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Die Bundesbank hat mit mehr als 19 Milliarden Euro das höchste Minus ihrer Geschichte ausgewiesen. Was sind die Folgen für den Bundeshaushalt? Und was heißt das für die Zentralbank?
Der Bundesbank-Verlust für 2024 in Höhe 19,2 Milliarden Euro entspricht nahezu einem halben Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also des Wertes aller Güter und Dienstleistungen, die im vergangenen Jahr in Deutschland erarbeitet worden sind.
Im Jahr davor betrug der erwirtschaftete Verlust sogar 21,6 Milliarden Euro. Das konnte damals weitgehend aus Rückstellungen gedeckt werden, sodass unterm Strich nur 2,4 Milliarden Euro Verlust ausgewiesen wurden. Bundesbankpräsident Joachim Nagel erinnerte daran, dass es nicht Aufgabe einer Notenbank ist, Gewinne zu erwirtschaften. Ihre Aufgabe sei, die Inflation zu bekämpfen.
Folgen für den Bundeshaushalt
In guten Jahren zahlt die Bundesbank ihren Gewinn an das Bundesfinanzministerium aus. Zuletzt war das 2019 der Fall, als knapp sechs Milliarden Euro in den Bundeshaushalt flossen. Das bedeutet umgekehrt aber nicht, dass der Verlust der Bundesbank aus dem Bundeshaushalt ausgeglichen wird.
Die Bundesbank hat trotz der enormen Verluste noch reichlich Substanz. Zwar weist sie mit Ende des Jahres 2024 keine Rücklagen und Rückstellungen mehr aus. Aber sie hat 267 Milliarden Euro sogenannte stille Reserven und enorme Goldvorräte, die allerdings nicht angetastet werden sollen.
Mehr Stützungskäufe in der Pandemie
Die Wertpapiere, die der Notenbank nun die Bilanz verhageln, wurden seit 2015 gekauft. EZB und angeschlossene Notenbanken wurden Großabnehmer von Anleihen der europäischen Staaten, Banken und Unternehmen. Damit subventionierten EZB und Co. vor allem klamme Staaten und Banken. Während der Pandemie wurden die Stützungskäufe weiter erhöht.
Seit anderthalb Jahren werden diese Hilfsprogramme langsam heruntergefahren. Der Bundesbank und anderen europäischen Notenbanken gehören noch Wertpapiere im Wert von 4.300 Milliarden Euro. Diese Wertpapiere bringen nur geringe Zinsen.
Parallel erhöhte die EZB in den vergangenen zweieinhalb Jahren nach und nach die Leitzinsen. Damit wird die Inflation bekämpft. Für die Bundesbank bedeutet es aber auch: Sie muss für Geld, das Geschäftsbanken bei ihr anlegen, höhere Zinsen zahlen - 2024 im Schnitt 3,8 Prozent. Gleichzeitig nahm sie aus ihren Wertpapierbeständen wenig ein, durchschnittlich 0,5 Prozent. Wer viel zahlt und wenig einnimmt, macht Verlust.
Weitere Verlustjahre kommen
"Der Höhepunkt ist überschritten", sagt Bundesbankpräsident Nagel. Es stehen aber noch viele verlustreiche Jahre bevor, bis die zinsarmen Wertpapiere ausgelaufen sind. Wenn die Verlustphase beendet sei, müssten erst neue Rückstellungen für künftige Risiken angespart werden. "Dann wird es irgendwann mal ein Jahr geben, in dem wir wieder Gewinne auszahlen", sagte Nagel. Er wollte sich nicht auf einen Zeitraum von acht Jahren festlegen.
Es bleibt nicht bei den Verlusten, die die Bundesbank selbst erwirtschaftet. Die EZB hat 2023 und 2024 je rund 7,9 Milliarden Euro Verlust ausgewiesen. Eigentlich ist die Bundesbank daran mit gut einem Viertel beteiligt. Doch hat der EZB-Rat beschlossen, die Verluste nicht umzulegen. In Erwartung kommender Gewinne bleiben sie in der Buchhaltung der EZB. Das entlastet zwar aktuell die Bundesbank. Bis die EZB-Verluste abgearbeitet sind, bekommt sie in künftig besseren Zeiten aber auch keinen Gewinnanteil von der EZB überwiesen.