
Er prägte die DDR-Opposition wie kaum ein anderer: Gerd Poppe. Unerschrocken und beharrlich begehrte er gegen die kommunistische Diktatur auf - doch war dabei immer gewaltfrei. Auch nach dem Mauerfall prägte er das politische System mit. Jetzt ist der Bürgerrechtler mit 84 Jahren gestorben.
Der DDR-Bürgerrechtler und langjährige Menschenrechtsaktivist Gerd Poppe ist am Samstagabend im Alter von 84 Jahren verstorben. Das teilt die Bundesstiftung Aufarbeitung auf der Plattform X mit. Poppe war Mitbegründer der Bundesstiftung.
Poppe war seit 1968 in oppositionellen Kreisen der DDR aktiv, er organisierte literarische Abende mit kritischen Autoren und arbeitete in der Friedensbewegung. 1976 protestierte er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. 1990 war er nach der friedlichen Revolution in der DDR Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung von Hans Modrow. Von 1990 bis 1998 saß Poppe für die Grünen im Bundestag, von 1998 bis 2003 war er in dem damals neu geschaffenen Amt Beauftragter für Menschenrechte der damaligen rot-grünen Bundesregierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder.
In einem Nachruf würdigte die Bundesstiftung Poppe als jemanden, der "zu jener kleinen Gruppe von Frauen und Männern" gehörte, "die seit den 1970er Jahren in der DDR beharrlich gegen die kommunistische Diktatur aufbegehrten - mit Worten, mit Haltung, mit persönlichem Risiko." Er sei verhaftet worden, habe sich nicht einschüchtern lassen. "Poppe stand für eine Opposition, die gewaltfrei, prinzipientreu und zukunftsgewandt war."
Poppe kritisierte bereits vor 20 Jahren Putin
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katrin Göring-Eckardt würdigte Poppe als freundlichen "Kämpfer für die Freiheit". "Seine Entschlossenheit hat angesteckt, nicht weil er ein großer Anführer war, sondern ein überzeugender Diskutant", schrieb Göring-Eckardt im Onlinedienst X. Die Grünen hätten ihm sehr viel zu verdanken. "Vor allem den realistischen Kurs in der Außenpolitik."
Dabei erinnerte sie an Poppes Rolle während der Kriege auf dem Balkan. Er habe damals mit wenigen anderen den Kampf für Verantwortungsübernahme, auch militärisch, gekämpft. "Er wird sehr fehlen und sein Rat in diesen fragilen Zeiten, in denen die Freiheit allüberall bedroht ist, besonders."
Poppe hatte schon vor mehr als 20 Jahren das Vorgehen von Russlands Präsident Wladimir Putin und auch von China gegen andere Völker kritisiert. Zum Tag der Menschenrechte 2002 schrieb er damals, "die Unterdrückung ganzer Völker - Uiguren, Tibeter, Tschetschenen - ist kein Beitrag zum Antiterrorkampf. Ganz im Gegenteil: Sie schafft erst den Nährboden für die Zunahme extremistischer Gewalt."