
In Beziehungen steuern Männer immer noch öfter den größeren Teil zur Haushaltskasse bei als Frauen. An der Einkommensverteilung hat sich seit Jahren kaum etwas geändert.
Bei Paaren in Deutschland sind Männer nach wie vor meist die Hauptverdiener. Im vergangenen Jahr verdiente die Frau nur in jedem zehnten Paarhaushalt (10,3 Prozent) mehr als ihr Ehe- oder Lebenspartner, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Bei mehr als der Hälfte (56,6 Prozent) der Beziehungen erzielte der Mann das höchste Einkommen im Haushalt.
Bei einem Drittel (33,1 Prozent) der Paare hatten beide Partner ein ähnlich hohes Einkommen. Als Haupteinkommensperson zählen die Wiesbadener Statistiker diejenige Person, deren Anteil des persönlichen Nettoeinkommens am Gesamteinkommen des Paares 60 Prozent oder mehr beträgt.
Einkommensverteilung seit Jahren kaum verändert
"Ein Grund für die größeren Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern bei Paaren mit Kindern: Mütter arbeiten häufiger in Teilzeit als Frauen ohne Kinder", erklärten die Statistiker. "Bei Männern ist es umgekehrt: Väter arbeiten seltener in Teilzeit als Männer ohne Kinder."
Etwas weniger ausgeprägt, aber immer noch sehr deutlich ist der Unterschied bei Paaren ohne Kinder. Dort sind Frauen in 11,8 Prozent der Haushalte diejenigen mit dem höheren Einkommen. Männer sind es in 51,1 Prozent der Fälle.
Insgesamt hat sich den Zahlen des Bundesamtes zufolge die Verteilung der Haushaltseinkommen in den vergangenen Jahren kaum verändert: Der Anteil der Frauen als Hauptverdienerin liegt seit 2021 (10,5 Prozent) auf einem ähnlichen Niveau. Leicht zurückgegangen ist im selben Zeitraum der Anteil der männlichen Hauptverdiener, dieser lag 2021 noch bei 58,8 Prozent.
Expertin warnt vor "zementiertem" Zustand
"Dieses sehr stabile Muster reflektiert einerseits eine sehr ungleiche Verteilung der Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen und andererseits eine Lohnstruktur auf dem Arbeitsmarkt, die vermeintlich weibliche Tätigkeiten nach wie vor schlechter entlohnt", kommentierte die wissenschaftliche Direktorin des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), Bettina Kohlrausch, die Entwicklung.
Die ungleiche Verteilung von Einkommen drohe dabei die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit weiter zu zementieren. Paare würden sich bei der Frage, wer nach der Geburt eines Kindes in Elternzeit gehe oder die Erwerbsarbeitszeit reduziere, auch daran orientieren, wessen Einkommen leichter zu kompensieren ist.
"Wichtig wäre daher eine Dynamisierung und Erhöhung des Elterngeldes gerade für die unteren Einkommensgruppen, damit Paare von Anfang an einen gleichberechtigten Weg bei der Betreuung der Kinder gehen können", sagte Kohlrausch.