3 months ago

"Märtyrer"-Erzählung: Hisbollah bestätigt Nasrallahs Tod



Am Morgen meldet Israel den Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah. Stunden später kommt die Bestätigung der pro-iranischen Miliz, gepaart mit neuen Drohungen gegen Israel.

Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz hat den Tod ihres langjährigen Anführers Sajjed Hassan Nasrallah bestätigt. Der Kampf gegen Israel werde weitergehen, heißt es in einer entsprechenden Erklärung. Nasrallah habe sich seinen getöteten "Märtyrer-Kameraden angeschlossen", nachdem er die Organisation fast 30 Jahre lang angeführt hatte, erklärte die pro-iranische Miliz. Zuvor hatte auch Frankreich erklärt, man habe Informationen, die Nasrallahs Tod bestätigen. "Nach den Informationen, die wir haben, wäre der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, tatsächlich tot", erklärte das französische Außenministerium unter Berufung auf regionale Partner im Libanon.

Am Morgen hatte Israel bekannt gegeben, dass Nasrallah bei einem Angriff am Freitag in einem Vorort von Beirut getötet wurde. "Hassan Nasrallah wird nicht länger in der Lage sein, die Welt zu terrorisieren", teilte das israelische Militär mit. Auch der wichtige Hisbollah-Kommandeur für den Süden des Landes, Ali Karaki, und weitere Kommandeure der Miliz seien ums Leben gekommen.

Die Einschätzung, dass Nasrallah tot sei, basierte demnach auf einer Kombination verschiedener Geheimdienstinformationen. Die Armee habe auch Informationen gehabt, dass Nasrallah und weitere Hisbollah-Kommandeure in dem Hauptquartier zusammengekommen seien.

Israels Militär griff nach eigener Darstellung das Hauptquartier der Hisbollah an, das sich demnach unter Wohngebäuden befunden haben soll. Nach dem Angriff im Vorort Haret Hreik nahe dem Flughafen waren dichte Rauchwolken zu sehen und anschließend große Trümmerberge. Staatlichen Medien zufolge wurden mehrere Gebäude komplett zerstört. Deshalb könnte es Dutzende oder sogar Hunderte Tote geben. Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden mindestens sechs Menschen getötet und 91 verletzt.

Angriff lange vorbereitet

"Die Botschaft an alle, die die Bürger des Staates Israel bedrohen, ist einfach: Wir werden wissen, wie wir sie erreichen können. Im Norden, im Süden und an weiter entfernten Orten", sagte Generalstabschef Herzi Halevi. Der Angriff am Freitag, dem die Armee den Namen "Neue Ordnung" gab, sei lange vorbereitet worden. "Er kam zum richtigen Zeitpunkt und auf sehr scharfe Weise", sagte Halevi weiter. Das Militär sei nun in höchster Alarmbereitschaft.

"Der geschwächte und angeschlagene Zustand der Hisbollah bietet ein kurzes Zeitfenster, um ihre strategischen Fähigkeiten weiter zu schwächen", sagte Orna Mizrachi vom israelischen Institut für Nationale Sicherheit (INSS). Denn schon bald werde es wegen der zivilen Opfer im Libanon Druck auf Israel geben, die Einsätze einzustellen. Israel müsse gemeinsam mit den USA eine Ausstiegsstrategie entwickeln, um den Konflikt im Norden zu beenden, so die Forscherin der israelischen Denkfabrik.

Nasrallah stand seit 1992 an der Spitze der Schiitenmiliz. Er war einer der schwierigsten Gegenspieler Israels. Er stimmte sich eng mit dem Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, dem wichtigsten Unterstützer der Hisbollah. Er hat die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation verwandelt, als sie in der Zeit seines Vorgängers war.

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