Der israelische Armeechef Herzi Halevi hat eigenen Aussagen zufolge Pläne für das Nordkommando der Streitkräfte genehmigt. Beobachter vermuten eine bevorstehende Bodenoffensive. Derweil fordert das israelische Militär Menschen auf, sich von Hisbollah-Einrichtungen fernzuhalten.
Nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch einen gezielten Luftschlag hat Israels Armeechef Herzi Halevi die Möglichkeit eines Einmarsches in den benachbarten Libanon angedeutet. Er habe eine Lagebeurteilung abgeschlossen und die Pläne für das Nordkommando der Streitkräfte gebilligt, sagte er im Hauptquartier des Kommandos in der nordisraelischen Stadt Safed.
"Herausfordernde Tage liegen vor uns", fügte er in einem Video hinzu, das die Armee veröffentlichte. Die israelische Armee sei "in höchster Alarmbereitschaft, sowohl in defensiver als auch offensiver Hinsicht, an allen Fronten". Sie sei gerüstet für das, was als Nächstes komme.
Israel fordert seit langem, dass sich die Hisbollah gemäß der bereits vor Jahren verabschiedeten Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats von der israelisch-libanesischen Grenze etwa 30 Kilometer weiter Richtung Norden hinter den Litani-Fluss zurückzieht. Israel will damit die Sicherheit seiner Bürger im Norden Israels gewährleisten.
Beobachter mutmaßen, Israel könnte versuchen, dieses Ziel mit einer Bodenoffensive im Nachbarland zu erreichen. Das israelische Militär hatte am Freitag bei einem gezielten Angriff in einem Vorort von Beirut Hassan Nasrallah getötet, den Führer der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon.
Nasrallah stand seit 1992 an der Spitze der Schiitenmiliz. Er war einer der schwierigsten Gegenspieler Israels. Er stimmte sich eng mit dem Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, dem wichtigsten Unterstützer der Hisbollah. Er hat die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation verwandelt, als sie es in der Zeit seines Vorgängers war.
Israel ruft Menschen im Libanon zur Flucht auf
Das israelische Militär hat derweil die Menschen in Teilen des Libanons aufgefordert, sich von Hisbollah-Einrichtungen fernzuhalten und sich bis auf Weiteres in Sicherheit zu bringen. Die Warnung gilt für die Bewohner der Bekaa-Ebene im Osten des Landes, für die südlichen Vororte der Hauptstadt Beirut und für den Südlibanon, wie es in einem Aufruf hieß, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte.
Viele Menschen in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten wissen allerdings oft nicht, welche Gebäude von der Schiitenmiliz genutzt werden. Solche Evakuierungsaufrufe des Militärs sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Angriffe.