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Bahn bewertet ihre Infrastruktur erstmals seit Jahren etwas besser



Stand: 15.04.2025 18:00 Uhr

Mit 3,0 - also "mittelmäßig" - bewertet die Bahn ihre eigene Infrastruktur. Was mau klingt, ist aus Bahn-Sicht eine gute Nachricht. Denn erstmals seit Jahren hat sich der Zustand nicht verschlechtert. Großes Sorgenkind bleiben die Stellwerke.

Mit Milliardeninvestitionen ist es der Deutschen Bahn nach eigenen Angaben gelungen, den Verfall ihrer Infrastruktur zumindest teilweise zu bremsen. Das geht aus dem "Netzzustandsbericht" für 2024 hervor, den die Infrastrukturtochter der Bahn jetzt veröffentlicht hat.

Seit 2021 gibt die Bahn in diesem Bericht ihrer eigenen Infrastruktur Noten, die dem System von Schulnoten ähneln: Eine Eins bedeutet "neuwertig", eine Drei "mittelmäßig", eine Fünf "mangelhaft".

Im ersten Bericht hatte sich die Bahn noch die Gesamtnote 2,93 gegeben - danach ging es stetig bergab. 2024 gibt es nun eine leichte Verbesserung: von der Note 3,03 auf 3,00. Grund dafür seien hohe Investitionen, die noch die alte Bundesregierung auf den Weg gebracht hatte.

Verband Pro Schiene: Abwärtstrend gestoppt

Fast 20 Milliarden Euro seien im vergangenen Jahr verbaut worden, sagte der Chef der Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO, Philipp Nagl. Das sei gut angelegtes Geld gewesen. Jetzt komm es darauf an, diese Mittel langfristig zu verstetigen - dann könne "eine echte Trendwende gelingen".

Auch der Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene, Dirk Flege, äußerte sich verhalten lobend. Zwar gebe es "noch keinen Grund für großen Jubel". Aber immerhin scheine "der Abwärtstrend im bundeseigenen Schienennetz gestoppt zu sein, und das ist eine gute Nachricht."

Die "Güterbahnen", ein Zusammenschluss von Bahn-Konkurrenten, bewertete den Bericht hingegen kritisch. Es sei trotz der Milliarden-Aufwendungen nur der weitere Verfall des Netzes aufgehalten worden. Zudem: "Das Tempo reicht noch nicht: Mehr Budget, aber auch eine viel bessere Koordination der vielen Baustellen ist erforderlich", sagte Geschäftsführer Peter Westenberger.

Jedes zweite Stellwerk mindestens "schlecht" bewertet

Gerade ein Blick in die Details des Berichts zeigt, warum das Lob allenfalls verhalten ausfällt. Denn bei den Stellwerken, ohne die bei der Bahn gar nichts geht, hat sich die Lage weiter verschlechtert - von der Note 4,02 auf eine 4,12.

Jedes zweite der rund 4.000 Stellwerke in Deutschland wir als "schlecht", "mangelhaft" oder "einschränkend" bewertet - muss also dringend instand gesetzt oder erneuert werden. Manche Anlagen sind mehr als 100 Jahre alt und müssen noch von Hand bedient werden.

Gerade viele Stellwerke - hier ein Blick in das von Frankfurt-Höchst - gelten als veraltet.

Auch nach der Generalsanierung keine Eins

Deutliche Verbesserungen gibt es laut dem Bericht hingegen bei Bahnhöfen, Weichen und Gleisen. Die DB InfraGO hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Kilometer Gleise und über 1.800 Weichen erneuert und Dutzende Bahnhöfe saniert.

Allerdings gibt es dabei deutliche regionale Unterschiede. Während die Bahn ihr Schienennetz in Thüringen mit einer 2,61 bewertet, ist es in Nordrhein-Westfalen nur eine 3,27. Und selbst auf der eben erst generalsanierten Riedbahn ist noch nicht alles gut. Die Bahn vergibt hier keine Eins, sondern "nur" eine eine 2,19. Im Vergleich zum Vorjahr ist das allerdings eine deutliche Verbesserung. 2023 erhielt die Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim noch die Note 3,70.

Mit dem Konzept der Generalsanierung hofft die Bahn, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Dabei wird eine Strecke für einen bestimmen Zeitraum komplett gesperrt um Gleise, Signale, Oberleitungen und andere Infrastruktur erneuern zu können. Die Riedbahn war Vorreiter dafür, bis 2030 sollen 40 weitere, stark befahrene Abschnitte folgen.

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