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Wie Spaniens Olivenbauern sich gegen Dürre und Hitze wappnen



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Stand: 26.01.2025 08:40 Uhr

Für Olivenöl müssen Verbraucher weiterhin viel Geld bezahlen. Extreme Hitze- und Dürreperioden verknappten die Ernte. In Spanien ist der Preis aber mittlerweile wieder gesunken.

Kristina Böker, SWR

Es sind die letzten Erntetage der Saison. In den sanften Hügeln rund um Cordoba knattern nur noch vereinzelt die Maschinen, mit denen die Oliven von den Bäumen in Netze gerüttelt werden. Auf der Finca von Belen Luque und Rafael Gálvez ernten sie die letzte Olivensorte der Saison: Arbequina.

Diese rund um Cordoba weit verbreitete Sorte war in der vorherigen Saison fast komplett einer frühen Hitzewelle zum Opfer gefallen - mitten in der Blütezeit. Keine Blüten, keine Oliven, kein Öl. Die Luques bauen zwar auch andere Sorten an, aber die Einnahmen der Finca brachen ein. Statt 14 Millionen Kilo gaben die Bäume nur etwa halb so viele Früchte her.

Zwei Jahre nacheinander "miserable" Produktion

"Die Produktion war miserabel", klagt Belen, "und das zwei Jahre hintereinander." Die laufende Saison sei durchschnittlich, das verschaffe ihnen eine kleine Atempause. "Wir haben eine ganz ordentliche Menge Öl produziert. Und die Qualität ist gut. Mit dieser Saison können wir zufrieden sein."

Auf 300 Hektar Fläche bauen sie an, in der siebten Generation und jetzt ökologisch. Belens Vater war quasi Ökopionier, als sonst noch niemand daran dachte. "Er wollte nicht die erste Generation sein, die Chemie auf die Bäume spritzt", so Belen.

Auch in der Mühle des Unternehmens ist zu sehen, dass diese Saison besser läuft: Etwa 100 Bauern aus der Gegend bringen ihre Früchte und lassen das Öl bei Familie Luque produzieren. Tag für Tag Laster voller Oliven. Auch davon lebt der Betrieb.

Oliven liegen bei der Ernte auf dem Boden

In Spanien hat sich Ölpreis halbiert

Wenn Spaniens Olivenmühlen brummen, also mehr Olivenöl produziert wird, dann könnte das die Preise weltweit drücken. Spanien ist Weltmarktführer. Aber in Deutschland liegt der aktuelle Preis laut Statistischem Bundesamt derzeit noch 37 Prozent über dem vor einem Jahr.

In Spanien dagegen wirken sich die besseren Ernten schon auf die aktuellen Preise aus: Nach dem jüngsten Bulletin des spanischen Agrarministeriums halbierte sich der Preis für 100 kg Olivenöl "Virgen extra" auf dem nationalen Markt innerhalb eines Jahres von 896 auf 444 Euro. Ein Hoffnungsschimmer für die Verbraucher, nicht nur in Spanien.

Suche nach hitzeresistenteren Sorten

Aber dort spüren die Menschen jede Preisbewegung besonders intensiv. Denn in Spanien ist Olivenöl ein Grundnahrungsmittel. Fraglich nur, ob die Entspannung auf dem spanischen Olivenmarkt andauert. Belen Luques größte Zukunftssorge ist der Klimawandel: "Die Hitze während der Blütephasen hat uns dazu gebracht, dass wir als Branche nach resistenteren Sorten suchen und den Umgang mit Wasser optimieren müssen."

Aber welche Olivensorte trotzt dem Klimawandel? Das beschäftigen sich Forscher an der Uni Cordoba in Andalusien. In der Forschungsgruppe UCOLIVO untersuchen sie Hunderte Olivenarten aus der ganzen Welt. Im Lauf der vergangenen Jahre ist eine international anerkannte Keimplasma-Bank entstanden, bestehend aus etwa 1.000 Bäumen, allein zu Forschungszwecken. Die Ernte dieser Bäume landet im Uni-Labor, unter anderem zwecks DNA-Analyse.

Olivenanbau fit für den Klimawandel machen

Im Laufe der vergangenen Jahre haben sie in zahlreichen Laborschubladen Kerne von um die 700 Olivenarten gesammelt. "Jede Olive ist anders. Einige kommen besser, andere schlechter mit Hitze, Kälte oder Wassermangel klar", erklärt Agraringenieur Pablo Morello. Auch hätten sie unterschiedliche Resistenzen gegen Krankheiten.

Darauf und auf die Optimierung des Ertrags war die Erforschung der Olivenpflanzen lange Zeit fokussiert. Die Züchter wollten das Produkt fit für die Massenproduktion machen. Aber jetzt drehe sich die Forschung Richtung Klimawandel, sagt Pablo.

Anfragen aus Belgien und Bulgarien

Seit Neuestem bekommen die Forscher auch Anfragen aus Ländern, in denen es bisher zu kühl für den Olivenanbau war, etwa aus Belgien oder Bulgarien. "Sie fragen uns nach kälteresistenteren Sorten", erklärt Conchi Muñoz, Leiterin der Forschungsgruppe UCOLIVO. Diese Forschung stehe noch am Anfang. "Ansonsten etablieren wir vor allem neue Züchtungsprogramme für Sorten, die Dürre und Hitze besser vertragen."

Auf diese Forschung dürften Olivenbauern am Mittelmeer hoffen, auch Belen und Rafael. Sie glauben an die Zukunft ihrer Jahrtausende alten Branche, wollen ihre Finca irgendwann an die achte Generation übergeben. "Oliven sind doch ein großartiges und dazu gesundes Produkt", begründet Belen ihren Optimismus: "Und wir tun mit unseren Olivenhainen auch noch etwas Gutes für den ökologischen Fußabdruck."

Aber nicht alle Märkte haben sich schon von den Dürren der vergangenen Jahre erholt. In kleineren spanischen Anbaugebieten wie Katalonien oder Valencia lief es schlechter als in Andalusien. Entwarnung für die Zukunft mag deshalb niemand geben.

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