Die Deutschen vertrauen ihren Institutionen immer weniger. Der Fels in der Brandung: Ärzte und Polizei. Gegenüber Parteien und soziale Medien aber regiert das Misstrauen.
Ob das auch an der ständigen Präsenz in TV-Serien liegt? Ärzte und Polizei genießen in Deutschland das höchste Ansehen: 81 Prozent der Deutschen haben zu ihnen großes Vertrauen – genausoviel wie vor einem Jahr. Das ist ein Ergebnis des Institutionen-Rankings, das Forsa seit fast zwei Jahrzehnten für den stern, RTL und ntv ermittelt. Auf dem dritten Platz folgt das Bundesverfassungsgericht. Es erreicht einen Vertrauenswert von 78 Prozent. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023 und damit die größte Ansehenssteigerung. Auf Platz 4 folgen die Universitäten mit 75 Prozent (+ 2 Prozentpunkte) und die Gerichte mit 70 Prozent (- 1 Prozentpunkt).
Das geringste Vertrauen haben die Deutschen unverändert zu den sozialen Medien und den Werbeagenturen: Ihnen vertrauen jeweils nur drei Prozent. Sehr niedrig ist auch das Ansehen des Islam (6 Prozent) und der katholischen Kirche (11 Prozent). Zu den Institutionen mit den fünf schlechtesten Werten – insgesamt wurden 36 abgefragt – gehören auch die politischen Parteien: Ihnen vertrauen nur 15 Prozent der Deutschen. Das ist zwar gegenüber dem Vorjahr ein kleiner Anstieg von zwei Prozentpunkten, aber im Langzeitvergleich ist der Vertrauensverlust unübersehbar: Seit 2020 ist der Wert um zehn Prozentpunkte gesunken.
Ostdeutsche vertrauen der Polizei deutlich weniger
Bei den Detailergebnissen fällt auf: In Ostdeutschland ist das Vertrauen zu staatlichen Institutionen deutlich geringer: Mit 73 Prozent ist der Vertrauenswert für die Polizei zehn Prozentpunkte niedriger als in Westdeutschland. Das Bundesverfassungsgericht erreicht in den neuen Ländern mit 61 Prozent gar 19 Prozentpunkte weniger. Das korreliert mit den Ergebnissen für die Wähler der AfD, die in Ostdeutschland auf mehr Zustimmung stößt. Anhänger der AfD haben zu fast allen Institutionen signifikant weniger Vertrauen. Besonders groß ist der Unterschied beim Bundesverfassungsgericht, dem nur 26 Prozent der AfD-Wähler vertrauen. Höher ist das Ansehen der sozialen Medien, denen 11 Prozent der AfD-Anhänger vertrauen.
Erstmals ermittelte Forsa auch die Einstellungen der Wähler des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Auch bei ihnen sind die Werte deutlich niedriger als in der übrigen Bevölkerung, aber das Misstrauen ist weniger stark ausgeprägt als bei den AfD-Anhängern. Dem Bundesverfassungsgericht beispielsweise vertrauen 59 Prozent der BSW-Wähler.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den stern und RTL Deutschland zwischen dem 6. und 13. Dezember 2024 telefonisch erhoben. Datenbasis: 4004 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 1,5 Prozentpunkte. Damit ist die Umfrage repräsentativ.