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Fondsmarkt: Wo liegen die Vorteile von "aktiven" ETFs?



Stand: 26.01.2025 19:53 Uhr

Im Markt für Investmentfonds gibt es einen neuen Trend. "Aktive" ETFs sollen die Vorteile herkömmlicher Fonds mit den niedrigen Kosten aus der Welt der Indexfonds verbinden. Dabei gibt es Chancen, aber auch Risiken.

Andreas Braun

In die Welt der ETF, Kürzel für "exchange traded funds", zu deutsch börsengehandelte Fonds, ist Bewegung gekommen. So genannte "aktive" ETFs gewinnen zunehmend Marktanteile. Und sie könnten vor allem den traditionellen Aktien- oder Rentenfonds Konkurrenz machen.

Die ETFs, die in den vergangenen Jahren auch bei privaten Fondskäufern immer beliebter geworden sind, folgen in aller Regel stur einem Index, wie etwa dem DAX oder dem Weltindex MSCI World. Deshalb bewegen sich auch die Kurse solcher Indexfonds genau wie der Index selbst. Weil sie kein aktives Fondsmanagement wie die klassischen Investmentfonds brauchen,, gelten sie auch als "passive" Form der Geldanlage.

Das Beste zweier Welten?

Aktive ETFs sind nun eine neue Spielart der börsengehandelten Fonds wie Thomas Kehl vom Finanzportal Finanzfluss erklärt: "Vom Produkt her sind aktive ETFs ähnlich konstruiert wie ganz normale aktive Fonds, die man aus der Vergangenheit kennt. Mit dem Unterschied, dass sie nun quasi in einen 'ETF-Mantel' gepackt werden. Das heißt, sie sind börsengelistet, wie man das von ETFs kennt. Man kann sie also über die Börse kaufen und nicht über die Fondsgesellschaft."

Aktive ETFs sind also gewissermaßen der Versuch, beide Fondswelten unter einen Hut zu bringen. Neben der Möglichkeit, sie jederzeit an der Börse zu handeln, sind sie auch deutlich günstiger als klassische aktiv gemanagte Fonds. Zwischen 0,3 und 0,7 Prozent liegen hier die jährlichen Fondsgebühren. Ein Aktien- oder Rentenfonds, den man bei einer Fondsgesellschaft kauft, schlägt nicht selten mit Kosten von 1,5 oder sogar zwei Prozent zu Buche.

Fondsmanager nutzen verschiedenste Strategien

Dennoch gibt es bei den akiven ETFs, anders als bei Indexprodukten etwa auf einen Aktienindex ein Fondsmanagement, das für die Auswahl der richtigen Aktien oder Anleihen zuständig ist. Dabei werden ganz unterschiedliche Strategien genutzt.

Die US-Fondsgesellschaft JPMorgan Asset-Management etwa versucht mit einem der Produkte, den wichtigen US-Aktienindex S&P 500 zu übertrumpfen, erklärt Ivan Durdevic ETF-Experte bei JP Morgan: "Hier würden wir Unternehmen, die wir auf Basis unserer fundamentalen Erkenntnisse attraktiv finden, leicht übergewichten. Andere Titel, die wir jetzt weniger attraktiv finden, würden wir untergewichten. Und diese kleine Über- oder Untergewichtung ist eigentlich ja schon diese Abweichung gegenüber dem Vergleichsindex, und die zielt darauf ab, dass wir eine so genannte Überschuss-Rendite erzielen."

Cathie Wood als Vorreiterin

Andere aktive ETFs zielen darauf ab, geringere Schwankungen als der Aktienmarkt zu erreichen. Oder sie bieten den Anlegerinnen und Anlegern regelmäßige Ausschüttungen. Hier steht weniger der Kursgewinn im Vordergrund als vielmehr eine stabile Einnahme für die Fondskäufer. Für Furore hat in den vergangenen Jahren die Star-Investorin Cathie Wood mit ihrem aktiven ETF, dem "ARK Innovation"-Fonds gesorgt.

Wood investierte ab 2020 aggressiv in US-Technologieunternehmen, was den Fondskurs zunächst deutlich nach oben trieb und viele Milliarden Dollar an Anlegergeldern anzog. Immer wieder allerdings gab es auch heftige Kurseinbrüche. Und im vergangenen Jahr schnitt der Fonds schlechter ab als der US-Leitindex S&P 500.

Klassische Investmentfonds noch mehr unter Druck

Der neue Trend am Fondsmarkt könnte die klassischen Aktien- oder Rentenfonds vieler Fondsgesellschaften weiter unter Druck bringen. Diese haben seit dem Aufkommen der ETFs ohnehin einen schweren Stand, meint Thomas Kehl von Finanzfluss: "Wenn man sich große Fondanbieter anschaut, sieht man, dass sie im aktiven Bereich über Jahre hinweg Mittelabflüsse verzeichnen. Das Fondvolumen wird weniger oder es wächst zumindest nicht mehr. Deshalb sich die Fondsbieter Gedanken, wie sie Produkte kreieren können, die eine etwas höhere Kostenquote rechtfertigt."

ETF-Markt derzeit bei ungefähr 15 Billionen US-Dollar

Das Angebot an aktiven ETFs wächst weltweit seit Jahren auf niedrigem Niveau, aber dynamisch. 2023 waren knapp 800 Milliarden Dollar in den Produkten weltweit investiert. Und auch im vergangenen Jahr hielt der Trend an, so Ivan Durdevic von JPMorgan: "Global ist der gesamte ETF-Markt bei ungefähr 15 Billionen US-Dollar. Wir gehen davon aus, dass wir bis 2030, wenn es so weitergeht, auf 30 Billionen US-Dollar Volumen anwachsen werden. Die aktiven ETFs kamen weltweit zuletzt an die Ein-Billionen-Dollar-Marke und wir gehen davon aus, dass dieser Wert auf bis 2030 auf bis sechs Billionen Dollar anwachsen wird."

Wer mit dem Trend gehen und stärker auf aktive ETFs setzen will, der sollte sich über die jeweilige Strategie der Produkte vorab gut informieren. Darüber wird in den Fondsprospekten und den regelmäßigen Fondsberichten informiert. Ein Blick auf die Wertentwicklung der vergangenen Jahre schadet ebenfalls nicht. Denn auch beim neuen Trend im Fondsmarkt können längst nicht alle Anbieter ihre Versprechen halten.

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