3 months ago

Letzte Rede vor UN: Biden scherzt über sein Alter und wird dann ernst



Ein erfahrener Diplomat verabschiedet sich von der Weltbühne: Der scheidende US-Präsident Biden hält seine letzte Rede bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Bei seinem Auftritt kommt er auf die verschiedenen Krisen der Welt zu sprechen. Dennoch versucht er, Hoffnung zu verbreiten.

US-Präsident Joe Biden hat seine letzte Rede bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York mit einem Scherz über sein Alter begonnen. "Ich weiß, ich sehe jetzt aus, als wäre ich erst 40, das weiß ich", sagte der 81-Jährige. "Heute ist das vierte Mal, dass ich die große Ehre habe, als Präsident der Vereinigten Staaten zu dieser Versammlung zu sprechen", so Biden weiter. Es werde das letzte Mal sein. Er habe einen "bemerkenswerten Teil" der Geschichte erlebt. Biden blickte in der viel beachteten Rede weiter auf seine lange politische Karriere zurück und hob seine Verdienste hervor.

Bidens Abschied von der großen Bühne der Vereinten Nationen ist heute der erste Höhepunkt zum Start der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Bei den Vereinten Nationen hat Biden als Verfechter internationaler Zusammenarbeit einen deutlich besseren Ruf als sein UN-kritischer Vorgänger Donald Trump. Biden scheidet im Januar aus dem Amt - nach einer heftigen Debatte über sein Alter erklärte er vor einigen Wochen seinen Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Nun geht seine Vize Kamala Harris für die Partei ins Rennen.

Bei seiner Rede rief Biden die Weltgemeinschaft dazu auf, die Unterstützung für die von Russland angegriffenen Ukraine nicht aufzugeben. "Wir dürfen nicht müde werden. Wir können nicht wegschauen, und wir werden unsere Unterstützung für die Ukraine nicht aufgeben." Die gute Nachricht sei, Putin sei gescheitert, sein Ziel zu erreichen. "Er hat sich vorgenommen, die Ukraine zu zerstören, aber die Ukraine ist immer noch frei. Er wollte die NATO schwächen, aber die NATO ist größer, stärker und geeinter als je zuvor."

Nun aber habe die Welt eine weitere Entscheidung zu treffen. "Werden wir unsere Unterstützung aufrechterhalten, um der Ukraine zu helfen, diesen Krieg zu gewinnen und ihre Freiheit zu bewahren, oder lassen wir zu, dass die Aggression erneut aufflammt und eine Nation zerstört wird?", fragte Biden.

"Niemand hat ein Interesse an einem umfassenden Krieg"

Der US-Präsident warnte zugleich vor einem "umfassenden Krieg" im Libanon. "Niemand hat ein Interesse an einem umfassenden Krieg." Und weiter: "Auch wenn die Situation eskaliert ist, ist eine diplomatische Lösung noch möglich", sagte Biden angesichts des seit Tagen eskalierenden Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon. Biden bezog sich in seiner Rede auch auf den Gaza-Krieg, der am 7. Oktober durch den Überfall der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel ausgelöst worden war. Die Hisbollah ist mit der Hamas verbündet und hatte ihre Angriffe auf Israel nach Beginn des Krieges intensiviert.

Es sei an der Zeit, "diesen Krieg zu beenden" und ein Abkommen zu schließen, sagte der US-Präsident. Das von den Vereinigten Staaten, Katar und Ägypten vermittelte Abkommen werde "die Geiseln nach Hause bringen" sowie "das Leiden im Gazastreifen lindern und diesen Krieg beenden", sagte Biden.

Und auch auf einen weiteren Kriegsschauplatz kam der Demokrat zu sprechen: den Sudan. "Die Welt muss aufhören, die Generäle zu bewaffnen, sie muss mit einer Stimme sprechen und ihnen sagen, dass sie aufhören sollen, ihr Land zu zerreißen", sagte er bei der Generaldebatte. Hilfe für die Menschen im Sudan dürfe nicht blockiert werden. Der blutige Bürgerkrieg habe "eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt ausgelöst", mahnte der 81-Jährige. Acht Millionen Menschen stünden am Rande einer Hungersnot, es gebe Gräueltaten. "Beendet jetzt diesen Krieg", forderte Biden.

In dem rohstoffreichen und drittgrößten Land Afrikas ringen seit April 2023 De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und die von ihm kontrollierte Armee mit seinem früheren Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo und dessen Miliz der Rapid Support Forces um die Vorherrschaft. Der Konflikt hat die nach UN-Angaben weltweit größte Flüchtlingskrise ausgelöst. Mehr als zehn Millionen Menschen wurden vertrieben oder flohen selbst - viele von ihnen mehrmals.

Trotzdem Hoffnung

Biden rief trotz dieser schweren weltweiten Krisen zu mehr Zuversicht auf. "Ich erkenne die Herausforderungen an, von der Ukraine bis hin zu Gaza und Sudan und darüber hinaus." Er zählte neben den oben genannten Kriegen die Klimakrise, tief gespaltene Gesellschaften und bedrohte Demokratien auf. "Aber wegen allem, was ich schon erlebt habe, und allem, was wir über die Jahrzehnte getan haben, habe ich Hoffnung." Biden nannte den Vietnamkrieg, die Apartheid in Südafrika und den Terror vom 11. September 2001 als Beispiele für internationale Konflikte, denen die Staatengemeinschaft gemeinsam begegnet sei.

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Zum Abschluss seiner letzten Rede ermutigte der Staatschef die Mächtigen der Welt dazu, im Interesse ihrer Völker zu handeln. "Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns nie vergessen, dass es Dinge gibt, die wichtiger sind, als an der Macht zu bleiben. Es ist Ihr Volk." Nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst habe er beschlossen, das Schicksal des Landes in die Hände einer neuen Generation zu legen. "Vergessen Sie nie, dass wir hier sind, um den Menschen zu dienen, nicht umgekehrt", mahnte er. Die Zukunft werde denen gehören, die das volle Potenzial ihres Volkes freisetzten.

Biden rief die Staaten auch zu Zusammenarbeit auf. "Meine Mitstreiter, es gibt nichts, was unsere Fähigkeiten übersteigt, wenn wir zusammenarbeiten: Lassen Sie uns zusammenarbeiten!" Gemeinsam sei man stärker als allein.

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