Nach dem Wahlsieg Trumps ist auch in Afrika die Sorge über das zukünftige Verhältnis zu den USA groß. Auch hier sind Einfuhrzölle ein großes Thema. Die größte Sorge jedoch gilt dem Schaden, den Trumps mangelnder Respekt für die Demokratie haben könnte.
Wenigstens spricht Donald Trump diesmal nicht von "Shitholes". Als Drecklöcher hatte er afrikanischen Staaten bei seinem letzten Einzug in das Weiße Haus bezeichnet. Das war hart. Diesmal wird es vermutlich noch härter. Wenn auch weniger wortgewaltig. Heute ist Donald Trump Afrika schlichtweg egal. Er widmet dem Kontinent kein Wort.
"Wer nichts hat, an dem er interessiert ist, an den denkt er nicht", sagt Christopher Whann, außerordentlicher Professor an der Empire State University in New York. "Nur wer etwas anbietet, was ihm nutzt, bekommt etwas zurück". Trumps Wiederwahl könnte die antiwestliche Stimmung auf dem afrikanischen Kontinent weiter befeuern, erwartet er. "Trump wird diejenigen bestärken, die sagen, die USA seien kein Vorbild mehr, denn sie werden nun von einem Kriminellen regiert", sagt der südafrikanische Professor Xolela Mangcu. "Es wird Afrikaner noch weiter von den USA wegtreiben."
Ein Engagement in Westafrika zum Beispiel ist von Trump nicht zu erwarten. Obwohl es strategisch wichtig wäre: Dort gehen russische Wagner-Truppen im Auftrag der Putschisten-Regierungen in Mali und dem Niger brutal gegen Islamisten und zunehmend auch die lokale Bevölkerung vor. Gleichzeitig sichern sie sich den Zugang zu Bodenschätzen. "Donald Trump ist völlig egal, ob und wo Wagner Truppen in West-Afrika herumschwirren", ist Professor Whann überzeugt. "Es sei denn, man bietet ihm den Zugang zu seltenen Erden oder dergleichen an. Wenn Trump irgendetwas Positives in dieser Region tut, wird es unbeabsichtigt geschehen und nur aus eigennützigen Motiven. Er denkt nicht über afrikanische Themen nach."
Strategischer Pragmatismus gefragt
Russland und China sichern sich derweil den Zugang zu einem Großteil der wichtigen Ressourcen Afrikas. Wie wird Trump damit umgehen? In Afrika stellt man sich auf unberechenbare amerikanische Politik ein. "Es ist jetzt wichtig, die Beziehung zu der neu-gewählten Administration in Washington frisch zu verhandeln", sagt Professor Xolela Mangcu. Der Südafrikaner unterrichtet derzeit an der George-Washington-University in der US-Hauptstadt. "Jetzt ist strategischer Pragmatismus gefragt." Besonders wenn es um Donald Trumps Lieblingsthema geht: Zölle. Eine Zitterpartie auch für afrikanische Staaten.
Vor allem die großen Wirtschaftsnationen wie Südafrika werden ihre US-Beziehung unter Trump wohl neu ausrichten müssen. Pretoria ist auf Handelsbeziehungen mit den USA angewiesen. Doch hat das Land in den vergangenen Jahren mehr und mehr die Nähe zu China und Russland gesucht. Die US-Demokraten erachteten es noch als wichtig, demokratische Staaten in Afrika, wie Südafrika, zu stärken. Von der neuen Trump Administration ist dies weniger zu erwarten. "Wir sollten sehr besorgt über die 2025 anstehende Verlängerung des amerikanischen AGOA-Handelsgesetzes sein", sagt Steven Gruzd vom Südafrikanischen Institut für Internationale Angelegenheiten, einem Thinktank in Johannesburg.
Der African Growth and Opportunity Act ermöglicht zahlreichen afrikanischen Staaten reduzierte oder zollfreie Warenexporte in die USA. Der Wert der jährlich aus Afrika importierter Waren betrug im vergangenen Jahrzehnt durchschnittlich 11,6 Milliarden US Dollar. Zugegeben, China importiert dreimal so viel vom afrikanischen Kontinent, aber AGOA ist ein entscheidender Eckpfeiler beispielsweise der südafrikanischen Wirtschaft. "Es ist wichtiges Kapital für uns", so Gruzd. 15.000 Jobs hängen am Kap der guten Hoffnung an dem Abkommen, das vornehmlich der Obst, Wein- und Autoindustrie nutzt.
BRICS könnte zum Problem werden
Zahlreiche republikanische Kongressabgeordnete haben schon vor der US-Präsidentschaftswahl Einwände gegen eine Verlängerung des AGOA geäußert. "Uns stehen schwierige Gespräche bevor", meint Steven Gruzd. Südafrika muss Donald Trump überzeugen, dass es noch an der Seite der USA steht. Südafrikas Genozid-Klage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof sowie die zunehmende Nähe der Kapnation zu Russland und China im Rahmen des BRICS Bündnisses habe schon die Biden Administration verärgert.
"Ehrlich gesagt, ich wäre nicht überrascht, wenn Trump AGOA ins Wasser fallen lässt. Er wird keinen Gedanken auf afrikanische Interessen verschwenden", so Professor Whann. "Ich würde nicht darauf setzen, dass südafrikanische Äpfel zukünftig zollfrei in die USA eingeführt werden dürfen. Daran hat Trump kein Interesse. An strategisch wichtigen Metallen aber schon." Gold, Chrom, Platinum und seltene Erden, das ist die Verhandlungsmasse afrikanischer Staaten. Quid-pro-quo. Das ist ein dreckiges Geschäft und bevorzugt Diktatoren.
Auch im Gesundheitssektor befürchten afrikanische Staaten nun nach Trumps Wiederwahl Einschnitte, zum Beispiel bei der Unterstützung zur Bekämpfung von HIV und AIDS. Der Notfallplan PEPFAR des US-Präsidenten finanziert zu einem wesentlichen Teil den Kampf gegen die Epidemie auf dem afrikanischen Kontinent. Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump das Programm eingeschränkt. Das könnte viele Menschenleben kosten.