3 months ago

"Hände weg von meinen Pornos": Die Pornoindustrie reitet gegen Trump



Nun wird es wild. Im "Project 2025" fordert die bekannteste Denkfabrik der US-Republikaner ein Verbot von Pornografie, mit allen strafrechtlichen Konsequenzen. Die Pornoindustrie wehrt sich mit warnender Werbung.

NGOs, Musiker, Prominente; es ist nicht ungewöhnlich, dass sich zahlreiche Personengruppen in den US-Wahlkampf einmischen, weil sie ein Interesse am Ausgang haben. Doch jetzt wird es wild. Die Pornoindustrie greift in das Duell Donald Trump gegen Kamala Harris ein und warnt wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl eindringlich vor den potenziellen Folgen eines republikanischen Wahlsiegs. "Lasst sie nicht kontrollieren, was Du anguckst!", fordert die Website hands off my porn, "Hände weg von meinen Pornos" auf.

Anfang der Woche verkündeten 17 Pornodarsteller eine Werbekampagne im Wert von 100.000 US-Dollar in allen battleground states, also den sieben Bundesstaaten, welche die Wahl voraussichtlich entscheiden werden. Die Werbung wird auf Porno-Websites in Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin geschaltet. Die Initiative warnt auf ihrer Website vor möglichen Schritten einer republikanischen Regierung unter Donald Trump: Diese habe vor, Pornografie zu verbieten und die Macher hinter Gitter zu bringen. Porno-Webseiten gehören zu den meistbesuchten überhaupt.

Harris' Wahlkämpfer haben garantiert nichts gegen die Warnungen gegen Trump im Weißen Haus, da sie viele Männer erreichen dürften: Laut einer Umfrage der konservativen Denkfabrik "American Enterprise Institute" haben von den 18- bis 29-Jährigen im vergangenen Monat 44 Prozent Pornos angeguckt, bei den 30- bis 49-Jährigen waren es 57 Prozent. Grob gesagt bevorzugen Männer eher den Republikaner, Frauen tendieren zu Harris. Insbesondere jüngere Männer könnten von den Warnungen abgeschreckt werden, da sie weniger verfestigte Parteipräferenzen haben.

"Macht süchtig"

Im Wahlprogramm der Republikanischen Partei ist kein Verbotsvorhaben zu finden. Wohl aber im berühmt-berüchtigten Project 2025, ein detaillierter Plan für den Übergang zu einer konservativen Regierung, Dekrete für den Beginn der Amtszeit und Gesetzesprojekte. Trump hat sich von der Agenda distanziert, aber das Dokument der konservativen Denkfabrik "Heritage Foundation" wurde praktisch für ihn geschrieben. Mindestens 140 seiner früheren Mitarbeiter arbeiteten laut CNN daran mit, manche treten in Schulungsvideos dafür auf. Im Wahlkampf verweisen die Demokraten immer wieder auf Project 2025, um Republikaner zu diskreditieren.

Das Vorwort des fast 922 Seiten umfassenden Dokuments führt einen Rundumschlag gegen alle Beteiligten. Pornos machten "genauso süchtig wie jede illegale Droge" und hätten zerstörerische Auswirkungen auf die Psyche wie jedes Verbrechen, steht da: "Pornografie sollte verboten werden." Die Leute, die sie produzieren und verbreiten, sollten ins Gefängnis. "Pädagogen und öffentliche Bibliothekare, die sie verkaufen, sollten als registrierte Sexualstraftäter eingestuft werden. Und Telekommunikations- und Technologieunternehmen, die ihre Verbreitung fördern, sollten geschlossen werden."

Eine Trump-Regierung werde "die volle Wucht der US-Regierung nutzen, um Pornografie strafbar zu machen", warnt die Initiative der Porno-Macher. Sie bezeichnet dies als "Bewaffnung der Regierung gegen das amerikanische Volk": Eine eindeutige Anspielung auf die Republikaner, die eben dies den Demokraten seit Jahren vorwerfen und sogar einen entsprechenden Ausschuss im Kongress führen.

Nur ein Tropfen

Die Initiatoren von "Hands off my porn" verweisen auch auf Äußerungen des republikanischen Vizekandidaten J.D. Vance, der als Senator des Bundesstaats Ohio im Jahr 2021 sagte: "Die Kombination von Pornos und Abtreibungen haben im Grunde eine einsame, isolierte Generation hervorgebracht, die nicht heiratet, keine Familien gründet und gar nicht richtig sicher ist, wie man miteinander umgeht."

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Zwar ist das gesamte Project 2025 höchst unpopulär und ist zum Unwort geworden, mit dem niemand öffentlich in Verbindung gebracht werden möchte. Schafft es Trump ins Weiße Haus, kann er sich trotzdem daraus bedienen und einzelne Vorschläge umsetzen.

Die 100.000 US-Dollar für die Werbekampagne der Pornoindustrie sind allerdings nur ein kleiner Teil der Rekordsumme, die Wahlkampforganisationen in diesem Jahr ausgeben werden. Rund 5 Milliarden US-Dollar bis zum Wahltag am 5. November prognostiziert das Projekt "OpenSecrets", was Geldströme in der US-Politik verfolgt.

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