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Marktbericht: Wall Street und Zollstreit beenden DAX-Rallye



marktbericht

Stand: 04.03.2025 09:50 Uhr

Nach der gestrigen Kursrallye waren heute Gewinnmitnahmen zu erwarten. Die schwachen Vorgaben der Wall Street und die Furcht vor einem eskalierenden Zollstreit lässt die Anleger beherzt den Verkaufsknopf drücken.

Der DAX sinkt im frühen Handel um 1,4 Prozent auf 22.816 Punkte. Gestern hatte die Rallye europäischer Rüstungswerte den DAX über diese runde Marke getrieben. Er schloss 2,6 Prozent fester bei 23.147 Zählern, nachdem er zuvor bis auf das Allzeithoch von 23.307 Punkten gestiegen war.

"Wir erleben gerade einen Finanzmarkt der zwei Geschwindigkeiten. Nachdem Anleger den DAX gestern über 23.000 Punkte hievten und euphorisch bei Rheinmetall und anderen Blue Chips zugriffen, herrscht an der Wall Street Ausverkaufsstimmung", stellt Jochen Stanzl, Marktbeobachter bei CMC Markets, mit Blick auf die schwachen Schlusskurse an den gestrigen US-Börsen fest.

In Europa bleiben Rüstungswerte nach der Kursrally zu Wochenbeginn aber auch heute im Fokus, zumal die Summen, die für die europäischen Militäretats zur Verfügung gestellt werden sollen, gigantisch hoch sind. Für die Staaten bedeutet das die Aufnahme neuer Schulden und damit einen Anstieg der Staatsverschuldung.

"Während eine potenziell wachsende Staatsverschuldung beispielsweise in Großbritannien und Frankreich an den Finanzmärkten zuletzt kritisch aufgenommen wurde, werden für Deutschland wachsende, zweckgebundene Ausgaben von den Marktakteuren begrüßt", schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. 

Ein weiteres wichtiges Thema des heutigen Tages ist der Zollstreit zwischen den USA, China, Kanada und Mexiko. Heute treten US-Zölle auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko in Kraft. China kündigte Gegenzölle auf Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen an.

Norbert Frey, der Leiter des Fondsmanagements der Fürst Fugger Privatbank, warnt: "Es scheint ein Punkt erreicht zu sein, an dem die Unsicherheit über die Politik der neuen US-Regierung so zugenommen hat, dass sie für größere Volatilität an den Märkten sorgen kann." Der Handelskrieg sei in vollem Gange und die Gefahr groß, dass es am Ende nur Verlierer gebe, meint Thomas Altmann von QC Partner.

Aber es gibt auch optimistische Stimmen: "Ich gehe davon aus, dass die Zölle in Kraft treten, aber sie werden nicht in Kraft bleiben", sagt Tim Holland, Chief Investment Officer bei Orion. "Es werden Vereinbarungen über die Grenzsicherheit und einige der anderen von der Trump-Administration aufgeworfenen Fragen getroffen werden." Bis dahin würden die Anleger mit der Volatilität und Unsicherheit leben müssen, die mit dem politischen Risiko und insbesondere mit dem Handel verbunden seien.

Das Festhalten von US-Präsident Donald Trump an angekündigten Zöllen gegen Mexiko und Kanada hat die US-Börsen schwer belastet. Hatten sich die Indizes gestern zunächst mehr oder weniger unverändert gezeigt, drehten sie im späten Handel deutlich ins Minus.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich gestern mit einem Minus von 1,5 Prozent bei 43.191 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 1,8 Prozent auf 5.849 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 2,6 Prozent auf 18.350 Stellen nach.

Die wichtigsten Aktienmärkte in Fernost haben heute nachgegeben. Sie reagierten ebenfalls auf den sich weiter zuspitzenden Zollstreit zwischen China und den USA sowie schwachen Vorgaben der Wall Street.

Deutlich ging es in Japan nach unten. Der japanische Nikkei 225 schloss 1,2 Prozent tiefer mit 37.331 Punkten. Chinesische Aktien tendierten im späten Handel nach einer zwischenzeitlichen Erholung schwächer. Der Hang Seng der Sonderverwaltungszone Hongkong sank um 0,3 Prozent auf 22.944 Punkte. Der mit den wichtigsten chinesischen Festlandswerten bestückte CSI 300 gab um 0,1 Prozent auf 3.885 Punkte nach. Für den australischen Leitindex S&P/ASX 200 ging es um 0,6 Prozent auf 8.198 Zähler nach unten.

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental geht angesichts des Sparkurses mit Tausenden Stellenstreichungen für dieses Jahr von besseren Renditen in seinem Autozuliefergeschäft aus. "Unser Ziel ist es, 2025 weiter zuzulegen", sagte Finanzvorstand Olaf Schick. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz des Konzerns um 4,1 Prozent auf 39,7 Milliarden Euro, insbesondere wegen der schlechten Lage in der weltweiten Automobilindustrie. Der Konzerngewinn unterm Strich blieb mit 1,2 Milliarden Euro stabil.

Der Industriedienstleister Bilfinger hat im abgelaufenen Geschäftsjahr von einer anhaltend guten Nachfrage und seinem jüngsten Zukauf profitiert. 2024 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 12 Prozent auf gut fünf Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Unternehmenswert (Ebita) legte mit 264 Millionen Euro um 39 Prozent zu. Dazu trug auch das aufgelegte Sparprogramm bei.

Der Optikerkonzern Fielmann hat das vergangene Jahr mit Zuwächsen abgeschlossen. Der Konzernumsatz sei 2024 im Jahresvergleich um 15 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro geklettert. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um etwa 23 Prozent auf 491 Millionen Euro zu. Vor Steuern blieb ein um Sondereffekte bereinigter Gewinn von 237 Millionen Euro hängen - ein Plus von etwa 23 Prozent.

Der taiwanesische Halbleiter-Hersteller TSMC hat ein weiteres 100 Milliarden Dollar schweres Investitionsprogramm in den USA angekündigt. In diesem Rahmen werde sein Unternehmen fünf weitere Werke bauen, sagte C. C. Wei, der Chef des weltgrößten Chip-Auftragsfertigers, nach einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump.

Dieser bezeichnete die Halbleiter-Produktion im eigenen Land als Frage der nationalen Sicherheit. TSMC ist Zulieferer für praktisch alle großen US-Technologiekonzerne wie Nvidia oder Apple.

Der Gesundheitskonzern Fresenius verringert seine Beteiligung am Dialysespezialisten FMC. Der Anteil soll auf nicht weniger als 25 Prozent plus eine Aktie reduziert werden, kündigte Fresenius an. Bislang hält das Unternehmen 32,2 Prozent an FMC. Auch nach Abschluss der Transaktion bleibe Fresenius dessen größter Aktionär.

Der französische Rüstungs- und Technologiekonzern Thales hat infolge der gestiegenen Verteidigungsausgaben der Länder 2024 zugelegt. Der Umsatz stieg um 8,3 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis um 5,7 Prozent auf 2,4 Milliarden, wie der Konzern mitteilte. Der Auftragseingang erreichte bei einem Plus von sechs Prozent 25,3 Milliarden Euro. "Geopolitische Instabilität ist eine Konstante und lässt in hohem Maße die Investitionen der Länder in ihre Verteidigung steigen", sagte Vorstandschef Patrice Caine.

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