Auch im 80. Jahr des Kriegsendes scheint die Frage in den Niederlanden nach wie vor wichtig: wer arbeitete im Zweiten Weltkrieg mit den Nazis zusammen? Ein Online-Archiv soll Antworten liefern. Dort sind nun die Namen von Hunderttausenden mutmaßlichen Kollaborateuren nachzulesen.
In den Niederlanden sind ab sofort die Namen der rund 425.000 mutmaßlichen Kollaborateure mit den deutschen Nazi-Besatzern im Zweiten Weltkrieg online einsehbar - und damit ist nicht jeder glücklich. Nach Bedenken von Nachfahren der mutmaßlichen Kollaborateure, aber auch von Opfer-Angehörigen, wurde zunächst darauf verzichtet, auch die kompletten Akten jener Menschen online zugänglich zu machen, die die Deutschen unterstützten und teils schwere Verbrechen begingen. Die Akten selbst können vorläufig nur im Nationalarchiv in Den Haag eingesehen werden.
Lange Zeit ist in den Niederlanden mit dem Finger auf Menschen gezeigt worden, bei denen es die Vermutung gab, dass sie im Krieg auf der falschen Seite gestanden haben. Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS berichtete, ergab eine Umfrage kürzlich, dass jeder fünfte Niederländer auch heute lieber nicht die Nachfahren eines Kollaborateurs in einem öffentlichen Amt, etwa als Bürgermeister oder Abgeordneter, haben möchte.
Und die Kinder und Enkelkinder von Kollaborateuren leiden nach der Umfrage oft noch unter der Familiengeschichte. Betroffene auf Täter- und Opferseite befürchten nun, dass mit dem Öffnen der Archive schlecht verheilte Wunden wieder aufreißen.
Das neue Namensregister liefert zu Betroffenen Personendaten und den Wohnort sowie die Angabe, welche Polizeistellen und Gerichte sich mit der Person befasst haben. Genannt werden auch die Nummern der Akten, aus denen hervorgeht, was den Betroffenen konkret vorgeworfen wird und die im Nationalarchiv einsehbar sind.