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marktbericht
Die Bundestagswahl wirft ihren Schatten auf die Finanzmärkte voraus. Nicht wenige Experten befürchten, dass die Korrektur im DAX nach dem Sonntag wieder an Fahrt aufnehmen könnte.
Der DAX geht zum Wochenschluss auf sachten Erholungskurs. Bis zum Mittag kann das deutsche Börsenbarometer seine anfänglichen Gewinne aber nur leicht ausbauen, aktuell liegt es 0,2 Prozent im Plus bei 22.364 Zählern.
Der DAX hat damit die Unterstützungszone bei 22.200/22.300 genutzt, um die Wende nach oben einzuleiten. Die Frage ist nur: Wie nachhaltig sind die aktuellen Kursgewinne? Steckt dahinter mehr als nur eine technische Gegenreaktion auf den jüngsten Kursrutsch?
Fakt ist: Der DAX ist nach dem Scheitern an der 23.000-Punkte-Marke technisch angeschlagen, das mahnt die Anleger zur Vorsicht.
Für zusätzliche Unsicherheit unter den Investoren sorgt die bevorstehende Bundestagswahl, erwarten Experten doch eine schwierige Regierungsbildung. Nicht wenige Marktbeobachter rechnen daher mit Kursrückgängen nach der Wahl. Entsprechend könnten heute einige Anleger davor zurückscheuen, Risiken mit ins Wochenende zu nehmen.
Ein Dämpfer für die europäischen Märkte kam am Vormittag unterdessen von der Konjunkturfront: Die Unternehmensstimmung im Euroraum stagnierte im Februar überraschend. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex verharrte auf 50,2 Punkten und damit nur knapp über der Expansionsschwelle. Volkswirte hatten hingegen den dritten Anstieg in Folge erwartet.
Die frischen Daten signalisierten, dass die derzeitige Euphorie am europäischen Finanzmarkt nicht durch eine zunehmende konjunkturelle Dynamik unterlegt ist, erklärte Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz.
In Deutschland zeigte sich ein gemischtes Bild: Zwar sank der Stimmungsindikator im Bereich Dienstleistungen, deutete aber nach wie vor auf Wachstum hin. Der Indikator für die Industrie legte hingegen stärker als erwartet zu - Experten sehen darin ein zartes Hoffnungssignal.
An der Wall Street zeichnet sich derweil eine leichte Gegenreaktion auf die gestrigen Kursverluste ab, die großen Indizes dürften freundlich in den letzten Handelstag der Woche starten. Der Future auf den Leitindex Dow Jones Industrial Average liegt aktuell 0,1 Prozent im Plus, auch der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 zieht etwas an.
Der Euro liegt zur Mittagszeit 0,3 Prozent im Minus bei 1,0471 Dollar. Nach Einschätzung des Experten Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba haben die heute veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes die Erwartungen an weitere Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) "wohl nicht geschmälert".
Gold notiert am Mittag 0,3 Prozent tiefer bei 2.932 Dollar je Feinunze. Tags zuvor hatte das gelbe Edelmetall bei 2.955 Dollar eine neue historische Bestmarke aufgestellt. Gold hatte zuletzt stark von seinem Ruf als "sicherer Hafen" profitiert, aber auch Ängste vor möglichen Trump-Zöllen auf Rohstoffimporte - inklusive Goldbarren - trieben den Preis.
Die Ölpreise haben ihre frühen Verluste ausgebaut. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fällt aktuell um 1,0 Prozent auf 75,73 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Anleger hoffen auf eine solide Nachfrage dank sinkender Lagerbestände an Benzin und Destillaten in den USA.
Im DAX verbucht die Airbus-Aktie weitere Verluste. Das US-Analysehaus Jefferies hat seine Kaufempfehlung für den Titel gestrichen und das Kursziel von 190 auf 180 Euro gesenkt. Expertin Chloe Lemarie rät den Anlegern nach dem soliden Quartalsbericht, auf eine anziehende Produktionsdynamik des Flugzeugbauers zu warten. Denn davon werde die Stimmung in den kommenden Quartalen abhängen.
Der Autohersteller Mercedes-Benz verkauft sein Werk im argentinischen Virrey del Pino. Eine Investorengruppe um den argentinischen Unternehmer Pablo Peralta übernimmt die Fabrik südwestlich von Buenos Aires. Über den Verkaufspreis wurden keine Angaben gemacht. Das Werk in Argentinien wurde 1951 gegründet und ist die älteste Fabrik der Mercedes-Benz Group außerhalb von Deutschland.
Audi-Chef Gernot Döllner hat wenige Tage vor der Bundestagswahl bessere Rahmenbedingungen für die Autobranche gefordert. Er teile die Ansicht von Volkswagen-Finanzchef Arno Antlitz, dass es strukturelle Defizite und Handlungsbedarf in Europa gebe, verschärft am Standort Deutschland, sagte Döllner in einem Reuters-Interview. Nötig sei ein politisches und gesellschaftliches Umdenken, von den Energiepreisen bis hin zur Arbeitsproduktivität.
Aktien von ProSiebenSat.1 heben nach Medienberichten zu einem möglichen Übernahmeangebot ab. Die Papiere steigen um 10,1 Prozent auf 5,92 Euro. Nach Angaben mehrerer italienischer Zeitungen plant der Konzern MediaforEurope (MFE) nach den deutschen Wahlen am Sonntag ein Angebot abzugeben.
Der Investor CE Capital hat Gespräche über eine mögliche Übernahme der Thyssenkrupp-Steel-Beteiligung Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) beendet. Thyssenkrupp sei offen für weitere Kaufinteressenten, teilte HKM mit. Thyssenkrupp will seine Beteiligung an dem Unternehmen mit rund 3.000 Beschäftigten verkaufen. Sollte dies nicht gelingen, werde HKM geschlossen.
Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) will nur wenige Tage nach dem Ende des letzten Aktienrückkaufprogramms ein neues starten. Binnen eines Jahres sollen dafür bis zu 20 Millionen Euro aufgewendet werden. Maximal sollen 800.000 eigene Aktien erworben werden, was etwa 4,25 Prozent des derzeitigen Grundkapitals des Konzerns entspreche.
Der kriselnde japanische Autobauer Nissan bemüht sich einem Medienbericht zufolge um einen Einstieg des US-E-Autobauers Tesla. Die Financial Times berichtete, dass eine Gruppe von Nissan-Managern einen Plan ausgearbeitet habe, um Tesla als "strategischen Investor" zu gewinnen. Der Kurs von Nissan an der Börse in Tokio stieg daraufhin zum Wochenschluss kräftig an.
Die Nachfrage nach medizinischen Gasen hat dem Linde-Rivalen Air Liquide im vergangenen Jahr Rückenwind geliefert. Zudem profitierte der französische Konzern von einem Sparprogramm. Der auf die Anteilseigner entfallende Überschuss des im EuroStoxx 50 gelisteten Unternehmens stieg um 7,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Die Dividende soll von 2,90 auf 3,30 Euro je Aktie steigen.
Nach der dramatischen Bruchlandung in Toronto bietet die Fluggesellschaft Delta den Passagieren 30.000 Dollar. Das bestätigte das Unternehmen laut Berichten der New York Times und des Senders NBC. Die Zahlung sei an keine Bedingungen geknüpft und berühre keine weiteren Ansprüche, erklärte ein Unternehmenssprecher demzufolge. Die Untersuchungen zur Unfallursache dauern derweil an.
Der US-Pharmakonzern Pfizer beendet die weltweite Entwicklung seiner Gentherapie Beqvez zur Behandlung der Blutkrankheit Hämophilie. Grund für den Schritt sei eine zu geringe Nachfrage von Patienten und ihren Ärzten, teilte Pfizer gestern mit. Beqvez wurde im vergangenen Jahr in den USA für die Behandlung von Erwachsenen mit mittlerer bis schwerer Hämophilie B zugelassen.
Der Entwickler des KI-Chatbots ChatGPT, OpenAI, hat einen starken Anstieg der Nutzerzahlen seiner Angebote gemeldet. Die Zahl der wöchentlichen Nutzer sei seit Dezember um 33 Prozent auf rund 400 Millionen gestiegen, erklärte das Unternehmen. Die Zahl der zahlenden Firmenkunden habe sich zudem seit September auf zwei Millionen verdoppelt.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.