
Die Arabische Liga zeigt sich offen für einen ägyptischen Plan zur Zukunft des Gazastreifens. Er sieht vor, dass die Hamas die Macht abgibt und 53 Milliarden Dollar investiert werden. Doch die Umsetzung dürfte auf Widerstand stoßen - vor allem in Israel und Washington.
Arabische Staats- und Regierungschefs beraten in Kairo über Pläne für einen Wiederaufbau des Gazastreifens. Ägyptischen Schätzungen zufolge könnte der 53 Milliarden Dollar kosten. In dem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Papier mit dem Titel "Gaza 2030" wird detailliert erläutert, wie das Küstengebiet wieder hergestellt werden soll. Das Dokument enthält Karten zur Neugestaltung des Gebiets sowie KI-generierte Bilder von Wohnanlagen und Parks.
Für die Umsetzung sind etwa fünf Jahre eingeplant, in denen rund 400.000 Wohneinheiten entstehen sollen. Während der Aufräumarbeiten sind Übergangsunterkünfte vorgesehen. Der Plan umfasst zudem einen Hafen und einen Flughafen sowie ein Technologiezentrum und Hotels am Strand.
Das Papier sieht außerdem vor, dass die militant-islamistische Hamas die Macht an eine Übergangsverwaltung aus politisch unabhängigen Mitgliedern abtreten soll, bis eine reformierte Palästinensische Autonomiebehörde die Kontrolle übernehmen kann. Laut CNN wird in dem 90-seitigen Dokument auch vorgeschlagen, dass Ägypten und Jordanien palästinensische Polizeikräfte ausbilden und zur Sicherung des Streifens einsetzen. Der Nachkriegsplan, so heißt es in dem Dokument, erfordere Regelungen für eine Übergangsregierung, "die die Zwei-Staaten-Lösung" bewahrt und den "Ausbruch neuer Konflikte verhindert".
Die Arabische Liga zeigt sich offen für einen ägyptischen Plan zur Zukunft des Gazastreifens. Die internationale Gemeinschaft und Finanzinstitutionen sollen den Plan rasch unterstützen, heißt es im Entwurf der Abschlusserklärung des Gipfeltreffens der Organisation.
Der Plan gilt als Gegenentwurf zum Vorschlag des US-Präsidenten Donald Trump, die palästinensische Bevölkerung umzusiedeln und das Gebiet in eine "Riviera des Nahen Ostens" zu verwandeln. Arabische Staaten hatten diesen Vorschlag scharf kritisiert. Trump hatte angekündigt, den Gazastreifen unter US-Kontrolle bringen und neu aufbauen zu wollen.
Die dort lebenden Palästinenser sollen demnach unter anderem nach Ägypten und Jordanien umgesiedelt werden. Der Gazastreifen ist durch den Krieg zwischen Israel und der Hamas, der durch den brutalen Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation ausgelöst wurde, nahezu völlig zerstört.
An dem Gipfeltreffen soll auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas teilnehmen, Chef der vom Westen unterstützten Autonomiebehörde und Gegner der Hamas. Israel hat eine Rolle der Palästinensischen Autonomiebehörde im Gazastreifen ausgeschlossen und zusammen mit den USA die Entwaffnung der Hamas gefordert. Die Hamas hat erklärt, sie sei bereit, die Macht im Gazastreifen an andere Palästinenser abzutreten, werde aber erst dann ihre Waffen abgeben, wenn ein palästinensischer Staat existiere.
Israel hingegen will die Sicherheitskontrolle über beide Gebiete behalten, die es im Sechstagekrieg 1967 eroberte und die die Palästinenser für ihren zukünftigen Staat beanspruchen. Die israelische Regierung und der Großteil der Politiker lehnen einen palästinensischen Staat ab.