Im Libanon sind ungeachtet der Aufrufe zu einer Ausreise noch mehr als 2000 Deutsche registriert. Das Außenministerium warnt davor, auf Evakuierungsflüge mit der Bundeswehr zu setzen.
Das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium haben die trotz mehrfacher Ausreiseaufforderungen im Libanon verbliebenen Deutschen davor gewarnt, bei einer Eskalation ganz auf staatliche Rettung zu bauen. "Eine Evakuierungsoperation ist keine Pauschalreise mit Reiserücktrittsversicherung. Eine Evakuierungsoperation ist mit Gefahren und Unsicherheiten verbunden und überhaupt nicht problemlos. Und vor diesem Hintergrund rufen wir weiterhin alle Deutschen, die sich im Libanon aufhalten, zur dringenden Ausreise auf", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, eine Weigerung zur Ausreise unter Berufung auf die Bundeswehr sei grundfalsch und verantwortungslos - auch gegenüber den Soldaten. Beide beklagten, in der Berichterstattung seit Wochenbeginn über Vorbereitungen und Optionen einer Evakuierung sei ein falscher Eindruck entstanden, der deutsche Staatsbürger im Libanon von der eigenen Ausreise abgehalten habe. Allerdings hat die Bundesregierung seit Monaten und wiederholt zur Ausreise ausgerufen. Auf einer Krisenvorsorgeliste sind nach Angaben vom Montag 2.100 deutsche Staatsbürger im Libanon registriert. In der vergangenen Woche waren es erst 1.300 Menschen gewesen.
Der Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, die Lage im Nahen Osten werde sehr genau und umfassend verfolgt und es gebe eine Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium. Man sei "jederzeit handlungsfähig". Er warnte: "Eine Ausreise über Syrien kommt nicht in Betracht. Der Hafen in Beirut ist nicht vollständig operabel und wenn wir uns an 2006 erinnern, dann war der Flughafen in Beirut auch eines der ersten Ziele der Luftangriffe und war dann auch nicht mehr nutzbar. Insofern ist es nicht total wahrscheinlich, dass es zu einer schnellen Luftabholung kommt."
Diese ist die erste von drei Eskalationsstufen im Falle eines Evakuierungseinsatzes und gilt nach Angaben der Bundeswehr als unkomplizierteste Variante einer insgesamt schwierigen Situation. Die Luftwaffe schickt bei einer schnellen Luftabholung Flugzeuge und bringt die Landsleute heim. Bei einer schnellen Luftevakuierung werden Schutzberechtigte an einer Sammelstelle registriert und ausgeflogen. Robuste Luftevakuierung bedeutet, dass die Menschen, wenn nötig, freigekämpft werden müssen.