Chinas Exporte sind im März überraschend deutlich gestiegen - getrieben wohl aus Angst vor einer Eskalation des Handelskonflikts mit den USA. Die Sorgen unter Händlern in China wachsen.
Die US-Regierung setze in jüngster Zeit Zölle missbräuchlich ein, so Wang Lingjun von der chinesischen Zollbehörde bei der Vorstellung der jüngsten Außenhandelszahlen. Dies habe einen negativen Einfluss auf den weltweiten Handel, inklusive Amerika und China.
Doch im März konnten Chinas Exporte nochmal deutlich zulegen - und zwar um 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Getrieben wurden die Ausfuhren wohl auch aus Angst vor einer Eskalation des Handelsstreits mit den USA. Chinesische Unternehmen versuchten offenbar, viele Waren außer Landes zu schaffen, bevor die Zölle weiter steigen. Chinas Importe dagegen gingen im März um 3,5 Prozent zurück.
Rückzieher wohl aus Angst vor US-Verbrauchern
Währenddessen hat die Führung der Volksrepublik begrüßt, dass die USA bestimmte Tech-Produkte von den zusätzlichen Einfuhrzöllen in Höhe von 145 Prozent ausgenommen haben. Es handle sich dabei um einen ersten kleinen Schritt, einen großen Fehler zu korrigieren, teilte das Handelsministerium in Peking mit. Das Ministerium forderte die US-Regierung auf, die Zusatzzölle komplett abzuschaffen.
Die USA haben elektronische Güter wie Smartphones und Computer von den massiven Einfuhrzöllen für chinesische Produkte ausgenommen. Auch für Prozessoren und Mikrochips sollen Ausnahmen gelten. Die US-Regierung reagiert damit offenbar auf Befürchtungen, elektronische Geräte könnten für US-Verbraucher deutlich teurer werden.
Chinas Reaktion unterschätzt?
Möglicherweise war die Regierung in Washington überrascht, dass die kommunistische Führung nicht nachgibt. China hatte auf die Zölle von Präsident Donald Trump unter anderem mit Gegenzöllen in Höhe von 125 Prozent reagiert.
Es sei unklar, ob die US-Seite verstanden habe, wie überzeugt man in China vom Konfrontationskurs ist, analysiert Mareike Ohlberg vom US-Thinktank German Marshall Fund. China sei zwar insgesamt, was die Optionen angehe, in einer schwächeren Position bei Gegenschlägen, aber "auch bereit, dafür jetzt bestimmte Kosten zu tragen und nicht so schnell klein beizugeben", sagt Ohlberg.
China kann bei Importen leichter ausweichen
Die Volksrepublik importiert viel weniger aus den USA als sie in die Vereinigten Staaten exportiert. Zölle treffen China also härter als die Gegenseite. Dennoch: China importiert unter anderem große Mengen an US-Landwirtschaftsprodukten. Um die Preissteigerungen im Inland gering zu halten, kann Chinas Führung auf andere Länder ausweichen.
Dagegen können die Vereinigten Staaten viele Produkte, die China produziert, nicht ohne weiteres woanders kaufen. Die Folgen sind steigende Preise in den USA und sinkende Nachfrage bei Herstellern in China.
Große Angst bei kleineren Händlern
Der Druck auf die chinesischen Händler steige, sagt Wang Xin, Vorsitzende der Shenzhen Cross-Border E-Commerce Association: "Wir beobachten, dass einige kleine Unternehmen anfangen, sich Sorgen um ihre Situation zu machen. Da sie ihre Produkte nicht verkaufen können, stehen sie unter dem Druck der Banken, sie müssen Löhne und Lieferanten bezahlen." Sie geht davon aus, dass sich die Situation in Zukunft noch dramatischer wird.
Der Verband vertritt mehrere Tausend Verkäufer, die unter anderem über die US-Plattform Amazon Waren in die USA verkaufen. Bislang konnten Pakete mit Warenwerten von bis zu 800 US-Dollar zollfrei in die Vereinigten Staaten geschickt werden. Trump hat angekündigt, auch diese Regelung abzuschaffen.