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Wegen EZB-Zinspolitik: Bundesbank meldet erstmals seit 1979 Verlust



Stand: 25.02.2025 12:09 Uhr

Die deutsche Bundesbank hat zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Verlust gemacht. Die Ausschüttung an den Bundeshaushalt fällt somit aus. Hintergrund sind die Leitzinsen der EZB.

Die deutsche Bundesbank hat wegen der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) 2024 einen Rekordverlust geschrieben. Er lag bei 19,2 Milliarden Euro, wie die Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Der Geldsegen für den Bundeshaushalt fällt damit erneut aus - wie schon in den vier Jahren zuvor. Zuletzt war ein Verlust durch milliardenschwere Rückstellungen aufgefangen worden.

Für die nächsten Jahre sind rote Zahlen ebenfalls wahrscheinlich, auch wenn nach Einschätzung der Bundesbank die Verluste geringer ausfallen dürften. "Der Höhepunkt der jährlichen Belastungen dürfte überschritten sein", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei der Vorstellung des Jahresabschlusses.

Zinswende frisst Rücklagen auf

Die finanziellen Reserven der Vorjahre halfen im Jahr 2024 nicht: Die Belastungen der rasanten Zinswende der EZB zehrten die Puffer fast auf. Für 2024 verblieben der Bundesbank daher nur 0,7 Milliarden Euro an Rücklagen, um Einbußen abzufedern. Das Zinsergebnis verbesserte sich zwar leicht, lag aber mit rund 13,1 (Vorjahr: 13,9) Milliarden Euro weiterhin deutlich im Minus.

Ab dem Sommer 2022 hatte die EZB die Zinsen im Euroraum in kurzer Zeit stark erhöht, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Inzwischen ist die Teuerungsrate wieder unter Kontrolle und die EZB hat die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt.

Höhere Zinsen an den Finanzmärkten führten zu steigenden Zinsausgaben aufseiten der Notenbanken wie der Bundesbank, mit denen die Zinseinnahmen nicht Schritt hielten. Zugleich werfen viele langlaufende Wertpapiere wie Staats- und Unternehmensanleihen, die die Euro-Notenbanken jahrelang im Rahmen der gemeinsamen Geldpolitik in großem Umfang kauften, vergleichsweise niedrige Zinsen ab.

Keine Finanzspritze für den Bundeshaushalt

Über Jahre hatte das Bundesfinanzministerium im Bundeshaushalt traditionell einen Bundesbankgewinn in Höhe von 2,5 Milliarden Euro eingeplant. Noch 2019 durfte sich der damalige Ressortchef Olaf Scholz (SPD) über den höchsten Bundesbank-Gewinn seit der Finanzkrise freuen: 5,85 Milliarden Euro. Den letzten Bilanzverlust gab es vor 45 Jahren: 1979 wies die Bundesbank umgerechnet gut 2,9 Milliarden Euro Minus aus.

Die Bundesbank selbst muss ebenfalls auf eine Finanzspritze verzichten, da auch die übliche übliche Gewinnausschüttung der EZB ausgeblieben ist. Die EZB selbst vermeldete für 2024 das zweite Verlustjahr in Folge und das höchste Minus in ihrer mehr als 25-jährigen Geschichte: gut 7,9 Milliarden Euro.

Andere Anlagen in der Bilanz der Bundesbank, wie etwa Gold, entwickelten sich gut: Die gesamten Reserven der Bundesbank an Gold und Fremdwährungen werden zum Ende vergangenen Jahres mit gut 267 Milliarden Euro bewertet - nach gut 197 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. 

Bundesbankpräsident Nagel betonte, die deutsche Zentralbank habe eine solide Bilanz. Ihre Verluste werde sie in die nächsten Jahre vortragen und mit künftigen Gewinnen wieder ausgleichen: "Die Bundesbank ist uneingeschränkt handlungsfähig", erklärte er.

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