Alles, was sie forderte, war das Recht auf freie Meinungsäußerung: Dafür wurde die Menschenrechtsaktivistin Taghavi bei einem Besuch im Iran festgenommen und in einem berüchtigten Gefängnis inhaftiert. Nun kommt sie nach Jahren des Grauens frei.
Die deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi ist nach mehr als vier Jahren aus iranischer Haft entlassen worden. "Es ist vorbei. Nahid ist frei!", schrieb ihre Tochter Mariam Claren bei X. Ihre Mutter sei zurück in Deutschland. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock von den Grünen erklärte, es sei "ein großer Moment der Freude, dass Nahid Taghavi endlich wieder ihre Familie in die Arme schließen kann."
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kehrte die Aktivistin am Sonntag nach Deutschland zurück. Taghavis Tochter veröffentlichte auf X auch ein Foto, das sie mit ihrer Mutter an einem Flughafen zeigt. Sie dankte allen Unterstützern ihrer Mutter, die sich für ihre Freilassung eingesetzt haben.
Taghavi war im Oktober 2020 während eines Besuchs in Teheran verhaftet worden und im August 2021 wegen "Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe" und wegen "Propaganda gegen das Regime" zu zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die deutsch-iranische Aktivistin hatte sich jahrelang für Menschenrechte und insbesondere für Frauenrechte im Iran eingesetzt.
Folter während der Haft
"Worte reichen nicht aus, um unsere Freude zu beschreiben", wird Claren in der Amnesty-Mitteilung zitiert. Zugleich trauere man um die vier geraubten Jahre und das Grauen, das sie in dem berüchtigten Teheraner Gefängnis Evin erlebt habe. Laut Amnesty war Taghavi während ihrer Haftzeit gefoltert und in Einzelhaft gesperrt worden.
"Wir freuen uns außerordentlich mit Nahid Taghavi und ihrer Familie über ihre Freilassung", erklärte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow. Die Deutsch-Iranerin sei "allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung" im Iran inhaftiert worden. Ihre Geschichte stehe "exemplarisch für die vielen lauten und leisen Stimmen, die sich der repressiven Regierung im Iran entgegenstellen".
Amnesty forderte die iranische Führung auf, die übrigen im Iran inhaftierten Doppelstaatler und die "vielen anderen gewaltlosen politischen Gefangenen sofort und bedingungslos" freizulassen.