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Merz, Weidel, Scholz & Habeck: Showdown kurz vor der Wahl: Worauf es beim TV-Quadrell ankommt



Erstmals in diesem Wahlkampf treffen die Kanzlerkandidaten von Union, AfD, SPD und Grünen in einem TV-Quadrell direkt aufeinander. Wer kann punkten? 

Sieben Tage vor der Bundestagswahl klammern sich SPD und Grüne an eine schwache Hoffnung: die noch Unentschlossenen. Er wolle gewinnen, sagte Kanzler Olaf Scholz dieser Tage im ZDF. "Und ich weiß auch, wie viele noch sehr unentschieden sind." Er sei deshalb "sehr zuversichtlich, dass viele von denen, die jetzt unsicher geworden sind", sich für ihn entscheiden würden. Je nach Umfrageinstitut sollen 30 bis 40 Prozent der Deutschen noch nicht wissen, wem sie am Ende ihre Stimme geben wollen.

Eine der letzten Möglichkeiten, vor großem Fernsehpublikum zu zeigen, warum sie doch der bessere Kandidat sein sollen, bietet sich SPD-Mann Scholz und Vizekanzler Robert Habeck von den Grünen am Sonntagabend: Dann richtet RTL, zu dem auch der stern gehört, ein TV-Quadrell aus. Erstmals in diesem Wahlkampf treffen die vier Kanzlerkandidaten von Union, AfD, SPD und Grünen im Fernsehen direkt aufeinander – also der vier Parteien, die in den Umfragen am stärksten sind. 

Die Union liegt dabei mit um die 30 Prozent deutlich vorn, danach folgt die AfD mit um die 20, dann erst SPD und Grüne mit zwischen 14 und 16 Prozent. Bislang scheinen diese Werte fast wie einbetoniert. Mal ein Prozentpunkt hoch, mal einer runter, aber viel Dynamik ist in den vergangenen Wochen nicht zu beobachten. Kann einer der Kandidaten in der TV-Debatte die Lage wenden? Beweist Unionskandidat Friedrich Merz, warum er vorne liegt?

TV-Quadrell: Scholz bevorzugt den Zweikampf

Für Scholz jedenfalls ist das Quadrell keine präferierte Versuchsanordung. Die SPD will ihren Kandidaten als den einzigen präsentieren, der eine Chance habe, Friedrich Merz das Kanzleramt noch streitig zu machen. Nachdem die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und zunächst auch RTL ein solches Duell zwischen dem Kanzler und dem in Umfragen vorn liegenden Widersacher von der Union angekündigt hatten, stieß das unter anderem den Grünen bitter auf – schließlich rangieren sie in höchstens wenigen Prozentpunkten Abstand zur SPD, oder sogar gleichauf.

Unionspolitiker Merz hatte sich Ende Januar dafür ausgesprochen, das TV-Duell im öffentlich-rechtlichen Fernsehen um Robert Habeck von den Grünen und Alice Weidel von der AfD zu erweitern. Im direkten Aufeinandertreffen mit Weidel im Fernsehen solle klar werden, "dass AfD und Union nichts verbindet", so Merz. Allerdings beließen ARD/ZDF ihre Runde bei einem Duell. Nach dem tödlichen Messerangriff von Aschaffenburg und den darauffolgenden Entwicklungen erweiterte RTL die Diskussion schließlich auf eine Vierrerrunde. 

Nachdem es am Freitag erneut zu einem Anschlag eines Asylbewerbers kam – in München fuhr ein 24-jähriger Afghane in einen Demonstrationszug – dürfte die innere Sicherheit und der Umgang mit Migration eine wichtige Rolle in der TV-Debatte spielen. Friedrich Merz hatte bereits angekündigt, am ersten Tag seiner Kanzlerschaft das Schließen der Grenzen anzuweisen, die SPD lehnt dies ab. 

Zurückweisungen Union SPD 5.35

Die Kandidatin Alice Weidel dürfte hingegen versuchen, ihre AfD als die einzige Partei darzustellen, mit der sich nach der Wahl im Bereich der Migration tatsächlich etwas ändern würde.

Doch die Migration ist laut einer aktuellen Forsa-Umfrage für RTL/ntv, für die vom 4. bis 10. Februar 2.502 Menschen befragt wurden, nicht das einzige drängende Thema für die Bürger. Sie beschäftigt vor allem die Bundestagswahl selbst (70 Prozent) und die schlechte wirtschaftliche Lage (36 Prozent). Erst dann folgen Zuwanderung (25 Prozent), die Lage in den USA (25 Prozent) und der Krieg in der Ukraine (19 Prozent). Klima und Umwelt halten nur noch neun Prozent für das wichtigste Thema, die Rolle der AfD lediglich sieben Prozent.

Könnten die Deutschen den Kanzler oder die Kanzlerin direkt wählen, wäre laut Forsa-Umfrage Friedrich Merz der Favorit. 24 Prozent würden für ihn stimmen, 23 Prozent für Robert Habeck. Olaf Scholz käme nur auf Platz 3 (17 Prozent), Alice Weidel auf den vierten Platz (15 Prozent). Die Kanzlerpräferenzwerte haben sich in den vergangenen zehn Wochen kaum verändert. 

Dafür, dass einer der Kandidaten in der TV-Debatte wirklich ein Momentum für sich entfachen kann, bräuchte es wohl eine Portion Mut und das Ausbrechen aus gewohnten Mustern. Nach der Debatte von Merz und Scholz bei ARD/ZDF am vergangenen Sonntag wurde vielfach die technische Sprache der beiden Kandidaten kritisiert, und die Tatsache, dass wenige lebensnahe Themen zur Sprache kamen. Auch ein stern-Kommentar hatte "Mehr Einfachheit! Mehr Witz!" gefordert. Offen ist, ob sich Friedrich Merz, Alice Weidel, Olaf Scholz und Robert Habeck das zu Herzen nehmen wollen. 

Am Sonntagabend werden Sie es erfahren: Die von Pinar Atalay und Günther Jauch moderierte Diskussion wird ab 20.15 Uhr bei RTL ausgestrahlt. 

In einem Liveblog auf stern.de halten wir Sie über die wichtigsten Aussagen in der Debatte auf dem Laufenden und schildern Eindrücke von hinter den Kulissen. Ein Team von Faktencheckern des stern wird die Aussagen der vier Kandidaten während der laufenden Sendung überprüfen – ebenfalls zu finden unter stern.de.

Transparenzhinweis: Der stern ist Teil von RTL Deutschland.

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