Sind die USA noch ein verlässlicher Partner? Das diskutiert Caren Miosga mit ihren Gästen. Die Runde ist stark besetzt – doch liefert sie wirklich neue Erkenntnisse?
Im Zentrum der Sendung: der diplomatische Eklat zwischen Donald Trump, Vizepräsident J.D. Vance und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office. In Deutschland reagierte die Politik geschockt. Bundespräsident Steinmeier erklärte am Folgetag: "Die Szene gestern im Weißen Haus ließ mir den Atem stocken. Nie hätte ich geglaubt, dass wir einmal die Ukraine vor den USA in Schutz nehmen müssen." Seitdem steht die zentrale Frage im Raum: Sind die Vereinigten Staaten noch ein verlässlicher Partner für die Ukraine, Deutschland und Europa?
Diese Frage diskutiert Caren Miosga mit Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen, dem ehemaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet, der Sicherheitsexpertin Claudia Major und dem CNN-Journalisten Frederik Pleitgen. Eine hochkarätige Runde – doch liefert sie auch neue Erkenntnisse?
Die USA als unberechenbarer Partner
Gleich zu Beginn ist sich die Runde einig: Eine solche Eskalation in der internationalen Diplomatie hat es noch nie gegeben. Armin Laschet stellt fest: "Das hat es in der internationalen Diplomatie, selbst zwischen verfeindeten Staaten, noch nie gegeben." Annalena Baerbock geht noch einen Schritt weiter: "Ich musste zwischendurch ausschalten, weil ich es nicht ertragen konnte, wie mit dem ukrainischen Präsidenten umgegangen wurde." sagt sie in der Runde.
Miosga hakt bei der Außenministerin nach: "Warum demütigt Trump den Präsidenten eines angegriffenen Landes?" Die Außenministerin bleibt vage: "Der amerikanische Präsident spielt ein ganz eigenes Spiel." Europa müsse nun eigene Karten auf den Tisch legen.
Die Diskussion bleibt in einem kritischen, aber vorhersehbaren Rahmen: Die USA verfolgen unter Trump knallharte Eigeninteressen, Europa muss handlungsfähiger werden. Sicherheitsexpertin Claudia Major bringt es auf den Punkt: "Selenskyj will eine Lebensversicherung." Und die russischen Ambitionen gingen weit über die Ukraine hinaus: "Russland will die Regeln, wie wir Sicherheit in Europa definieren, neu schreiben."
Caren Miosga: Einigkeit ohne Kontroverse
Miosga stellt die große Frage: "Ist Trump auf dem Weg, ein Autokrat zu werden?" Baerbock bleibt vorsichtig: Das könne man nicht sagen, doch Europa stehe an einem "Schlüsselmoment". Die Welt ordne sich neu – und nicht nur zwischen westlichen Demokratien und Autokratien.
Auch über einen möglichen Waffenstillstand wird gesprochen. Doch Europa wäre nur beschränkt in der Lage, ihn abzusichern – es fehlen Aufklärung, Flug- und Raketenabwehr, so Major. Das Risiko für einen weiteren Krieg in Europa sie gestiegen, weil die USA sich zurückziehen und Russland merke, dass Krieg sich lohne.
Frederik Pleitgen sieht dennoch Positives: "Es gibt nichts Besseres, um die Europäer zusammenzuschweißen, als rüpelhaftes Verhalten im Weißen Haus." Ein optimistischer Blick auf eine besorgniserregende Situation.
Die Sendung hat einen Grundton, eine Überzeugung, die immer wieder hervorkommt: Europa muss handlungsfähiger werden – und zwar schnell. Baerbock fordert, Deutschland müsse bei der neuen europäischen Initiative dabei sein: "Wenn wir nicht dabei sind, werden wir in Europa keinen Frieden schaffen können." Auch bei der Finanzierung sind sich alle einig: Ein neues Sondervermögen oder eine Reform der Schuldenbremse sei nötig, die bisherigen Mittel reichten nicht aus. "Wir können jetzt nicht kleckern, sondern müssen klotze", betont die Außenministerin.
Starke Gäste, wenig Widerspruch
Caren Miosga hat eine hochkarätige Runde versammelt, die Analyse ist fundiert – doch eine echte Kontroverse bleibt aus. Alle sind sich einig: Europa muss unabhängiger werden. Aber wie genau? Die Sendung zeigt, dass Europa eine neue Sicherheitsstrategie braucht.