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Krieg in der Ukraine: Geld und Ruhm – mit diesem Finanzsystem lockt Putin seine Rekruten



Kämpfe für Putin und werde reich dabei – Boni und Zulagen machen den Kriegsdienst attraktiv. Inzwischen kämpfen dreimal mehr Russen in der Ukraine als zu Beginn des Krieges.

Mobilisierungen und Zwangsrekrutierungen sind problematische Mittel, um die Streitkräfte aufzufüllen. Hunderttausende sind aus der Ukraine geflohen, um dem Wehrdienst zu entgehen. Die Videos von rabiaten Menschenfängern untergraben die Moral. Russland hat mit der Teilmobilisierung im September 2022 ganz ähnliche Erfahrungen gemacht und vermeidet seitdem Formen der Zwangsrekrutierung.

Ständige Appelle an Patriotismus und das Beschwören des großen vaterländischen Krieges allein brachten nicht die gewünschten Resultate. Doch inzwischen gibt es ein ausgeklügeltes System von finanziellen Zuwendungen. Und diese Mischung von Ruhm und Geld füllt die Ränge der Armee.

Putins Belohnungssystem

Der bekannte Youtube-Kanal "History Legends" hat dieses System im Detail analysiert. Das Motto lautet: "Diene deinem Land und werde reich dabei." Das finanzielle System besteht aus mehreren Komponenten. Ein monatliches Gehalt, ein einmaliger Eintrittsbonus, besondere Zuwendungen und ein Bonussystem für Kampfeinsätze.Putins Werbespott 16:40

Mindestens 200.000 Rubel beträgt demnach das Monatsgehalt, das ist etwas weniger als 2000 Euro. Allerdings ist die Kaufkraft eine andere. Mit 100.000 Rubel Monatsgehalt gehört man in Moskau zu den Besserverdienern, in der Provinz ist man reich. In der Provinz sind 300 Euro ein normales Gehalt, die Armee bietet mehr als sechsmal so viel. Kein Wunder, dass dieses System Rekruten aus den ärmeren Regionen anzieht.

Die Familie der Rekruten profitiert

Für sie ist der Krieg die Chance, die ganze Familie aus der Armut in die Mittelklasse zu hieven. Typisch, dass sich die "schwarzen Schafe" einer Familie melden. Männer, die es nur zu unsteten Jobs gebracht haben, die Probleme mit der Polizei haben. Melden sie sich, werden sie zu einem Helden und zu jemandem, der für seine Familie sorgt.

Familie spielt eine zentrale Rolle bei den Rekrutierungen. Für sie gibt es zahlreiche Vergünstigungen. Schnellere Zuteilung von Wohnraum, Mietrabatte von 50 Prozent, kostenlose Ausbildung der Kinder, Sommercamps, reduzierte Stromkosten, medizinische Behandlung der Familienangehörigen in den Einrichtungen der Armee. Zuschläge bei Schwangerschaft der Partnerin und die Zuteilung von Land. Hohe Summen werden bei Verletzung oder Tod ausgezahlt.Ar Schattenflotte Putin

Wettbewerb der Regionen

Die Einmalzahlung beträgt dem Kanal zufolge 400.000 Rubel aus dem Budget des Zentralstaates. Dazu kommt eine weitere Summe aus der jeweiligen Region. Und diese Zahlungen steigen rasant, da die Gouverneure Quoten erreichen müssen. Selbst die ärmsten Regionen geben weitere 400.000 Rubel. In wohlhabenden Regionen sind es 600.000. Und das ist noch nicht das Ende. Rostow zahlt demnach 1,2 Millionen, St. Petersburg 1,7 Millionen, Moskau gibt 1,9 Millionen und stockt dazu das Monatsgehalt um weitere 50.000 Rubel auf. Ein Rekrut aus der Hauptstadt kommt so auf bis zu 5,2 Millionen Rubel im ersten Jahr seines Dienstes – mehr als 46.000 Euro.

Typisch ist es, dass die "reichen" Rekruten einen Teil ihres Gehalts in einen Topf geben, mit dem Ausrüstung wie Drohnen oder zusätzliche Lebensmittel gekauft werden. Manche Regionen stellen ihren Rekruten eine hochwertige Ausrüstung. Überhaupt soll ein Teil der Einmalzahlung in militärische Ausrüstung investiert werden.

Oreschnik Rakete ART_1053Für Einsätze an der Front gibt es nicht nur Medaillen – es gibt Bares. Jeder Kampftag wird mit 8000 Rubel entlohnt, Sturmgruppen bekommen 50.000 Rubel pro Kilometer Vormarsch. Die Einheit, die ein gepanzertes Fahrzeug zerstört, erhält 50.000 Rubel, 100.000 gibt es für einen Panzer – deutlich mehr für Panzer aus Nato-Ländern.

Von 180.000 Mann zu nun 690.000

Über 400.000 Mann konnte die Armee 2024 mit diesem Programm für sich gewinnen. Über 30.000 Mann melden sich jeden Monat. Das führt dazu, dass die Zahl an Truppen in der Ukraine zunimmt. Die Invasion wurde mit 180.000 Mann gestartet, zahlenmäßig waren die Ukrainer damals deutlich überlegen. Anfang 2023 hatten die Russen etwa 300.000 Mann im Land, Anfang 2024 waren es schon 400.000. Und Ende 2024 sind es 690.000 – 300.000 Mann Zuwachs in nur einem Jahr – so das ukrainische Oberkommando.

Durch diese große Zahl haben die Russen die Oberhand in einem Abnutzungskrieg. Ein Ende des Wachstums ist nicht abzusehen. Die russische Truppenstärke wird weiter zunehmen, selbst wenn die Rekrutierungszahlen 2025 zurückgehen sollten. Alle Verträge verlängern sich automatisch, solange der Krieg andauert. Nur Tote und Verwundete verlassen die Armee. Es ist daher wahrscheinlich, dass die russischen Streitkräfte in der Ukraine 2025 eine Stärke von 900.000 bis zu einer Million Mann erreichen werden.

Quelle:HistoryLegends

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