In den Umfragen zur US-Präsidentschaftswahl zieht die Demokratin Harris vielerorts inzwischen an Trump vorbei. Der Ex-Präsident sucht nach einem erfolgversprechenden Kurs gegen die amtierende Vizepräsidentin. Im republikanischen Lager sorgen die Zahlen der Demoskopen nun für Bewegung - in verschiedene Richtungen.
Der Wechsel der Demokraten von Joe Biden zu Kamala Harris hat Ex-Präsident Donald Trump und sein Kampagnenteam unvermittelt getroffen - und nachhaltige Auswirkungen auf die Umfragewerte. Auf Bundesebene und in den umkämpften Swing States.
Harris reitet auf einer Euphoriewelle und hat vielfach den vormaligen Rückstand Bidens auf seinen Konkurrenten wettgemacht. Laut dem Analyseportal RealClearPolitics, welches Umfragen gesammelt auswertet, liegt die Demokratin bundesweit mit 48,1 Prozent inzwischen vor Trump mit 46,7 Prozent bei der Frage, für wen die Wähler als nächstes Staatsoberhaupt stimmen würden. In den möglicherweise entscheidenden Staaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin konnte sich Harris, laut Umfragen der "New York Times" und des Siena College, sogar einen Vorsprung von mehreren Prozentpunkten herausarbeiten.
Im Trump-Lager kommt daher immer mehr Unruhe auf. Ganz unterschiedliche Teile der republikanischen Koalition bringen ihren Unmut zum Ausdruck - und versuchen den 78-jährigen Ex-Präsidenten in die eine oder andere Richtung zu ziehen.
Republikaner geben Trump Ratschläge
Die frühere Botschafterin und Ex-Gouverneurin Nikki Haley machte in der vergangenen Woche den Aufschlag. Sie gab ihrem ehemaligen Rivalen aus den republikanischen Vorwahlen beim rechten Nachrichtensender Fox News den Ratschlag, endlich "mit dem Jammern aufzuhören". Die Wahl lasse sich nicht gewinnen, indem darüber geredet werde, welcher "Rasse" Harris angehöre, oder darüber, dass die Vizepräsidentin "dumm" sei, so Haley. "Die Amerikaner sind kluge Leute. Geht mit ihnen wie mit klugen Leuten um."
Aus den Reihen der von Trump ausgebooteten Republikanern kommt wenig überraschend anhaltende Kritik. Sein ehemaliger erzkonservativer Vizepräsident Mike Pence will ihm seine Stimme beim Urnengang verweigern und vermisst eine deutlich striktere Positionierung beim Thema Schwangerschaftsabbrüche.
Der eigentlich Trump-loyale Senator Lindsey Graham warnte den republikanischen Kandidaten bei NBC hingegen, dass "Donald Trump, der Provokateur, der Entertainer, die Wahl vielleicht nicht gewinnen wird". Trump solle sich auf Inhalte konzentrieren, sagte Graham und seine Lösungen für die "kaputte Grenze" zu Mexiko und die Inflation herausstellen.
Rechte Influencer empört über Wahlkampfteam
Während das Establishment der Republikaner auf eine Verbreiterung der Wählerbasis für November abzielt, sieht ein anderer Flügel des Trump-Lagers genau darin die Ursache für das aktuelle Stimmungstief. Es rumort unter den rechten bis rechtsextremen Influencern.
Diese nehmen jedoch nicht Trump als Kandidaten, sondern seine Wahlkampagne ins Visier. Diese steuere auf eine "katastrophale Niederlage" zu, erklärte der rechtsextreme Influencer Nick Fuentes auf X, weil diese Trump nicht rechts genug positioniere. Seine Kampagne halte ihn "an der kurzen Leine", so Fuentes. Die rechtsextreme Aktivistin Laura Loomer machte die "schwachen" Trump-Unterstützer im TV für sein schwindendes Momentum verantwortlich.
Die lautstarken Online-Aktivisten mit teils über einer Million Follower auf X sorgen bisher für eine konstant hohe Aufmerksamkeit für Trump in den sozialen Medien und bespielen erfolgreich die männliche und weiße Zielgruppe des Republikaners.
Langfristig könnte sich der Spagat aber als schwierig erweisen, neue Wählergruppen zu erreichen und die Rechtsaußen an Bord zu halten. Trump selbst hat allerdings bereits deutlich gemacht, wie er den Wahlkampf weiter gestalten will: lautstark und direkt. Er habe das Recht zu persönlichen Attacken gegen Harris, erklärte er als Antwort auf die Ratschläge Haleys.