Franziska Preuß und die deutschen Biathletinnen gehen das erste Mal bei der WM leer aus. Einzig WM-Debütantin Johanna Puff ist treffsicher. Eine Französin siegt.
Diesmal blieb Franziska Preuß nur die Rolle der Gratulantin. Nach ihrem überragenden Gold in der Verfolgung war die 30-Jährige als die große Titelfavoritin ins Einzel bei der Biathlon-Weltmeisterschaft im schweizerischen Lenzerheide gestartet. Doch anders als im Jagdrennen, wo sie alle 20 Scheiben abräumte, kassierte sie diesmal zwei Fehler - und landete damit als Zehnte außerhalb der Medaillenränge.
"Ich war einfach unkonzentriert und unruhig. Und so schnell passieren dann zwei Fehler. Das ist aber kein Beinbruch", sagte Preuß, die als beste Deutsche den Klassiker über 15 Kilometer beendete. Verschmerzen kann sie dieses Ergebnis locker, denn in den drei Rennen zuvor hat sie neben ihrem ersten WM-Einzeltitel mit Silber im Sprint und Bronze in der Mixedstaffel bereits einen kompletten Medaillensatz eingesammelt.
Ihr zweites Gold nach der Mixedstaffel sicherte sich die Französin Julia Simon. Silber holte sich die Schwedin Ella Halvarsson, Bronze ging an Simons Teamkollegin Lou Jeanmonnot (1 Fehler/+ 39,2 Sekunden). "Franziska ist keine Maschine. Sie hat auch schon ein super Rennen gemacht und man darf nicht vergessen, der Weltmeistertitel ist energetisch auch sehr fordernd", sagte ZDF-Expertin Denise Herrmann-Wick, die bei den Olympischen Spielen in Peking geholt hatte.
Zu viele Schießfehler der Deutschen
Als einzige DSV-Skijägerin blieb WM-Debütantin Johanna Puff (22) fehlerfrei, sie wurde 22. Julia Tannheimer (19) schoss viermal daneben und landete auf Rang 33. Noch schlimmer erwischte es Selina Grotian, die nach fünf Strafminuten nur 46. wurde. Tränen flossen im Zielraum bei Tannheimer, nachdem beim letzten Schießen bei ihr die Beine wackelten - die berühmt-berüchtigte Nähmaschine. Sie war zumindest mit ihrer läuferischen Vorstellung als Teilleistung zufrieden. Für Grotian läuft es nach Mixed-Bronze in den Einzelrennen noch nicht wie erhofft läuft. "Ich kann mir das nicht erklären", sagte die 20-Jährige im Zielraum in der Auswertung zu Preuß.
Das letzte Einzel-Gold für Deutschland holte damit Laura Dahlmeier 2017 in Hochfilzen. Bei der WM im Vorjahr in Nove Mesto war Janina Hettich-Walz, die kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes steht, auf den Silberrang gelaufen.
Zunächst läuft alles nach Plan
Preuß arbeitete bei besten Bedingungen zunächst wie ein Uhrwerk am Schießstand. Souverän räumte sie die ersten 15 Scheiben ab, durch ihre Erfolge hat sie die nötige Sicherheit. Auch in der Loipe lief sie kontrolliert auf, aber hing da schon etwas hinter den Schnellsten zurück. "Ich war fast schon zu locker. Ich war dann richtig positiv überrascht, wie gut ich ins Rennen reingekommen bin. In den ersten drei Schießen habe ich mich richtig stabil gefühlt", berichtete die Weltcup-Gesamtführende.
Doch dann ließ Preuß vor den 6.200 Zuschauern in der Roland Arena beim Showdown gleich zwei Scheiben stehen. "Ich habe dann schon Stadionsprecher wahrgenommen, das ist kein gutes Zeichen. Ich konnte dann den Schalter nicht umlegen und bin ein bisschen vom Plan abgekommen", sagte Preuß, die nach ihrem großen Coup in die Rolle der Friseurin geschlüpft war und den Trainern Kristian Mehringer und Sverre Olsbu Röiseland in der Teamunterkunft unvorteilhafte Frisuren verpasst hatte. Leicht verunstaltet musste das Duo so auch zum Einzel erscheinen, nahm die verlorene Wette aber mit Humor.
Drei weitere Chancen
Chancen hat Preuß nun wahrscheinlich noch in der Single-Mixedstaffel, der Staffel und im abschließenden Massenstart. Die bisher enttäuschenden Männer haben im Einzel am Mittwoch (15.05 Uhr/ARD und Eurosport) maximal Außenseiterchancen. Norwegens Rekordweltmeister Johannes Thingnes Bö konnte sein drittes Gold in den Schweizer Alpen holen.