In Berlin sorgt ein Banner für Wirbel: Es zeigt Friedrich Merz und Alice Weidel, die zum Kuss ansetzen. Die Polizei hat das Plakat entfernt. Unbegründet, wie sich nun herausstellt.
Die Initiative Zentrum für Politische Schönheit fällt immer wieder mit provokanten Aktionen auf. Zuletzt mit einem Banner am Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Es zeigt eine Kuss-Montage von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und CDU-Herausforderer Friedrich Merz, die sich umarmen und mit geschlossenen Augen zum Kuss ansetzen. Darüber prangte ein Schriftzug: "Die Grenze ist nicht mehr sicher!"
Die Abbildung erinnert an den sogenannten "Bruderkuss". Dabei handelt es sich eigentlich um ein Bild des SED-Parteichefs Erich Honecker und Sowjetführers Leonid Breschnew aus dem Jahr 1974. Festgehalten wurde der Moment damals von Fotograf Thomas Billhardt.
Das Berliner Künstlerkollektiv wollte mit der Aktion nach eigenen Angaben zum Wählen aufrufen. Für Aufsehen sorgte das Plakat auch deshalb, weil die Polizei einschritt und es abnehmen ließ. Die Aktivisten warfen den Behörden vor, das Plakat ohne "rechtliche Grundlage" beschlagnahmt zu haben und sprachen von einem Eingriff in die Kunstfreiheit.
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Die Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters berichtete, dass die Polizei den Mitarbeitern gedroht hätte, die Feuerwehr auf Theaterkosten zu holen, wenn sie das Plakat nicht selbst abhängen würden. Als Grund nannten die Beamten eine mögliche Beleidigung durch das Plakat, berichtet das Portal "Netzpolitik.org". Dafür soll die Polizei sogar versucht haben, Weidel und Merz zu kontaktieren, um sie zu fragen, ob sie sich durch das Banner beleidigt fühlen. Eine Reaktion blieb aus.
Gegenüber dem Portal "T-online" und dem "Tagesspiegel" bestätigte ein Polizeisprecher, dass das Banner entfernt wurde und begründete dies damit, dass die Inhalte des Posters "strafrechtlich geprüft" werden sollen. Aus diesem Grund wurde der Verantwortliche aufgefordert, das Plakat von der Fassade herunterzunehmen", zitiert der "Tagesspiegel" die Polizei.
Kuss-Montage in Berlin wohl doch unbedenklich
Ein Fachkommissariat hat das Berliner Plakat mit dem angedeuteten "Bruderkuss" zwischen Merz und Weidel nun überprüft und festgestellt, dass es sich nicht um strafbare Inhalte handelt. Deshalb wurde das Banner an die Besitzer zurückgegeben.
Den Vorwurf der Beschlagnahmung wies die Polizei zwar zurück. Ein von den Aktivisten auf X veröffentlichten Sicherheitsprotokoll weist allerdings auf das Gegenteil hin. Der Polizeisprecher erklärte, das Protokoll sei während der rechtlichen Prüfung nur teilweise ausgefüllt worden. Weil die Rechtsgrundlage für eine Beschlagnahmung fehlte, sei das Banner nicht im Rahmen einer Amtshandlung zurückgegeben worden. Die Aktivisten hätten angeboten, das nicht vollständig ausgefüllte Protokoll zu entsorgen. Daran haben sie sich offenbar nicht gehalten.
Es ist nicht das erste Mal, dass es zu einer Konfrontation der Berliner Polizei mit dem Zentrum für Politische Schönheit kommt: Anfang Februar hatten Beamte einen Demo-Bus des Künstlerbündnisses beschlagnahmt. Mit dem Gefährt hatten die Aktivisten Auftritte in ganz Deutschland geplant, um für ein Parteiverbot der AfD zu werben. Auch in diesem Fall gab die Polizei den Gegenstand nach einer Prüfung wieder frei.