In der ARD-Talkshow "Hart aber fair" spricht Philipp Amthor (CDU) unter anderem über Migrationspolitik. Die Gemüter sind erhitzt. Auch der liebe Gott spielt eine Rolle.
Montagabend in der ARD-Sendung "Hart aber Fair", es geht – selbstverständlich – um den Wahlkampf-Dauerbrenner Migrationspolitik. Die Redaktion der Sendung hat zwei Gäste in die Manege geschickt, die politisch unterschiedlicher wohl kaum sein könnten: Der selbstbewusste Wahlsieger Philipp Amthor von der CDU prallt auf die Autorin Gilda Sahebi. Es ist kein sanfter Aufprall, sondern ein harter Zusammenstoß.
Die im Iran geborene ausgebildete Ärztin arbeitet als freie Journalistin vor allem zu den Themen Antisemitismus, Rassismus und Frauenrechte. Nicht unbedingt die Kernthemen von Philipp Amthor, mit denen er in Mecklenburg-Vorpommern in seinem Wahlkreis Jubelschreie auslösen würde.
Ganz anders ist das wohl beim Thema Migration und ihre Beschränkung. Zunächst aber übt sich der CDU-Politiker in Selbstkritik. Er sehe das Thema mit offenen Augen: Über 50 Prozent der Wähler, die Migration als reales Problem sehen, würden sagen, dass die Union die Hauptverantwortung dafür mittrage. Die wüssten auch, dass die "Migrationskrise" nicht erst mit der Ampel gekommen sei. Auch Fehlentscheidungen einer CDU-geführten Regierung hätten damit zu tun.
In jedem Fall könne dieses Thema deswegen nicht ignoriert werden, sagt Amthor. Migration und Kriminalität müsste man wieder in den Griff bekommen. Zeit für für Gilda Sahebi, darauf zu antworten. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen dem Erstarken der AfD und dem Schimpfen der CDU über Migranten. Politiker würden so sprechen, als ob die AfD in einem "komplett kontextfreien Raum" entstünde und so viel Zuspruch bekäme. "Die sind einfach nur so böse, die AfD-Politiker", polemisiert sie.
Diskussion bei "Hart aber fair" wird immer erhitzter
"Das hat niemand von uns gesagt", wirft Amthor ein und schüttelt den Kopf. "Entschuldigung, das ist Unsinn", mischt sich da Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP ein. "Wir haben gerade gesagt, dass wir die Probleme lösen müssen, damit die AfD wieder kleiner wird. Also, dass die nicht vom Himmel fallen … da würde der liebe Gott sich auch beschweren."
Sahebi fragt nach, an welchem Tag sich denn Friedrich Merz hinstellen würde, um zu sagen: "Das Problem Migration ist gelöst." Amthor ist sichtlich verärgert: "Das ist doch Quatsch, dieses Argument, wenn ich immer höre: 'Migration lösen' …" – "Das sagen Sie ja, das sage ich ja nicht." – "Ich kann es Ihnen sagen."
Philipp Amthor holt aus: "Wenn man sich mit den Landräten unterhält und die nicht feststellen müssen, dass die im Takt von Monaten neue Flüchtlingsunterkünfte bauen müssen, wenn die Schulen nicht überfüllt sind, wenn die Sprachkurse nicht überfüllt sind, wenn die Kriminalität in diesem Land zurückgeht, dann sind Probleme gelöst. Und das ist messbar."
Aber was passiere, entgegnet die Autorin, wenn diese Probleme alle gelöst würden – und dann "nimmt ein Mann ein Messer in die Hand und greift jemanden an? Ist es dann wieder ungelöst?"
Philipp Amthor am Tag nach der Wahl in Hochform
"Nein, dann wird dieser Mann verurteilt", antwortet Amthor trocken. Der Austausch wird hitziger. Er fügt hinzu: "Was ist das für ein Argument?" – "Das ist eine Frage." – "Sollen wir deswegen nicht gegen Messerstechereien ankämpfen…?" – "Habe ich das gerade gesagt?" – Wieder Amthor: "Weil die immer wieder passieren können? Das ist doch kein Argument gegen Kriminalitätsbekämpfung."
Die Diskussion wird zunehmend unübersichtlich, fast unverständlich. Sahebi sagt, genau das werde immer entgegnet, wenn man "das anspricht". Die Stimme der Autorin wird tiefer, sie scheint jemanden nachahmen zu wollen: "Wollen sie etwa, dass wir nicht dies und das machen." Amthor entgegnet, wieder trocken: "Weil es ein berechtigtes Gegenargument ist, deshalb sagt man das ja." Langsam wird deutlich, was er von den Argumenten seiner Kontrahentin hält: Nicht so viel.
"Das heißt, sie glauben, ich finde Messerangriffe gut?", wirft die Autorin ein. Spätestens jetzt sind wohl die meisten Zuschauer wohl ausgestiegen. Amthor: "Was ist das für ein relativierendes Argument?" – Sahebi: "Es ist nicht relativierend. Sie sagen gerade, es ist relativierend."
Die Autorin frage sich, wann der Tag gekommen sei, dass dieses Migrationsproblem gelöst sei. Amthor: "Das ist doch Wortklauberei. Wenn nicht jedes Jahr so viele kommen wie die Einwohnerzahl von Rostock."
In diesem Moment endet dieser – für die Zuschauer wohl teils schwer verständliche – Austausch. Kurz reden Amthor, Sahebi und der Moderator Louis Klamroth noch gleichzeitig. Dann spielt der Moderator ein kurzes Video ein. Themenwechsel. Zeit, sich als Zuschauer von dem Wortgefecht zu erholen. Und Zeit für die Diskutanten, sich wieder ein wenig abzukühlen.