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Neue Nutzungsbedingungen: Firefox löscht Datenschutzversprechen



Die Firma hinter dem Browser Firefox hat vergangene Woche neue Nutzungsbedingungen veröffentlicht: Sie verspricht nun nicht mehr, niemals persönliche Daten zu verkaufen. Nutzer*innen sind verunsichert.

Ein brennender Fuchs.Firefox erlaubt sich, Daten an Werbetreibende weiterzugeben. – Public Domain Midjourney

Firefox vermarktet sich als privatsphärefreundlicher Browser. Und dennoch hat die Firma dahinter vergangene Woche das Versprechen zurückgenommen, niemals Nutzer*innendaten zu verkaufen.

Am 26.2. hat das Unternehmen angekündigt, erstmals Nutzungsbedingungen einzuführen und in diesem Rahmen auch die Datenschutzerklärung und die FAQ aktualisiert. In den FAQ stand zuvor: „Verkauft Firefox Ihre persönlichen Daten? Nein. Weder in der Vergangenheit noch in Zukunft.“ Dieses Thema wurde nun komplett aus den FAQ gelöscht.

Mindestens auf Github, Reddit und Mastodon äußerten Nutzer*innen ihre Sorgen und auch teils heftige Kritik. Die Frage nach Alternativen zum privatsphärefreundlichen Browsen wurde intensiv diskutiert. Das Internet war derart in Aufruhr, dass sich die Firma hinter Firefox, die Non-Profit-Organisation Mozilla Foundation, zwei Tage später zu einer Reaktion genötigt sah.

Sie schreibt in einem Statement (Original auf Englisch): „Der Grund, warum wir uns von pauschalen Behauptungen wie ‚Wir verkaufen Ihre Daten niemals‘ distanzieren, liegt darin, dass die RECHTLICHE Definition von ‚Datenverkauf‘ an manchen Stellen weit gefasst ist und sich weiterentwickelt.“

Mozilla reagiert auf Kritik

Beispielsweise falle in der kalifornischen Gesetzgebung unter Verkauf auch das Offenlegen von Daten gegen geldwerte Gegenleistungen. Ähnliche Datenschutzgesetze gebe es auch in Virginia und Colorado. Und das Unternehmen räumt ein: „Um Firefox kommerziell rentabel zu machen, sammeln wir an mehreren Stellen Daten und geben diese an unsere Partner weiter.“

Allerdings unternehme man, wo immer persönliche Daten weitergegeben werden, große Anstrengungen, um sicherzugehen, dass keine Informationen enthalten seien, die eine Identifizierung einzelner Nutzer*innen möglich machen.

Neben der Änderung der FAQ waren auch die neuen Nutzungsbedingungen Zielscheibe der Kritiker*innen. Darin schreibt Firefox, dass Nutzer*innen der Firma eine nicht exklusive, gebührenfreie, weltweite Lizenz zur Nutzung ihrer Daten erteilen.

Nach zahlreichen Protesten schrieb die Firma in einem Update der Nutzungsbedingungen-Ankündigung (Original auf Englisch): „Wir haben eine kleine Verwirrung bezüglich der Sprache in Bezug auf Lizenzen festgestellt und möchten das daher aufklären. Wir benötigen eine Lizenz, um einige der grundlegenden Funktionen von Firefox zu ermöglichen. Ohne sie könnten wir beispielsweise in Firefox eingegebene Informationen nicht verwenden. Sie gibt uns KEIN Eigentumsrecht an Ihren Daten oder das Recht, sie für andere Zwecke als die in der Datenschutzrichtlinie beschriebenen zu verwenden.“

Browser als Tracking-Werkzeuge

Laut Mozilla Foundation gibt es also kein Problem. Der Privatsphärenschutz sei für Firefox weiterhin zentral. Doch das Vorgehen basiert auch auf wirtschaftlichen Erwägungen. Firefox schützt damit seine Kooperationen mit der Werbeindustrie. Die Nutzer*innen bleiben skeptisch. Sie sind bereits durch einige Vorgeschichten sensibilisiert. Im Juni 2024 beispielsweise führte Firefox ein Tool zum Zählen von Klicks auf Werbeflächen ein – ein Entgegenkommen gegenüber der Werbeindustrie. Es wird standardmäßig ausgeführt und muss von Menschen, die es nicht wollten, aktiv abgeschaltet werden.

Bereits 2022 kündigte Firefox an, mit Meta neue Formen des Werbe-Trackings zu entwickeln. Zuvor, Ende 2017, hatte Firefox den Browser zahlreichen deutschen Nutzer*innen im Paket mit dem Add-on Cliqz ausgeliefert. Was diese Nutzer*innen in die Adressleiste eintippten, wurde an eine Firma von Hubert Burda Media weitergeleitet. In den USA wurde ungefähr zur gleichen Zeit ungefragt ein Add-on installiert, das eine Fernsehserie bewarb.

Die Marktposition des Browsers spiegelt die Skepsis der Nutzer*innen wieder. 2007 lag der Marktanteil weltweit noch bei über 70 Prozent, zuletzt lag er nur noch bei 4,32 Prozent. In Deutschland sind es immerhin noch 17,28 Prozent, womit Firefox hierzulande noch der am zweithäufigsten genutzte Browser ist. Marktführer in Deutschland und weltweit ist der Chrome-Browser, der von Hersteller Google bekanntermaßen im großen Stil zum Tracking seiner Nutzer:innen eingesetzt wird.


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