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Marktbericht: Rekordlauf an der Wall Street pausiert



marktbericht

Stand: 20.02.2025 16:11 Uhr

Nach den Höchstständen zur Wochenmitte starten die US-Indizes heute allesamt im Minus. Zu groß ist die Unsicherheit. Auch die DAX-Investoren sind mit Blick auf die Bundestagswahl und die Zinspolitik vorsichtig.

Die New Yorker Börsen haben ihre Rekordjagd heute zunächst unterbrochen. Für Nervosität sorgen einmal mehr die Drohungen von US-Präsident Donald Trump, die Handelszölle auszuweiten. Auch dessen schwankende Unterstützung für die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten trägt zur Verunsicherung bei. Zudem drückt ein Kursrutsch bei den Aktien von Walmart auf die Stimmung. Der weltweit größte Einzelhändler geht eher vorsichtig in das neue Geschäftsjahr. So dürfte sich das Wachstum etwas abschwächen.

Angesichts der wieder spürbaren Unsicherheit im Markt können die großen US-Indizes damit zunächst nicht an ihre gestrigen Kursgewinne anknüpfen. Der mit Technologieaktien gespickte Nasdaq 100 ging mit einem Minus von knapp 0,3 Prozent bei 22.116 Punkte in den Handel. Er hatte am Vortag ebenso einen Höchststand erreicht wie der breit aufgestellte S&P 500, der heute zunächst ebenfalls 0,3 Prozent verliert. Der Leitindex Dow Jones, der zur Wochenmitte ohne Rekord geblieben war, startete 0,3 Prozent tiefer bei 44.498 Punkten.

Der DAX kann sich derweil nach seiner Rekordjagd und dem gestrigen Kursrutsch aufgrund von Gewinnmitnahmen etwas stabilisieren. Mehr als ein Plus von 0,2 Prozent auf 22.478 Punkte ist für den deutschen Leitindex am Nachmittag aber nicht drin. In der Spitze war es im Laufe des Vormittags um 0,6 Prozent nach oben gegangen.

Marktbeobachter sehen in den Kursgewinnen kaum mehr als eine technische Gegenreaktion auf die jüngsten Verluste. Nach dem gestrigen Scheitern an der 23.000-Punkte-Marke und dem anschließenden Kursrutsch von über 500 Punkten ist das Börsenbarometer technisch angeschlagen.

Anlegerinnen und Anleger sollten daher besser wachsam sein und mögliche weitere Kursrücksetzer mit einkalkulieren. Auf der Unterseite lohnt es sich daher, die jüngste Aufwärtskurslücke bei 22.306 zu 22.194 Punkte im Blick behalten, bietet diese doch eine markante Unterstützung für den DAX.

"Die Zeichen in Frankfurt stehen auf Korrektur, auch weil sich vor der Bundestagswahl am Sonntag nicht viele Anleger zu neuen Käufen motivieren dürften", betont Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Die aktuellen Umfragen sagten eine schwierige Regierungsbildung voraus und diese Unsicherheit könne in den kommenden Tagen und Wochen auf die Kurse drücken.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Investoren ist die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte gestern ihre Sorge darüber ausgedrückt, dass die EZB zu viele Zinssenkungen durchführen würde. Am deutschen Aktienmarkt steht zudem die Berichtssaison der Unternehmen im Fokus. Unter anderem informierten die DAX-Konzerne Mercedes-Benz und Airbus über ihre Geschäftsentwicklung.

Die Airbus-Aktie gehört dabei im DAX zu den größten Verlierern. Der weltgrößte Flugzeugbauer nimmt sich zwar nach einem holprigen Jahr für 2025 mehr vor. Vorstandschef Guillaume Faury will etwa 820 Passagierjets ausliefern und damit über 50 mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis vor Sonderposten (bereinigtes Ebit) soll auf etwa sieben Milliarden Euro klettern - Analysten hatten sich jedoch etwas mehr ausgerechnet.

Die Titel von Mercedes-Benz knüpften indes an die Gewinnmitnahmen vom Vortag an, konnten mit einem Minus von 1,9 Prozent ihren Anfangsverlust aber eindämmen. Der Autobauer hat im vergangenen Jahr vor allem wegen des schlecht laufenden Geschäfts in China einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Das Konzernergebnis fiel im Jahresvergleich um gut 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Die Stuttgarter hatten bereits im September ihre Gewinnerwartungen drastisch kappen müssen. Die Dividende soll um einen Euro auf 4,30 Euro je Aktie gekürzt werden.

Der Goldpreis hat im frühen Handel eine historische Bestmarke aufgestellt. Bis zu 2.955 Dollar zahlen Anleger in der Spitze für eine Feinunze des gelben Edelmetalls. Gold hatte zuletzt stark von seinem Ruf als "sicherer Hafen" profitiert, aber auch Ängste vor möglichen Trump-Zöllen auf Rohstoffimporte - inklusive Goldbarren - trieben den Preis.

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, geht davon aus, dass der Goldpreis weiter unterstützt bleibt. "Anleger müssen jedoch jederzeit mit Kursrückschlägen rechnen, falls sehr stark auf der Käuferseite positionierte spekulative Investoren kurzfristig Gewinne mitnehmen sollten", schreibt er in einem Kommentar.

Die Ölpreise tendierten am Mittag seitwärts, der Preis für die Nordseesorte Brent verharrt bei 76,04 Dollar je Barrel (159 Liter). Konjunktursorgen wegen der US-Zollpolitik, Angebotsrisiken - Drohnenattacken auf russische Ölraffinerien - und Nachfragesorgen wegen des kalten Winters in den USA halten sich weitgehend die Waage.

Die EU-Kommission hat deutsche Fördergelder in Höhe von 920 Millionen Euro für ein im Bau befindliches Halbleiterwerk des Unternehmens Infineon in Dresden gebilligt. Die Beihilfe stimme mit den Zielen des europäischen Chip-Gesetzes überein, erklärte die Brüsseler Behörde. Damit soll Europa unabhängiger von Herstellern in Asien und den USA werden.

Der Technologiekonzern Siemens hat mit der Verringerung seines Anteils an der Medizintechniktochter Siemens Healthineers brutto 1,45 Milliarden Euro eingenommen. Verkauft worden seien 26,5 Millionen Aktien, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Damit ergibt sich ein Preis von etwa 54,72 Euro je Anteilschein. Der Xetra-Schlusskurs von Siemens Healthineers hatte bei 55,28 Euro gelegen.

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 plant einem Medienbericht zufolge einen weiteren Jobabbau. Firmenchef Bert Habets werde ein neues Sparpaket bei der Bilanz-Pressekonferenz am 6. März vorstellen, berichtete das "Manager Magazin". Habets wolle "grob 500 Stellen" streichen und der Abbau sei bereits mit dem Betriebsrat verhandelt. Der Schnitt in die Personaldecke werde maßgeblich das Fernseh- und Streaminggeschäft mit zurzeit noch etwa 4.000 Mitarbeitern treffen, hieß es. Auch bei den Sachkosten solle gespart werden. ProSiebenSat.1 äußerte sich zunächst nicht konkret dazu. Wie alle Medienunternehmen sei man in der Transformation.

Der weltweit größte Einzelhändler Walmart geht eher vorsichtig in das neue Geschäftsjahr. So dürfte sich das Wachstum etwas abschwächen, teilte das Unternehmen mit. Die Nettoerlöse sollen 2025/26 (per Ende Januar) um drei bis vier Prozent zulegen. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie hat Walmart 2,50 bis 2,60 US-Dollar auf dem Zettel. Dies würde im schlechtesten Fall einen leichten Rückgang bedeuten. Obwohl der Einzelhändler für seine konservativen Prognosen bekannt ist, hatten sich Analysten mehr erhofft. Die Aktie verlor vorbörslich rund 9 Prozent.

Dagegen zogen die Alibaba-Papiere vorbörslich um fast elf Prozent an. Unter anderem angetrieben von seiner viel beachteten Cloud-Sparte hatte der in New York notierte, chinesische E-Commerce-Riese beim Umsatz die Markterwartung übertroffen.

Größter Gewinner im MDAX ist am Nachmittag die Knorr-Bremse-Aktie. Der Lkw- und Bahn-Zulieferer hat dank eines brummenden Geschäfts mit der Ausstattung von Schienenfahrzeugen operativ mehr verdient. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz der deutlichen Abschwächung des Truck-Markts auf 966 Millionen Euro nach 893 Millionen Euro im Vorjahr. Ein zuversichtlicher Ausblick beschert den Aktien ein Dreijahreshoch.

Nach der Veröffentlichung des Geschäftsberichts machen die Anleger bei Krones Kasse. Die Aktien des weltgrößten Getränke-Abfüllanlagenherstellers fallen im MDAX in der Spitze um 6,9 Prozent. Seit Jahresbeginn haben die Titel gut zehn Prozent zugelegt. Krones hat seine Erlöse 2024 um zwölf Prozent auf 5,29 Milliarden Euro gesteigert und lag damit erstmals über der Fünf-Milliarden-Schwelle.

Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat entschieden, dass Birkenstock-Sandalen keine urheberrechtlich geschützten Werke der angewandten Kunst sind. Für einen Urheberrechtsschutz reiche ein rein handwerkliches Schaffen mit formalen Gestaltungselementen nicht aus, betonte das Gericht. Birkenstock hatte gegen drei Konkurrenten geklagt, die ähnliche Schuhmodelle verkauften wie die eigenen.

Der Windparkentwickler PNE hat seine Prognose für 2024 übertroffen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte vorläufigen Zahlen zufolge bei 60 bis 70 Millionen Euro liegen. Ursprünglich hatte PNE nur 40 bis 50 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Grund seien unter anderem starke Leistungen in der Stromerzeugung sowie erfolgreiche Projektverkäufe.

Finanzvermittler Hypoport ist optimistisch

Der Finanzvermittler Hypoport hat seine Jahresziele für 2024 erreicht und nimmt sich nun vor 2025 viel vor. Für das laufende Jahr geht der Betreiber der Immoblienkreditplattform Europace und des Finanzvertriebs Dr. Klein von einem Umsatzsprung um ein Siebtel auf mindestens 640 Millionen Euro aus. Das Ebit soll sich auf 30 bis 36 Millionen Euro in etwa verdoppeln.

Der US-Technologiekonzern Apple hat sein neues iPhone 16e vorgestellt - um den zuletzt schwächelnden iPhone-Verkauf anzukurbeln, ist das neue Modell weitaus günstiger zu haben als frühere iPhones. Apple-Vizepräsidentin Kaiann Drance zufolge verfügt das iPhone 16e über viele Funktionen, die in teureren Modellen zu finden sind - wie etwa auf Apple zugeschnittene KI-Funktionen und die Integration von ChatGPT von KI-Pionier OpenAI -, ist aber schon für knapp 600 Dollar zu haben.

Der französische Autohersteller Renault hat dank Einsparungen und einer Modelloffensive im vergangenen Jahr mehr verdient. Das operative Ergebnis kletterte um 3,6 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Renault setzte sich damit von der Branchenmisere ab - als einer der wenigen Autohersteller musste der Konzern seine Jahresziele nicht revidieren und erreichte sie auch.

Nach dem Aus in der Champions League geraten die Aktien von Juventus unter Druck und verlieren an der Mailänder Börse zeitweise mehr als elf Prozent. Der Turiner Fußball-Erstligist unterlag dem PSV Eindhoven 1:3 im Rückspiel der K.-o.-Phase. Der Verein ist nach dem AC Mailand und Atalanta die dritte italienische Mannschaft, die aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist.

Der Elektro-Lastwagenbauer Nikola sucht nach einem langen Überlebenskampf Schutz vor seinen Gläubigern in einem US-Insolvenzverfahren. Man wolle Unternehmenswerte verkaufen und das eigene Geschäft einstellen, teilte Nikola mit. Als drittgrößter Gläubiger wird in dem Insolvenzantrag der deutsche Autozulieferer Bosch genannt, dem Nikola 13,3 Millionen US-Dollar schuldet.

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