Im neuen "Tatort: Abstellgleis" offenbart Kommissar Faber, dass er über Martina Bönischs Tod nicht hinweg ist. Kann Rosa Herzog sie je ersetzen?
Seit ihrem ersten gemeinsamen Fall "Heile Welt" (Februar 2021) entwickelt sich das Verhältnis zwischen Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, 55) und Kriminalhauptkommissarin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger, 37) langsam, aber merklich. Die große Frage, die über der Dortmunder "Tatort"-Konstellation schwebt: Kann Rosa Herzog die Lücke füllen, die der Tod von Martina Bönisch (Anna Schudt, 51) hinterlassen hat?
Kommt Faber über den Tod von Bönisch durch sie hinweg?
In der neuen Folge "Tatort: Abstellgleis" (30. März, 20:15 Uhr, das Erste) wird diese Frage besonders eindringlich. Faber, wie so oft zwischen Wut, Schmerz und Rückzug schwankend, wird in die Enge getrieben – beruflich wie emotional. In einem Moment der Offenheit sagt er: "Ich vermisse Martina." Eine schlichte, aber tieftraurige Feststellung, die das Gespenst der Vergangenheit mitten in die Gegenwart holt.
Martina Bönisch war weit mehr als nur eine Kollegin. Zwischen ihr und Faber bestand eine enge, tiefe Verbindung – getragen von gegenseitigem Respekt, Loyalität und einem leisen Hauch von Zärtlichkeit. Ihr Tod in "Liebe mich!" (Februar 2022) war ein Einschnitt, der nicht nur Faber, sondern das gesamte Dortmunder Team erschütterte.
Peter Faber (Jörg Hartmann), Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger), Martina Bönisch (Anna Schudt), und Jan Pawlak (Rick Okon) im Film "Tatort – Liebe mich!" (2022).
© WDR / Thomas Kost
Faber hat sich verändert
Seitdem wirkt Faber oft wie ein Mann, der mit angezogener Handbremse lebt. Mal destruktiv, mal verschlossen – aber er kommt nicht richtig weiter. In Rosa Herzog hat er eine neue berufliche Partnerin bekommen, doch von Anfang an ist klar: Diese Beziehung funktioniert anders.
Herzog: Anders, aber stark
Rosa Herzog ist kein Abziehbild von Bönisch – und will es auch nicht sein. Sie bringt eine ganz eigene Mischung aus analytischer Schärfe, Sensibilität und stiller Entschlossenheit mit. In "Heile Welt" begegnete sie Faber mit Skepsis, aber auch mit klarem Kompass. Sie lässt sich nicht einschüchtern, nicht vereinnahmen - und erarbeitet sich dadurch seinen Respekt.
In den folgenden Fällen, besonders in "Gier und Angst" (2022) und "Du bleibst hier" (2023), zeigte Herzog mehrfach, dass sie Faber nicht nur fachlich ebenbürtig ist, sondern ihm auch emotional etwas entgegenzusetzen hat. Sie ist nicht Bönisch – aber sie ist ein Gegenüber.
Hauptkommissarin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger)
© WDR / Thomas Kost
Zwischen Misstrauen und Annäherung
Was zwischen Faber und Herzog entstanden ist, lässt sich schwer fassen. Es ist keine Freundschaft, keine Partnerschaft im klassischen Sinne – eher eine fragile Arbeitsbeziehung mit unterschwelliger Spannung. Herzog hat gelernt, Fabers Rückzüge zu lesen, seine Wutausbrüche nicht persönlich zu nehmen. Faber wiederum scheint langsam zu erkennen, dass in Herzog eine Kollegin steckt, die ihn nicht ersetzen will, aber vielleicht auffangen kann.
In "Abstellgleis" spitzt sich das Verhältnis weiter zu. Fabers Erinnerung an Martina ist nicht nur ein nostalgischer Rückblick – es ist ein Ausdruck von Schuld, Schmerz und Verlorenheit. Herzog steht daneben, hört zu und sagt nichts. Ihre Stärke liegt oft im Schweigen, im Dableiben, im Aushalten.
Sie ist kein Ersatz, bietet aber eine Chance
Kann Rosa Herzog Martina Bönisch ersetzen? Die einfache Antwort lautet: Nein. Aber das ist vielleicht gar nicht die richtige Frage. Denn was sich seit "Heile Welt" entwickelt hat, ist keine Wiederholung, sondern etwas Eigenes. Herzog wird nie Bönisch sein - aber sie könnte die einzige Person sein, die Faber wieder ins Leben zurückholen kann. Nicht durch Ähnlichkeit, sondern durch Unterschied.
Mit jeder neuen Folge wird klarer: Dortmunds "Tatort" erzählt nicht nur Kriminalfälle, sondern auch eine Geschichte über Verlust, Veränderung - und darüber, wie schwer es ist, jemanden an seiner Seite zuzulassen. Vor allem, wenn man jemanden verloren hat.