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Krieg in der Ukraine: Putins Billigdrohnen: Neue Angriffs-Taktik lähmt die Ukraine



Neue Drohnen-Taktik der Russen: Ganze Schwärme steigen hoch, zielen präzise und zerstören die Städte. Die Abwehr kämpft mit begrenzten Mitteln gegen eine tödliche Bedrohung.

Seit über einem Jahr setzt Russland Drohnen nach iranischem Vorbild ein, etwa die Geran-2, basierend auf der Shahed-136. Inzwischen gibt es zahlreiche Varianten, doch das Prinzip bleibt stets dasselbe: Die Geran-Drohnen werden kostengünstig produziert, für 20.000 bis 50.000 US-Dollar pro Stück in der Alabuga-Zone in Tatarstan, wo Tausende mit iranischen Komponenten gefertigt werden. Ursprünglich waren sie kaum in der Lage, ihre Ziele tatsächlich zu treffen – vielleicht war das auch gar nicht beabsichtigt. Ihre Schwärme banden vor allem die ukrainische Luftabwehr, um wertvolleren Raketen und Marschflugkörpern wie der Kalibr den Weg zu ebnen. Die Ukrainer konnten ihre Abwehrmaßnahmen zwischenzeitlich verbessern. Sie entwickelten ein Lauschsystem, das mithilfe einfacher Smartphones und Mikrofone die charakteristischen Brummgeräusche dieser Drohnen auffängt.

Billigdrohnen plötzlich effektiv

Doch in den letzten Wochen wendete sich das Blatt: Putins Billigdrohnen treffen plötzlich ihre Ziele und verursachen massive Zerstörungen, etwa an der Energieinfrastruktur. Dafür ist nicht allein die nachlassende Stärke der ukrainischen Luftverteidigung verantwortlich, die auf Systeme wie S-300, Buk und Nasams angewiesen ist. Die Russen scheinen nun in der Lage, koordinierte Angriffe mit großen Drohnengruppen durchzuführen. Früher wurden Ziele und Flugstrecken programmiert, und jede Drohne machte sich allein auf den Weg; oft wurden zahlreiche Ziele quer durch die Ukraine angegriffen. Jetzt konzentriert sich ein Angriff meist auf ein Gebiet, häufig eine Stadt. Dabei gelingt es den Russen, Dutzende Drohnen gleichzeitig ans Ziel zu führen, teils mit GPS- und Satellitensteuerung.

Höhe statt Bodennähe

Und das ist noch nicht alles: Ursprünglich bewegten sich diese Drohnen wie Marschflugkörper, allerdings nur mit 40 bis 50 kg Sprengstoff. Sie flogen möglichst niedrig, unter 100 Metern, und nutzten den Schatten von Hügeln und Bergen, um bodengestützte Radarsysteme zu umgehen. Da die Ukraine jedoch von den Überwachungsdaten ihrer Verbündeten, wie Nato-Awacs, profitierte und ein eigenes Lauschsystem etabliert hat, schwand der Vorteil der Bodennähe. Die Nachteile blieben jedoch. Im Tiefflug waren die Drohnen anfällig für tragbare Luftabwehrraketen und Flakpanzer wie den Gepard. Selbst auf Pick-ups montierte Maschinengewehre holten sie vom Himmel. Seit einiger Zeit haben die Russen ihre Taktik jedoch angepasst. Ihre Drohnen operieren nun in Höhen von 5000 bis 7000 Metern und sind damit für Manpads, Maschinenkanonen und MGs unerreichbar. Für moderne Luftabwehrsysteme wie Patriot oder IRIS-T sind sie zwar gut sichtbar und eigentlich leicht abzuschießen. Das Problem bleibt: Kiew muss für jede Billigdrohne, die 20.000 US-Dollar kostet, eine Abfangrakete wie die Patriot im Wert von etwa vier Millionen US-Dollar opfern.

Drohnenangriff auf Städte 

Russland kombiniert nun beide Ansätze: Ein ganzer Schwarm Drohnen nähert sich der Zielregion und sammelt sich in großer Höhe, nur wenige Kilometer entfernt. Dann stürzen sie gemeinsam auf ihre Ziele hinab, oft mit Täuschkörpern verstärkt. Diese Taktik überfordert die Abwehr völlig. Selbst wenn ein Großteil der Drohnen abgeschossen wird, bleibt der Angriff erfolgreich. Trotz der "Friedensgespräche" wurden kurz nacheinander diese Städte in der Ukraine von solchen Schwärmen heimgesucht: Odessa (20. März), Saporischschja (21. März), Kiew (24. März), Dnipro (29. März) und Charkiw (30. März).

Krieg der Kosten 

Die russischen Angriffe sind nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft des Drohnenkrieges. Damit die Drohnen sich sammeln und gemeinsam zuschlagen können, ist eine präzisere Steuerung und Koordination erforderlich – das haben die Russen offenbar geschafft. Streng genommen handelt es sich dabei noch nicht um eine Schwarm-Attacke. Gemeint sind damit Drohnengruppen, die direkt miteinander kommunizieren und ihren Angriff mit einer Schwarm-KI-Intelligenz ausführen. Das wird jedoch der nächste Schritt sein, Testphasen gab es bereits 2024. Ebenso wäre es naheliegend, Drohnen mit Sturzflugfähigkeiten zu entwickeln, die sich steil aus großer Höhe auf ihr Ziel stürzen. Bei früheren Sturzkampfbombern war die größte Herausforderung, das Flugzeug nach dem Bombenabwurf wieder zu stabilisieren, damit es nicht abstürzt. Bei einer Einweg-Drohne entfällt dieser Aufwand. Unabhängig vom Krieg gegen die Ukraine stellt sich eine grundsätzliche Frage: Billigdrohnen, die in riesigen Stückzahlen produziert werden, müssen massenhaft und kostengünstig bekämpft werden. Westliche Abwehrraketen werden dieser Aufgabe kaum gewachsen sein; Nahbereichsverteidigung mit Maschinenkanonen wird von der schieren Masse der Angreifer überwältigt. Als Hoffnung bleiben Laserwaffen, die in der Entwicklung voranschreiten.

Weiterentwicklung der Geran-Drohnen

Für den strategischen Luftkrieg setzt Russland auf den Bau einfacher Drohnen. Im Jahr 2025 sollen etwa 10.000 Drohnen vom Geran-Typ produziert werden, überwiegend in Alabuga. Hinzu kommen weitere Modelle und unzählige Attrappen – noch günstiger hergestellte Drohnen ohne Angriffsfähigkeit, die die Luftabwehr überlasten sollen. Russland arbeitet derzeit an einer KI-Steuerung für Drohnen, um intelligente Schwarmangriffe zu ermöglichen. Parallel dazu verbessern sich die Flugfähigkeiten der Geran-Drohnen. Die Geran-3 – vergleichbar mit der iranischen Shahed-238 – verfügt über einen Turbofan-Antrieb statt eines Propellers. Ihre Reichweite soll 2500 Kilometer betragen, die Geschwindigkeit steigt auf über 600 km/h, was sie deutlich schwerer abfangbar macht.

Quellen: Bild, Breaking Defence, WP,

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