Zwei Länderspiele mit begrenztem sportlichen Wert? Auf keinen Fall. Bundestrainer Nagelsmann will die letzten Auftritte 2024 auch für ein Statement nutzen. Platz eins ist immer ein lohnendes Ziel.
Neun Siege, drei Remis und nur diese eine Niederlage im EM-Viertelfinale gegen Spanien. Diese Jahresbilanz 2024 findet Julian Nagelsmann "gut, aber nicht sehr gut". In den abschließenden beiden Vorrundenspielen der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Freiburg und am 19. November (20.45 Uhr/ZDF) in Budapest gegen Ungarn soll der Gruppensieg eingefahren werden. Bis zum Mittagessen werden die Nationalspieler im Teamhotel erwartet. Um 16.00 steht das erste Training auf dem DFB-Campus an.
Worum geht es zum Jahresabschluss noch für die Nationalmannschaft?
Den Einzug ins Viertelfinale der Nations League ist schon geschafft. Dennoch gibt es ein konkretes sportliches Ziel. Mit einem Sieg ist der Gruppensieg fix. Möglicherweise reicht sogar schon ein Remis. Platz eins bringt einen vermeintlich leichteren Gegner in der ersten K.o.-Runde, denn die vier Sieger in der Liga A treffen auf einen Zweitplatzierten und haben im Rückspiel Heimrecht. Dieser - zumindest psychologische Vorteil - soll gesichert werden.
Wie motiviert Nagelsmann die Nationalspieler für die letzten Aufgaben?
Der Bundestrainer hat immer das große Ganze im Blick. Und das heißt konkret: WM 2026. So viele Siege wie möglich hat Nagelsmann als Ziel ausgerufen. Weltmeister Argentinien und Europameister Spanien holten sich so vor ihren Titeln auch das nötige Selbstbewusstsein und Selbstverständnis. Letzteres ist derzeit Nagelsmanns Lieblingsvokabel. Es sei das "größte Wort, was nach der EM so prägnant war in unserem Team", sagte er im "Blickpunkt Sport" des Bayerischen Rundfunks.
Warum setzt der Bundestrainer doch wieder auf Sané?
Leroy Sané brauche "nach seiner Pause noch mehr Spielpraxis und Rhythmus", sagte Nagelsmann am Donnerstag - und nominierte den Münchner am Sonntag dann doch für den verletzten Stuttgarter Deniz Undav nach. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Sané ist im Vollbesitz seiner Kräfte und bei maximaler Motivation eine Stammkraft im DFB-Aufgebot.
Jetzt kann man die nachträgliche Berufung des 28-Jährigen auch als eine Art Aufforderung sehen, mit vollem Einsatz die Qualitäten zu demonstrieren. Vor genau einem Jahr ging das mit der Roten Karte beim Test in Österreich (0:2) gehörig daneben. Durch eine Schambeinentzündung lange geschwächt kam der Sturmturbo in diesem Jahr nie richtig in Schwung.
Welche Personalien sind sonst noch wichtig?
Von besonderer Bedeutung ist natürlich die Rückkehr von Jamal Musiala in den DFB-Kader. Im Oktober fehlte er verletzt. Der junge Münchner ist in absoluter Gala-Form, beeindruckt nicht nur als Wirbelwind, sondern auch als Torschütze - ein echter Game-Changer, der nun wieder gemeinsam mit Florian Wirtz Akzente setzen kann.
Interessant wird sein, wie sich die Dortmunder Rückkehrer Julian Brandt und Felix Nmecha nach einem Jahr DFB-Pause wieder einfinden. Das Selbstvertrauen kann angesichts der BVB-Krise nur wachsen. Einziger echter Neuling ist Stefan Ortega Moreno als dritter Torwart hinter Oliver Baumann und Alexander Nübel, die vermutlich wieder im Jobsharing die verletzte Nummer eins Marc-André ter Stegen vertreten.
Interessanter Fakt: Immerhin 15 der 23 aktuellen DFB-Profis standen auch bei den November-Spielen vor einem Jahr im Kader, als der emotionale Tiefpunkt mit den Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) erreicht war. Danach änderte Nagelsmann ganz viel, doch personell gibt es durchaus Kontinuität.
Wie geht es nach den beiden Spielen weiter?
Nur drei Tage nach dem Ungarn-Spiel werden am 22. November die Planungen für das Jahr 2025 konkreter. Die UEFA lost dann das Viertelfinale der Nations League aus. Bleibt Deutschland auf Platz eins, ginge es zwischen dem 20. und 25. März Stand jetzt in Hin- und Rückspiel gegen Dänemark, Kroatien oder Frankreich um den Einzug in die Endrunde des Wettbewerbs (4. bis 8. Juni).
Am 13. Dezember folgt die Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen. Wegen des speziellen Modus wird Deutschland mit einem Platzhalterlos zwei Gruppen zugelost. Gegen wen es auf dem Weg nach Amerika 2026 konkret geht, entscheidet sich dann erst mit Sieg oder Niederlage in den Viertelfinals der Nations League im März.