Nach einem Europa-League-Spiel in Amsterdam haben propalästinensische Demonstranten israelische Fans angegriffen. In Israel spricht man von einem Pogrom. Was bisher bekannt ist.
In den Straßen von Amsterdam haben sich hässliche Szenen abgespielt: Propalästinensische Demonstranten attackierten nach einem Fußballspiel israelische Anhänger. Wie zahlreiche Videoclips in sozialen Medien zeigen, wurden junge Israelis regelrecht durch die Straßen gejagt und verprügelt. In israelischen Medien ist von einem Pogrom die Rede – was wir bisher über die Gewaltattacken wissen.
Was war der Anlass?
In Amsterdam fand am Donnerstagabend ein Europa-League-Spiel zwischen Ajax Amsterdam und dem israelischen Klub Maccabi Tel Aviv statt, das die Gastgeber mit 5:0 gewannen.
Wie liefen die Attacken in Amsterdam ab?
Nach übereinstimmenden Aussagen wurden die israelischen Anhänger nach dem Verlassen der Johan-Cruyff-Arena an mehreren Orten von propalästinensischen Demonstranten gezielt attackiert. Viele Angreifer seien maskiert gewesen und hätten "Free Palestine" gerufen. Reporter des Amsterdamer TV-Senders AT5 berichteten, die propalästinensischen Demonstranten hätten Maccabi-Fans mit Stühlen beworfen, als diese vom Stadion am späten Donnerstagabend ins Stadtzentrum zurückkehrten. Dort kam es zu weiteren Jagdszenen, wie Videoclips in den sozialen Medien belegen. Sie zeigen Szenen, wie Israelis, die am Boden liegen, mit Schlägen und Tritten traktiert werden. "An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen", erklärte Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitische Verhalten".Geraldine Rauch Analyse 18.38
Mobile Einsatzkräfte der Polizei hätten die Israelis abgeschirmt und mit Bussen in ihre Hotels begleitet, heißt es weiter. Von israelischer Seite wird beklagt, dass die Polizei bei den sich über mehrere Stunden hinziehenden Attacken hingegen wenig Präsenz gezeigt habe. Ein Clip zeigt, wie offenbar Araber einen Israeli fragen, woher er komme, während er versucht zu entkommen. "Sie warteten in Gruppen an jeder Ecke, und sobald sie Juden erkannten, verfolgten sie sie", sagte ein Israeli "Kan News". Zudem sollen die Hotels, in denen sich Maccabi-Fans aufhielten, zum Teil belagert worden sein.
Gab es Verletzte und Festnahmen?
Nach aktuellem Stand wurden zehn israelische Anhänger verletzt, drei werden vermisst. Die Polizei gab an, dass sie 57 Personen vorläufig festgenommen habe.
Was ist noch passiert?
Bereits vor dem Spiel gab es im Zentrum der Stadt Zusammenstöße von israelischen Fußball-Fans und Sicherheitskräften. Dabei wurden nach Polizeiangaben etwa zehn Personen festgenommen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern.
Ebenso kam es vor Anpfiff nahe dem Stadion im Südosten der Stadt zu Auseinandersetzungen. Etwa 200 propalästinensische Demonstranten versuchten nach Angaben der Polizei, zu der Spielstätte zu gelangen. Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine propalästinensische Demonstration direkt vor der Johan-Cruyff-Arena verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren vor der Partie deutlich verschärft worden. Nicht-verifizierte Clips zeigen außerdem, wie Maccabi-Fans anti-palästinensische Gesänge anstimmen wie "We'll fuck the Arabs" und "Fuck you Palestine."
Wie reagiert die Politik?
Das Entsetzen ist groß. Israelische Zeitungen wie die "Jerusalem Post" sprechen von einem Pogrom. Die Regierung in Jerusalem schickte bereits Passagierflugzeuge, um die Fans auszufliegen. Der Weg zum Flughafen sei zwar sicher, sagte die Polizei, warnte aber gleichzeitig, sich mit jüdischen Symbole zu zeigen. Israels neuer Außenminister Gideon Saar gab an, er habe die niederländische Regierung um Unterstützung gebeten, um israelischen Staatsbürgern eine sichere Ausreise aus ihren Hotels zum Flughafen zu ermöglichen. Der Minister kündigte an, in die Niederlande zu fliegen. Er wolle hochrangige Vertreter der niederländischen Regierung treffen, darunter seinen Amtskollegen, teilte das israelische Außenministerium mit. Dabei werde Saar die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus betonen.
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese "unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe inzwischen mit Netanjahu telefoniert. Der radikal-rechte Populist Geert Wilders sprach auf X von einer Jagd auf Juden. "Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (...) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden." Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sich empört. "Israelische Fußball-Fans jagen und zusammenschlagen ist kein Antikriegs-Protest." Der israelische Präsident Izchak Herzog äußerte sich entsetzt: "Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam."
Quellen: "Times of Israel", Jerusalem Post", DPA