6 hours ago

Gloria von Thurn und Taxis: Sie wird 65 Jahre alt



Sie galt früher als Rebellin, heute als konservativ: Gloria von Thurn und Taxis feiert am 23. Februar ihren 65. Geburtstag.

Sie gilt als vielleicht streitbarste Aristokratin Deutschlands. Während Gloria von Thurn und Taxis (65) in den 80er-Jahren mit ihrem Jetset- und Party-Lifestyle sowie mit ihrem exzentrischen Modestil für Aufsehen sorgte, so fiel sie in der jüngeren Vergangenheit mit streitbaren Aussagen und polarisierenden Meinungen auf. Am 23. Februar feiert die Fürstin mit Schloss-Wohnsitz in Regensburg ihren 65. Geburtstag.

Im Laufe ihres bewegten Lebens hat Deutschlands umstrittene Aristokratin etliche Beinamen gesammelt: "Bayerns Gloria", "Punker-Fürstin", "Rebellin". Besonders einprägsam ist "Prinzessin TNT", wobei mit TNT weniger das Kürzel für ihr Imperium Thurn und Taxis gemeint ist, sondern eher der Sprengstoff. So kennt man Mariae Gloria Fürstin von Thurn und Taxis seit Jahrzehnten.

Mit ihren umstrittenen Ansichten polarisiert sie. So sieht das Modemagazin "Vogue" in Gloria von Thurn und Taxis "eine der wenigen wahren Exzentrikerinnen", während die "New York Times" erstaunt feststellt: "Prinzessin Gloria [...] ist zur Sonnenkönigin herangewachsen, um die sich viele traditionalistische Katholiken kreisen, die Papst Franziskus ablehnen. Ihr Schloss in Regensburg ist eine potenzielle 'Gladiatorenschule' für konservative Katholiken, die auf einem Kreuzzug zur Bewahrung kirchlicher Traditionen sind."

Rebellische Fürstin wird zur strengen Katholikin

Im Kontrast zu diesem strengen Konservatismus scheinen dazu frühere Aktionen zu stehen, mit denen sie für Aufmerksamkeit sorgte: Zu welchen unkonventionellen Ideen sie fähig ist, zeigt jenes legendäre Geschenk, mit dem sie 1986 am 60. Geburtstag ihres mittlerweile längst verblichenen Gemahls Fürst Johannes von Thurn und Taxis (1926-1990) überraschte: Gloria ließ eine selbstkreierte Torte auffahren, die mit 60 Penissen aus Marzipan verziert war.

Jahre später erklärte sie das Präsent in einem "Spiegel"-Interview mit einer Art theologischen Manifest: "Wir sind katholisch. Die katholische Religion feiert den Sexualakt. Die Schöpfung Gottes manifestiert sich in der geschlechtlichen Vereinigung. Die Prokreation, also die Fortpflanzung, ist das Heiligste überhaupt."

Was die eigene heilige Prokreation anbelangt, war Gloria zu diesem Zeitpunkt ihrem Mann eine sehr erfolgreiche Gattin, weil dreifache Mutter. Sie hatte ihm bereits die beiden Töchter Maria Theresia (geb. 1980) und Elisabeth (geb. 1982) und 1983 den erhofften männlichen Erben Albert geboren. Damit war sie ihrer dynastischen und lebensanschaulichen Verantwortung mehr als gerecht geworden.

Sie mochte das Partyleben

Die dreifache junge Mutter begann, ihr eigenes Jetset-Leben zu führen. Nun wurde Gloria die berühmte Punk-Prinzessin, sie trug Rokoko-Kleider oder ein Kettenhemd von Paco Rabanne, feierte in München, London, Paris, New York. Mit Mick Jagger, Prince oder Michael Jackson.

Ihrem Mann war es offenbar gleich, er lebte ja sein eigenes Partyleben. Die gebürtige Gräfin von Schönburg-Glauchau, einem verarmten Adelsgeschlecht aus Sachsen, das in der DDR enteignet worden war, hatte den 34 Jahre älteren Fürsten von Thurn und Taxis 1979 in München kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. 1990 starb das Familienoberhaupt nach zwei Herztransplantationen im Alter von 64 Jahren.

Mit dem Tod des Fürsten kommt der Wandel

Nach dem Tod ihres Mannes muss die Witwe das Familienunternehmen Thurn und Taxis sanieren, was ihr mit großer Tatkraft innerhalb von zehn Jahren auch gelingt. Das US-Wirtschaftsmagazin "Business Week" wählt sie zur "zehntbesten Finanzmanagerin". Die Punk-Phase ist endgültig vorbei. Gloria trägt Bubikopf und keine aufragenden Haartürme mehr. Sie schreibt Bücher, u.a. mit Alessandra Borghese und Kardinal Meisner, sie malt Prominente gegen Honorar, nimmt Auszeichnungen entgegen - unter anderem den Bayerischen Verdienstorden und das Verdienstkreuz I. Klasse.

Sie tanzt nicht mehr mit Rockstars auf Tischen, sondern engagiert sich sozial, zum Beispiel bei der Bayerischen Stiftung Hospiz. Sie trifft sich mit Geistlichen, mit Bischöfen, Kardinälen und Päpsten. Nur manchmal gönnt sie sich eine kleine äußerliche Exzentrik, wenn sie auf ihrer Harley zum Gottesdienst fährt.

Dafür erregt sie kein Aufsehen mehr mit fantasievollen Frisuren, sondern mit Äußerungen, die viele Menschen als haarsträubend empfinden.

"Ich möchte einfach meine Meinung sagen können"

Sie versuche zu vermitteln, sagt sie der "Neuen Zürcher Zeitung" im Interview: "Ich möchte einfach meine Meinung sagen können und Leute zusammenbringen, die einander sonst nicht begegnen würden." Sie sei mitnichten ein Teil rechtsextremer Netzwerke. "Rechts, links, das funktioniert bei mir nicht." Das sei etwas für Spießer. "Meine konservativen religiösen Ansichten haben überhaupt keinen Einfluss auf meine Offenheit gegenüber kultureller Vielfalt und Inklusion."

Es bekümmert sie, wenn Leute sagen, sie sei rassistisch. "Ich liebe Afrika", sagt sie. Sie sei drei Monate im Jahr in ihrem Haus in Kenia, viele Einheimische seien gute Freunde. Schließlich habe sie in ihrer Kindheit mehrere Jahre in Somalia verbracht, wo ihr Vater Joachim Graf von Schönburg-Glauchau bei der Deutschen Welle gearbeitet hatte. Und auf die Kritik der angeblichen Feindseligkeit gegenüber Homosexualität antwortet sie: "Meine schwulen Freunde heute lachen sich kaputt, wenn sie hören, ich sei homophob." Es sei für sie völlig okay, dass Homosexuelle heute frei leben könnten - solange sie aus ihrer Lebensform keine Ideologie machten.

Natürlich schmerze es sie, dass einige Menschen wegen ihrer Ansichten zu ihr auf Distanz gehen. Aber das sei deren Schaden, "weil es immer lustig ist mit mir" (NZZ). Und wenn, "keine Sau" mehr hören will, "was ich zu sagen habe, da kann ich jetzt auch nichts machen... Dann geh ich halt wieder mehr golfen und Tennis spielen."

Gesamten Artikel lesen

© Varient 2025. All rights are reserved