Den Behörden ist ein Schlag gegen mutmaßliche SMS-Betrüger gelungen. Bei einer Großrazzia im Raum Köln wurden 13 Durchsuchungsbeschlüsse für Privatwohnungen vollstreckt.
"Hallo Mama/Papa, das ist meine neue Mobilnummer." So oder so ähnlich beginnen die SMS, die seit 2023 vermehrt auf den Handys Hunderttausender Deutscher eingehen.
Wer keine Kinder hat, reagiert mitunter verwundert oder misstrauisch. Als Elternteil kann eine solche Nachricht, die oft eine Art Hilferuf enthält, Sorge und Angst hervorrufen.
Genau das ist das Ziel der Absender, die nicht die Kinder der Empfänger, sondern Kriminelle sind. Wird angebissen, folgen weitere SMS, in denen zum Beispiel suggeriert wird, dass sich Tochter oder Sohn in einer Notsituation befinden.
Diese Art von SMS wird immer wieder an Handys argloser Deutscher versendet
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"Sag mal, kannst du mir kurz 500 € schicken?"
Immer bitten die Absender aber um Geld. "Sag mal, kannst du mir kurz 500 € schicken?", wird dann gefragt. Oder: "Könntest du etwas Dringendes für mich überweisen?" Sobald das Geld auf dem Konto des Betrügers ist, bricht der Kontakt ab.
Der Kölner Polizei ist nun ein Schlag gegen die kriminellen Absender der "Hallo Mama"-SMS gelungen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei Köln mitteilten. Die Ermittlungsgruppe "Betrug" sei am Mittwochmorgen mit einer Durchsuchungsaktion gegen eine Gruppe von SMS-Betrügern vorgegangen. 13 Durchsuchungsbeschlüsse für Privatwohnungen in Köln und Bergisch Gladbach seien vollstreckt worden.
Zwölf junge Männer zwischen 15 und 20 Jahren sollen Jugendliche vor Schulen oder über soziale Medien mit Versprechungen des "schnellen Geldes" überredet haben, ihre Bankkarten und Geheimnummern zur Verfügung zu stellen. Auf ihre Konten seien dann Geldbeträge in teils vierstelliger Höhe überwiesen und somit "gewaschen" worden, hieß es.
Kein Haftbefehl gegen SMS-Betrüger
Parallel zu den Maßnahmen der Ermittlungsgruppe "Betrug" wurde gegen einen 17-jährigen Kölner ein weiteres Verfahren eröffnet. Die Polizeidirektion und die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Cybercrime in Leipzig ermitteln nun gegen den Jugendlichen. Er soll mehr als 360.000 der betrügerischen SMS versandt haben. Das Ziel: Die angeschriebenen Eltern sollten Geld auf ein angegebenes Konto überweisen.
"Gegen den 17-Jährigen ist von uns kein Haftbefehlsantrag gestellt worden, weil die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür nicht vorlagen", sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gegenüber dem stern. Das gelte auch für die anderen Beschuldigten.
"Die vollzogenen Durchsuchungsmaßnahmen dienten dazu, den bestehenden Anfangsverdacht zu erhärten." Der für einen Haftbefehl erforderliche dringende Tatverdacht sei indes bislang nicht gegeben, so Bremer. "Im Übrigen kann der 17-Jährige jedenfalls in unserem Verfahren nicht als 'Anführer' einer Gruppierung angesehen werden."
25 Handys, 10.000 Euro Bargeld, 250 Gramm Kokain
Im Zuge der Durchsuchungen in und um Köln stellten die Beamten umfangreiche Beweismittel sicher: etwa 25 Mobiltelefone, mehrere Laptops, Gutschein- und SIM-Karten, mehr als 250 Gramm Kokain und etwa 10.000 Euro Bargeld.
Seit dem 1. Dezember 2024 sind bei der Polizei Köln in diesem Zusammenhang etwa 160 Verfahren wegen Geldwäsche und Betruges eingeleitet worden. Der finanzielle Schaden wird auf über hunderttausend Euro geschätzt.