete, Russland habe 430 ukrainische Soldaten in der Region Kursk gefangengenommen. Putin äußerte die Erwartung, dass "die Region Kursk bald vollständig vom Feind befreit sein wird".