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Podcast Lage International: Experte Mölling: So könnte Europa einen möglichen Angriff Russlands verzögern



Die europäische "Koalition der Willigen" könnte nach Ansicht des Politologen Mölling der Beginn einer neuen geopolitischen Ordnung sein. Allerdings drohe ein Dilemma.

Sie ist eine Initiative von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und des britischen Premiers Keir Starmer: die "Koalition der Willigen". Nach Ansicht des Politologen Christian Mölling könnte sie eine neue geopolitische Ordnung einleiten.

"Man kann sehen, dass bei der 'Koalition der Willigen' mehr passiert als nur reden", sagte Mölling im stern-Podcast "Die Lage International". "Wir bewegen uns schrittweise in eine Richtung, dass auch in der offiziellen Rhetorik die Sicherheit Europas und die Unterstützung der Ukraine noch stärker zusammen gedacht wird."

Je weniger USA, desto wichtiger die Ukraine

Je mehr mit den USA der Partner im Westen wegfalle, umso mehr begreife man in Europa, welch "integraler Bestandteil" der Partner im Osten, die Ukraine, für die Sicherheit Europas sei, erklärte Mölling, der bei der Bertelsmann-Stiftung das Programm "Europas Zukunft" leitet. Durch mehr Engagement könne sich auch die Frage, wann man mit einem Krieg gegen Russland in Europa rechnen müsse, "zeitlich nach hinten" verschieben: "So lange die Ukrainer noch kämpfen, müssen wir nicht damit rechnen, dass Russland bereit ist, den Rest Europas anzugreifen."

Am Donnerstag hatten sich auf Einladung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und des britischen Premiers Keir Starmer 31 Staats- und Regierungschef in Paris getroffen, um zu erörtern, wie sich Europa allein verteidigen und die Ukraine schützen kann. Eine "Koalition der Willigen", made in Europe. Macron sprach von einem Wendepunkt.

Über die von Macron in Aussicht gestellte "Friedenstruppe", ein kleines, im Westen der Ukraine stationiertes Kontingent zur Absicherung eines Waffenstillstands, sagte Mölling: "Das ist ein interessantes Signal, weil es weder im Sinne Moskaus noch im Sinne Washingtons ist, weil man es eigenständig entscheidet." Selbst wenn es nicht dazu käme, sei es eine Möglichkeit, sich wieder ins Gespräch zu bringen. In den bisherigen Verhandlungen mit Russland spielen die Europäer keine Rolle.

Mölling warnt vor Risiko

Die Effizienz einer solchen Truppe hängt laut Mölling von ihrem Auftrag ab. Eine logistische Unterstützung der Ukraine, zum Beispiel des Luftraums, könne sinnvoll sein.

Sie berge aber auch ein Risiko. Wenn sich der Rest Europas auf einen Angriff Russlands einstellen müsse, müsse er auch die Frage bedenken, wie er sein Material einsetze: "Unsere Arsenale sind nicht so wahnsinnig groß."

Wenn es in der Ukraine gebunden sei, sei man damit unter Umständen an einer anderen Flanke verletzbarer: "Das bedeutet, dass andere Teile der Nato-Grenze weniger gut geschützt sind." Dies könne Russland einen Vorteil verschaffen.

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