Luigi Mangione wird im Gefängnis mit "Post aus der ganzen Welt überschwemmt". Wie seine Anwälte den Ansturm durch eine Website in Gang gebracht haben.
"Kann ich Luigi Fotos schicken?", "Wo kann ich zur Rechtsverteidigung von Luigi beitragen?", "Kann ich Luigi Post senden? Kann er antworten?": Eine neue Website gibt den Unterstützern des Mordangeklagten nun Antworten auf ihre brennendsten Fragen. Luigi Mangione, auch "Manhattan-Killer" genannt, wurde durch seine Fahndungsbilder zum Schwarm tausender Menschen weltweit. Wegen Mordes aus Selbstjustiz angeklagt, wird der 26-jährige US-Amerikaner im Internet gefeiert wie ein Filmstar, manche sehen ihn als Rächer der Gerechten.
Warum steht Luigi Mangione vor Gericht?
Mangione wird vorgeworfen, am 4. Dezember letzten Jahres vor dem New York Hilton Hotel den Vorstandsvorsitzenden der großen Krankenversicherung "United Health Care" erschossen zu haben. Die Beweislage ist erdrückend: Als Beamte ihn festnahmen, hatte Mangione eine Pistole und einen Schalldämpfer bei sich, von denen die Polizei vermutet, sie seien "möglicherweise mit einem 3D-Drucker hergestellt". Außerdem ein handgeschriebenes, dreiseitiges Manifest, in dem er seine Wut gegenüber dem amerikanischen Gesundheitssystem ausdrückt. Versicherungsunternehmen wie "United Health Care" wird immer wieder vorgeworfen, sich auf Kosten der Patienten zu bereichern. Mangiones Fans sehen ihn als Helden, der endlich beschlossen hat, gegen solche Ungerechtigkeiten vorzugehen.
Mangiones Anwälte erstellten Fan-Website
Vor allem weibliche Fans schreiben im Internet Kommentare wie "Er wird im Gefängnis immer heißer" und "Er ist zu sexy, um verurteilt zu werden".
Die neue Website mit Tipps, wie man dem inhaftierten Ex-Elite-Studenten helfen kann, haben nicht etwa seine Fans erstellt – sondern Mangiones Strafverteidiger. Dort steht auch die Adresse für Fanpost, und die verbreitete sich im Internet rasend schnell. "Ich bin überwältigt und allen dankbar, die mir geschrieben haben, um ihre Geschichten zu teilen und ihre Unterstützung auszudrücken", ließ Mangione über seine Anwälte ausrichten. Und sagte über das Gefängnis, in dem er festgehalten wird, das Metropolitan Detention Center New York: "Das M.D.C. wurde mit Post aus dem ganzen Land und der ganzen Welt überschwemmt. Obwohl es mir unmöglich ist, auf die meisten Briefe zu antworten, möchte ich euch versichern, dass ich jeden einzelnen Brief lese, den ich erhalte."
Doch der Briefansturm ist inzwischen so groß geworden, dass Mangione nun diese Bitte an seine Fans hat: "Luigi schätzt zwar die Fotos, die ihm geschickt werden, bittet aber darum, nicht mehr als fünf Fotos auf einmal zu schicken", heißt es in einer Erklärung der Anwälte. Denn die Gefängnisbehörde müsse all die vielen Bilder sichten, die ihm geschickt werden - die Mitarbeiter kämen kaum noch hinterher.
Tausende Dollar Spenden für den Manhattan-Killer
Es bleibt nicht nur bei Briefen. Schon im Dezember wurde eine Spendenaktion für Mangione ausgerufen, mit dem Ziel, eine Million Dollar zu sammeln – mehr als 610.000 Dollar haben Unterstützer schon jetzt gespendet. In der Beschreibung der Aktion heißt es, die Organisatoren verherrlichten keine Gewalt, sondern glaubten schlicht "an das verfassungsmäßige Recht auf eine faire Rechtsvertretung". Am liebsten würden seine Fans ihn selbst aus dem Gefängnis holen. Das zeigte sich schon kurz nach seiner Festnahme.
Mangione wurde kurzerhand zum Mordangeklagten mit den wohl meisten Alibis aller Zeiten: Fans posteten im Internet etliche Geschichten darüber, wie sie zum Tatzeitpunkt mit ihm anderswo gewesen seien.
Inzwischen finden sie ganz eigene Wege, um ihm nah zu sein. Als Gäste bei den Anhörungen, auf Kundgebungen vorm Gerichtsgebäude. In Manhattans Straßen tauchen nun immer häufiger Bilder auf Mauern oder gar Lkw-Rückseiten auf, die den mutmaßlichen "Manhattan-Killer" so zeigen, wie seine Fans ihn sehen: als Heiligen.