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Wie Trump und OPEC+ den Ölpreis bestimmen



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Stand: 01.04.2025 13:13 Uhr

Die OPEC+ dreht von heute an den Ölhahn stärker auf. Sinken nun die Preise für Benzin und Diesel an den Tankstellen? Oder macht US-Präsident Trump den Verbrauchern einen Strich durch die Rechnung?

Angela Göpfert

Wie stark dreht die OPEC+ den Ölhahn jetzt auf?

Acht Staaten des Ölverbunds OPEC+ werden von heute an ihre freiwilligen Förderkürzungen schrittweise zurückfahren. Die 2023 beschlossene Kürzung der Tagesproduktion um 2,2 Millionen Barrel soll so rückgängig gemacht werden. Dadurch steigt die tägliche Ölproduktion der OPEC+ ab April jeden Monat um knapp 140.000 Barrel.

Mit welchen Folgen für den Ölpreis ist zu rechnen?

Marktbeobachter rechnen mit keiner unmittelbaren Reaktion der Ölpreise, denn die OPEC+ hatte diesen Schritt bereits Ende Februar angekündigt. Heute beginnt nur der Vollzug, das ist also keine Überraschung mehr für die Märkte. Allerdings spricht die Produktionsausweitung der OPEC+ generell für niedrigere Ölpreise, sollte dadurch doch das Angebot auf dem Ölmarkt steigen.

Commerzbank-Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht unterstreicht allerdings, dass noch völlig unklar sei, wie viel Öl nun tatsächlich zusätzlich auf den Markt kommt. "Denn diese Länder haben sich ebenfalls verpflichtet, ihre Überproduktion aus der Vergangenheit auszugleichen. Fraglich ist jedoch, ob sich die größten Abweichler - das sind vor allem der Irak, Kasachstan und Russland - tatsächlich an ihre Zusagen halten." In der Vergangenheit hatten zumindest der Irak und Kasachstan vergleichbare Zusagen nur teilweise umgesetzt.

Wo sehen Experten den Ölpreis 2025?

Unterm Strich haben sich die Ölpreise im ersten Quartal des laufenden Jahres kaum vom Fleck bewegt. Das für Europa wichtige Rohöl der Nordseesorte Brent kostete zuletzt knapp 75 Dollar - rund 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Tendenziell sehen Experten den Ölpreis 2025 unter Druck. Einer aktuellen Reuters-Umfrage unter 49 Ökonomen und Analysten zufolge erwarten diese im laufenden Jahr einen Brent-Preis von durchschnittlich 72,94 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Dazu passt die Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA), wonach der Ölmarkt in diesem Jahr mit rund 600.000 Barrel pro Tag überversorgt ist. Sofern die OPEC+ das Ölangebot ab April jeden Monat um knapp 140.000 Barrel pro Tag erhöhen sollte und die Überproduktion in Ländern wie Kasachstan bestehen bleibt, würde das Überangebot laut der IEA um weitere 400.000 Barrel pro Tag steigen.

Große Risiken gibt es jedoch sowohl auf der Angebots- als auch der Nachfrageseite - und die hängen allesamt mit der Zoll- und Sanktionspolitik des US-Präsidenten Donald Trump zusammen.

Wie wirken sich die Trump-Sanktionen gegen den Iran auf die Ölpreise aus?

Seit seiner Rückkehr ins Amt im Januar hat Trump seine Kampagne des "maximalen Drucks" auf den Iran wieder aufgenommen, um ein neues Atom-Abkommen mit der Islamischen Republik auszuhandeln. Dazu sollen die iranischen Ölexporte "auf null" gedrückt werden. Erst im März verhängte Trump neue Sanktionen, unter anderem gegen Schiffe der iranischen Schattenflotte, mit deren Hilfe der Iran die bisherigen Sanktionen bislang weitgehend umgehen konnte. "So lagen die iranischen Ölexporte zuletzt noch immer bei rund 1,4 Millionen Barrel pro Tag", betont Commerzbank-Rohstoffexperte Carsten Fritsch.

Trump erwägt überdies sogenannte sekundäre Zölle, die Länder bestrafen würden, die weiterhin iranisches Öl kaufen. Solche Strafzölle könnte Trump morgen, am von ihm selbst so betitelten "Liberation Day", verkünden. China ist der größte Importeur von iranischem Öl. "Sollte es den USA gelingen, die iranischen Ölexporte deutlich zu drücken, würde sich der Ölmarkt erheblich anspannen", betont Fritsch.

Und was ist mit dem Venezuela-Dekret von Trump?

Ende März hat Präsident Donald Trump ein Dekret unterzeichnet, wonach ein Land ab dem 2. April mit einem 25-Prozent-Zoll auf all seine Exporte in die USA belegt wird, wenn es Venezuela Öl oder Gas abkauft. Auch diese "Sekundärzölle" richten sich in erster Linie gegen China, das den Schwarzmarkt für venezolanisches Öl dominiert. Bereits die Ankündigung der neuen Zölle ließ die Ölpreise steigen, dürften diese doch zu einem geringeren weltweiten Ölangebot führen.

Kommen die US-Importzölle auf Rohöl aus Kanada und Mexiko?

Morgen endet der Anfang März von Trump gewährte Aufschub von US-Importzöllen für bestimmte Güter aus Kanada und Mexiko. Sollte es nicht zu einer erneuten Verschiebung kommen, müssten die US-Raffinerien einen Zollsatz von zehn Prozent bei der Einfuhr von Rohöl aus Kanada und von 25 Prozent für Rohölimporte aus Mexiko zahlen. Das würde die Ölpreise maßgeblich in die Höhe treiben. Experten rechnen für diesen Fall mit gravierenden Auswirkungen auf die US-Raffinerien, denn diese bezogen im vergangenen Jahr Daten der US-Energiebehörde zufolge rund 60 Prozent ihrer täglichen Rohölimporte aus Kanada.

Und was ist mit Russland?

Trump zeigte sich zuletzt "stinksauer" über Russlands Präsidenten Wladimir Putin - und drohte ihm mit Sonderzöllen für Abnehmer russischen Öls. Diese könnten 25 bis 50 Prozent betragen und jederzeit in Kraft treten. Sollte es soweit kommen, würde dies Moskau den Export erschweren und so das Öl-Angebot auf dem Weltmarkt schmälern, was wiederum zu steigenden Preisen führen würde. Zu Russlands großen Abnehmern gehören unter anderem Indien und China.

Gibt es auch Argumente für fallende Ölpreise?

Absolut - und auch sie haben in erster Linie mit Trump zu tun. Ökonomen fürchten angesichts der erratischen Zollpolitik des US-Präsidenten eine Konjunkturflaute in den USA. Trump selbst wollte zuletzt in einem TV-Interview eine Rezession nicht ausschließen. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs sehen eine deutliche erhöhte Rezessionsgefahr, die Wahrscheinlichkeit dafür in den kommenden zwölf Monaten sei von 20 auf 35 Prozent gestiegen.

Experten fürchten zudem, die Trumpsche Zollpolitik könnte nicht nur in den USA, sondern auch in anderen großen Volkswirtschaften ein geringeres Wachstum nach sich ziehen. Das bedeutete jedoch automatisch eine niedrigere Nachfrage nach Öl - und damit niedrigere Preise.

Welche saisonalen Faktoren bewegen aktuell den Ölpreis?

Laut Statistik sind die Monate März, April und üblicherweise positive Monate für den Ölpreis. Hintergrund ist die sogenannte "Driving Season": Der Zeitraum vor Ostern und bis Pfingsten geht nämlich üblicherweise mit einem stark erhöhten Verkehrsaufkommen einher, was sich in steigenden Ölpreisen widerspiegelt. Hierzulande rechnet die Autobahn GmbH bereits für das kommende Wochenende mit volleren Fernstraßen.

Was bedeutet das alles für die Preise an den Tankstellen?

Tendenziell dürften die Preise an den Tankstellen in der "Driving Season" anziehen, im Gesamtjahr 2025 dürften sie aber im Schnitt - ebenso wie der Ölpreis - keine allzu großen Sprünge nach oben machen. Viel hängt dabei davon ab, inwieweit die Mineralölkonzerne etwaige Preisänderungen auf dem Weltmarkt an die Verbraucher an den Tankstellen weitergeben.

Speziell Diesel-Fahrer können aktuell auf sinkende Preise hoffen; ihnen kommt das Ende der Heizperiode zupass, was die Nachfrage nach Heizöl typischerweise senkt. Denn Heizöl und Diesel sind prinzipiell das gleiche Produkt, werden lediglich als Heizöl und Diesel unterschiedlich deklariert.

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