
Mehrere prominente Trump-Kritiker und Wissenschaftler der renommierten Yale-Universität kehren den USA den Rücken. Timothy Snyders Ehefrau warnt sogar vor einem Bürgerkrieg in den USA.
Timothy Snyder, einer der prominentesten US-Historiker, will sein Heimatland verlassen. Der bekennende Trump-Kritiker betont, dass sein Entschluss keine Entscheidung gegen die Elite-Universität Yale, an der er seit mehr als 20 Jahren forscht, ist. Vielmehr seien persönliche Gründe ausschlaggebend für die Auswanderung, meldet das US-Portal "Inside Higher Ed". Marci Shore, Snyders Ehefrau, ist Osteuropa-Forscherin und war bisher ebenfalls an der Yale University tätig. Auch sie begründet den Umzug nach Kanada in einem Statement mit persönlichen und politischen Gründen. Snyder lässt sich an der Yale-Universität im US-Bundesstaat Connecticut beurlauben und tritt eine Professur an der Munk School of Global Affairs & Public Policy der Universität Toronto an.
Shore beteuert, dass die Universität von Toronto schon vor zwei Jahren - und damit vor dem Trump-Einzug ins Weiße Haus - begonnen habe, um die beiden Wissenschaftler zu werben. Die endgültige Entscheidung, die USA zu verlassen, sei nach den US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen November gefallen.
Immer mehr Elite-Professoren flüchten vor Trump
"Sowohl Toronto als auch die Munk School sind sehr attraktive Orte, selbst wenn man den amerikanischen Abstieg in den Faschismus außer Acht lässt", erklärt sie dem kanadischen Nachrichtenportal "Toronto Today". Sie räumt ein, dass die "amerikanische Katastrophe" eine Rolle bei der Entscheidung gespielt hat.
"Ich befürchte, dass es zu einem Bürgerkrieg kommen wird", warnt Shore. "Und ich möchte nicht, dass meine Kinder da hineingezogen werden. Ich bin auch nicht zuversichtlich, dass Yale oder andere amerikanische Universitäten in der Lage sein werden, ihre Studierenden oder ihre Lehrkräfte zu schützen."
Zuvor hatte auch der Yale-Philosoph und Faschismusforscher Jason Stanley angekündigt, den USA unter Trump den Rücken zu kehren. Stanleys Großmutter ist 1939 vor den Nationalsozialisten in die USA geflüchtet. Auch er will künftig an der Munk School in Kanada tätig sein. Der Philosoph betont, dass er "sehr glücklich in Yale" gewesen ist. Er wolle seine Kinder aber in einem Land großziehen, "das nicht auf eine faschistische Diktatur zusteuere".