marktbericht
Die Rekordrally im DAX geht weiter. Die Anleger ignorieren damit offensichtlich weiterhin alle ökonomischen Risiken, die von der Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump ausgehen.
Der DAX hat seine Rekordjagd nach dem gestrigen Pausentag wieder aufgenommen. Der deutsche Leitindex schnellt im frühen Handel bis zu 1,1 Prozent auf 21.275 Punkte empor. Die Bestmarke vom Montag bei knapp 21.055 Zählern wird damit locker übertroffen.
Gelänge dem DAX nun ein Tagesschlusskurs über der Marke von 21.200 Punkten, wäre Potenzial bis 22.100 Zähler, betont Analyst Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Ein direkter Durchmarsch ist jedoch nicht gesund und eine Abkühlung längst überfällig."
Tatsächlich ist der DAX nach seinem raschen, steilen Anstieg massiv "überkauft", was kurzfristig die Wahrscheinlichkeit einer Gegenbewegung in Form von Kursverlusten erhöht.
Dreh- und Angelpunkt des Geschehens bleibt der neue US-Präsident Donald Trump, der an den New Yorker Börsen am ersten Handelstag nach seiner Amtseinführung für gute Stimmung sorgte. Vor allem die Ankündigung milliardenschwerer KI-Investitionen kommt bei den Investoren gut an.
Die Anleger ignorieren damit weiterhin alle Risiken, die gerade auch für die exportabhängigen deutschen Konzerne vom US-Präsidenten ausgehen. Sie freuen sich, dass Trumps Politik offenbar keine sofortigen Importzölle vorsieht. Hartnäckig hält sich zudem die Hoffnung, dass die angepeilten Zölle geringer ausfallen könnten als zuvor befürchtet.
Dabei hat der neue US-Präsident erst gestern der Europäischen Union erneut mit Zöllen gedroht. "Sie behandeln uns sehr, sehr schlecht. Also werden sie mit Zöllen rechnen müssen", sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Experten rechnen mittelfristig mit drastischen Maßnahmen Trumps.
Mit Blick auf Importe aus Mexiko und Kanada hat Trump bereits Zölle von 25 Prozent in Aussicht gestellt. In Richtung China sagte der Republikaner, er denke über Zölle von zehn Prozent nach.
Gute Vorgaben für den DAX-Handel kommen derweil von der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss gestern 1,2 Prozent höher auf 44.025 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 19.756 Zähler vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,9 Prozent auf 6.049 Stellen zu.
Die asiatischen Börsen haben zur Wochenmitte keine gemeinsame Richtung gefunden. Die Ankündigung massiver KI-Investitionen durch US-Präsident Donald Trump beflügelte die Märkte in Japan. In Tokio stieg der Nikkei-Index um 1,6 Prozent auf 39.646 Punkte, der breiter gefasste Topix gewann 0,9 Prozent.
Aktien des japanischen Tech-Investors SoftBank schossen nach Trumps Ankündigung eines bis zu 500 Milliarden Dollar schweren Joint Ventures namens Stargate mit OpenAI und Oracle um 10,6 Prozent in die Höhe.
In China drückten dagegen anhaltende Konjunktursorgen und die Androhung neuer US-Zölle durch Trump auf die Stimmung. Die Börse in Shanghai verlor 0,8 Prozent. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,9 Prozent.
Im frühen Devisenhandel gewinnt der Euro 0,1 Prozent auf 1,0419 Dollar. "Der Euro hat zum US-Dollar keine weitere Anstiegsdynamik entwickeln können", kommentierten die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Nach wie vor bleibt die Unsicherheit über die künftige Handelspolitik der USA und die Frage möglicher Zölle auch gegen China und die EU ein bestimmendes Thema am Devisenmarkt.
Unterdessen geht am Goldmarkt die Rally weiter: Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Morgen 2.752 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr. Gold befindet sich derzeit in einem stabilen Aufwärtstrend, viel fehlt nun nicht mehr zum Rekordhoch vom Herbst bei 2.790 Dollar.
Am Rohstoffmarkt fällt der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent um 0,4 Prozent auf 79,00 Dollar je Barrel (159 Liter). Belastend wirkten Trumps Pläne zur Ausweitung der US-Energieproduktion.
Im DAX steht die Adidas-Aktie im Fokus. Der Sportartikelkonzern hat im vierten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. So stieg der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge um 24 Prozent auf knapp 6 Milliarden Euro. Von Bloomberg befragte Analysten hatten mit 5,35 Milliarden Euro gerechnet. Das Betriebsergebnis belief sich auf 57 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 377 Millionen Euro angefallen war. Auch hier hatten Analysten mit weniger gerechnet.
Dagegen hat der Industriekonzern Schaeffler im vergangenen Jahr schwächer abgeschnitten als erwartet. So stieg der Umsatz auf Basis vorläufiger Zahlen zwar von 16,3 Milliarden auf 18,2 Milliarden Euro. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 18,5 Milliarden Euro gerechnet. Die um Sondereffekte bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) verfehlte mit 4,5 Prozent den Marktkonsens von 6,3 Prozent deutlich.
Die Evotec-Aktie ist im frühen Handel gefragt. Den Anstoß für die Kursgewinne gab eine Förderung in Höhe von 4,5 Millionen US-Dollar vom Korea Institute of Advanced Technology (KIAT) für Evotec, die Yonsei University und das koreanischen Biotechnologieunternehmen Zymedi. Die Förderung soll laut Mitteilung der Entwicklung von Biologika zur Behandlung von Lungenerkrankungen dienen.
Borussia Dortmund hat die Trennung von Trainer Nuri Sahin bestätigt und will zeitnah einen Nachfolger präsentieren. Gestern hatte die Mannschaft eine 1:2-Niederlage in der Champions League beim FC Bologna verschmerzen müssen. Seit Jahresbeginn hatte der BVB zudem alle drei Spiele in der Bundesliga verloren.
Live-Sportübertragungen und die zweite Staffel der Erfolgsserie "Squid Game" haben Netflix den größten Kundenzuwachs der Firmengeschichte beschert. "Wir gehen mit viel Schwung in das Jahr 2025", teilte der Streaming-Anbieter am Abend mit und hob seine Umsatzziele für das laufende Jahr an. Außerdem kündigte er Preiserhöhungen für die US-Abonnements an.
Google hat einem Medienbericht zufolge erneut eine Milliarde Dollar in das KI-Startup Anthropic investiert. Die Alphabet-Tochter habe die Investition unabhängig von früheren Finanzzusagen geleistet, berichtete die Financial Times. Google hatte dem OpenAI-Rivalen für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) "Claude" bereits Geldspritzen im Gesamtvolumen von zwei Milliarden Dollar zugesagt.