Nach dem Gespräch mit Putin zeigt sich Trump zufrieden, während es vor allem aus der Ukraine und Europa Kritik hagelt. Wie reagieren russische Medien und Persönlichkeiten?
Die Erwartungen an das Telefongespräch zwischen Donald Trump und Wladimir Putin am Dienstagnachmittag deutscher Zeit waren hoch – doch das Telefonat brachte am Ende nur eine schmale Vereinbarung: Russland werde 30 Tage keine ukrainischen Energieanlagen beschießen, wenn auch die Ukraine darauf verzichtet. Der Kreml teilte mit, Putin habe seine Militärs sofort entsprechend angewiesen. Auch nach Trumps Angaben soll dies sofort gelten.
Doch nur wenige Stunden danach überzog Russland den Großraum Kiew und mehrere andere Regionen der Ukraine mit zahlreichen Drohnengriffen. Laut ukrainischen Behörden wurde unter anderem ein Krankenhaus in Sumy getroffen.
Putins Staatsmedien voller Lob und Hoffnung
Und wie reagieren russische Medien und Polit-Promis auf das Telefonat? Deutlich wird, wie die Staatsmedien den ukrainischen Präsidenten Selenskyj erneut als Kriegstreiber darstellen, während Putin das vermeintlich größte Interesse an Frieden in der Ukraine habe. Auch die historische Bundestagsabstimmung über das Finanzpaket war in diesem Zusammenhang Thema. Ein Überblick:
Staatlicher Fernsehsender 1TV:
"Während die westlichen Medien aktiv diskutierten, auf welcher Seite der Ball in den Verhandlungen zur Beilegung des Ukraine-Konflikts liege, machte der russische Präsident einen unerwarteten Pass an das Weiße Haus – allerdings war es diesmal kein Ball, sondern ein Puck. Der Vorschlag Wladimir Putins, Eishockeyspiele zwischen den Teams beider Länder zu veranstalten, erregte plötzlich großes Interesse. Viele erinnerten sich sofort an die Olympischen Spiele in Lake Placid (1980), bei denen das US-Team den Sieg davontrug.
Obwohl noch unklar ist, welches Ergebnis die zukünftigen Spiele haben werden oder ob sie überhaupt stattfinden, ließ allein diese Idee aus Moskau Anzeichen einer Entspannung in den bilateralen Beziehungen erkennen. In diesem Zusammenhang verstärkte der von Russland angekündigte Gefangenenaustausch von jeweils 175 Personen sowie die Übergabe von 23 schwer verletzten ukrainischen Soldaten als Geste des guten Willens das Gefühl des Entgegenkommens. (...)
Während der russische Präsident den Befehl gab, Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur einzustellen, war Selenskyj damit beschäftigt, Ausreden zu finden. Bislang gab es keine Gegenmaßnahmen – weder von der ukrainischen Seite noch vom Westen insgesamt. Im Gegenteil: Hier wird weiterhin alles unternommen, um die Friedensbemühungen des Kremls und des Weißen Hauses zu sabotieren. Die kriegerische Rhetorik in Europa wird durch konkrete Maßnahmen untermauert. Nur wenige Stunden vor dem Telefongespräch zwischen Putin und Trump genehmigte das deutsche Parlament die Einrichtung eines Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro, von denen ein erheblicher Teil für die Ausweitung der Rüstungsproduktion verwendet werden soll."
Tageszeitung "Wedomosti":
"Nach dem Telefonat zwischen Trump und Putin veröffentlichte das Weiße Haus eine Erklärung, in der es hieß, dass die Staatsoberhäupter die Perspektiven für die Entwicklung der Beziehungen zwischen den USA und Russland erörtert hätten. Dabei wurde betont, dass eine Verbesserung dieser Beziehungen bedeutende Chancen für beide Länder mit sich bringen könnte. Es wurde zudem hervorgehoben, dass eine Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit nach der Beilegung des Konflikts den Weg für groß angelegte Wirtschaftsabkommen und eine verstärkte globale Stabilität ebnen werde."
Tageszeitung "Moskowski Komsomolez":
"Die Reaktion Europas auf das Gespräch zwischen den Präsidenten Russlands und der USA, Wladimir Putin und Donald Trump, ist nicht von Bedeutung, da Europa bereits seine unabhängige Position im Ukraine-Konflikt verloren hat, sagte der chinesische Experte Cui Heng in einem Interview mit RIA Novosti.
'Ob Europa verärgert über das Gespräch zwischen Putin und Trump ist oder nicht – das spielt keine Rolle. Weder Trump noch Putin sind davon betroffen, denn Europa hat im russisch-ukrainischen Konflikt bereits seine unabhängige Position aufgegeben. Und wenn es keine eigene Position gibt, gibt es auch keinen Wert', teilte der Gesprächspartner der Agentur seine Sichtweise mit."
Tageszeitung "Komsomolskaja Prawda":
"(Die Verhandlungen, Anm. der Redaktion) dauerten 2 Stunden und 28 Minuten, um genau zu sein. Ein Rekord. So lange hat Putin noch mit keinem anderen amerikanischen Präsidenten telefoniert. Die Dauer des Gesprächs bestätigte erneut, dass Russland und die USA durch globale Probleme getrennt sind, die sich über viele Jahre angesammelt haben. Und die Präsidenten müssen diese durchsetzen und zahlreiche Themen koordinieren."
Ex-Präsident Dmitri Medwedew (jetzt stellvertretender Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates):
"Das Telefongespräch zwischen den Präsidenten Putin und Trump bestätigte eine altbekannte Idee – am Tisch sitzen nur Russland und Amerika. Auf der Speisekarte: als leichte Vorspeisen Brüsseler Kohl, britischer Fisch mit Chips und ein Pariser Hahn. Das Hauptgericht – Kiewer Kotelett. Guten Appetit!"
Konstantin Kossatschow, stellvertretender Vorsitzende des russischen Föderationsrates:
"Der wichtigste Eindruck – es war ein Dialog, nicht zwei Monologe. Und nicht in dem Modus, den man uns aufzwingen wollte – entweder akzeptiert ihr unsere Bedingungen oder ihr tragt die Verantwortung für alle Konsequenzen. Russland ist darauf nicht hereingefallen, aber auch Amerika ist nicht den sinnlosen Weg gegangen (…) Insgesamt kann man feststellen: Die Diplomatie ist zurück!"
Kirill Dmitrijew, Sonderbeauftragter des russischen Präsidenten:
"Unter der Führung von Präsident Putin und Präsident Trump ist die Welt heute viel sicherer geworden."
Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums:
"Die EU hat immer wieder betont, dass 'der Ball auf Moskaus Seite liegt'. Wie sich herausstellte, war es ein Hockey-Puck. Und er ist im Spiel."
Quellen: 1TV / Dmitri Medwedew auf X / Konstantin Kossatschow auf Telegram / Kirill Dmitrijew auf X / Wedomosti / Maria Sacharowa auf Telegram / Moskowski Komsomolez / Komsomolskaja Prawda / Mit Material der Agenturen