
Eigentlich seit dem Beginn der Feuerpause werfen sich Russland und die Ukraine gegenseitig deren Bruch vor. Die Angaben lassen sich schwer überprüfen. Auffällig ist allerdings, dass ukrainische Drohnen nach russischer Darstellung plötzlich offenbar ihre Ziele treffen.
Die Ukraine hat nach Darstellung Russlands ihre Attacken auf Energieanlagen noch verstärkt - ungeachtet der dafür vereinbarten Feuerpause. Die Zahl entsprechender Angriffe in den Gebieten Kursk und Belgorod habe sich erhöht, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Nach Treffern auf Hochspannungsleitungen und Umspannwerke sei es zu Stromausfällen gekommen. 9000 Menschen seien davon betroffen, heißt es aus Moskau. Das stehe im Widerspruch zu den Beteuerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, solche Angriffe zu beenden, behauptete der Kreml. Eine Stellungnahme aus Kiew lag nicht vor.
Zuvor hatte Selenskyj seinerseits Russland vorgeworfen, die Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur fortzusetzen. Insgesamt habe Russland die Ukraine in der Nacht zum Samstag mit mehr als 170 Drohnen angegriffen, so der Präsident weiter. Nicht alle hätten aber der Energieinfrastruktur gegolten. In der Stadt Dnipro wurden bei der Drohnenattacke auf ein Hotel nach Angaben Selenskyjs vier Menschen getötet. 21 Menschen seien zudem verletzt worden, darunter eine schwangere Frau.
"Russland macht sich über die Friedensbemühungen in der Welt lustig. Es zieht den Krieg in die Länge und sät Terror, weil es immer noch keinen richtigen Druck spürt", fügte der ukrainische Präsident hinzu.
Russische Vorstöße gehen weiter
US-Vermittler hatten mit Russland und der Ukraine in getrennten Gesprächen vereinbart, dass keine Energieinfrastruktur mehr bombardiert wird. Russlands Präsident Wladimir Putin gab nach Kremlangaben dafür am 18. März den Befehl - nach einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump.
Überprüfbar sind die Angaben der Kriegsparteien zu den Schäden nicht. Auffällig ist aber, dass beide Seiten nun erstmals ganze Listen mit den Schäden und Verstößen veröffentlichen, nachdem es solche Mitteilungen in der Vergangenheit nicht oder kaum gegeben hatte. Insbesondere das russische Verteidigungsministerium meldete bisher vor allem den Abschuss von ukrainischen Drohnen, ohne über Treffer oder Schäden zu berichten. Oft wurden Schäden an russischer Infrastruktur auf herabfallende Teile abgeschossener Drohnen zurückgeführt. An dieser Darstellung gab es stets Zweifel.
Derweil gehen die russischen Vorstöße auf ukrainischem Boden weiter. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau hat die russische Armee zwei Ortschaften in der Ukraine besetzt. Die Truppen hätten die Kontrolle über das Dorf Schtschebraki in der südlichen Region Saporischschja und das Dorf Panteleimoniwka in der östlichen Region Donezk unter ihre Kontrolle gebracht, hieß es im täglichen Lagebericht des Ministeriums.