
marktbericht
US-Präsident Donald Trump sorgt mit einem klaren Zoll-Statement an den Börsen für Entsetzen. Der DAX weitet seine Korrektur aus. Anleger fliehen aus Aktien - und rein in den sicheren Hafen Gold.
Mit seiner Zollpolitik schickt US-Präsident Donald Trump die globalen Aktienmärkte auf Talfahrt. In Japan bricht der Nikkei um vier Prozent ein; in Frankfurt startet der DAX mit einem Minus von 0,9 Prozent in die neue Börsenwoche und weitet seine Kursverluste in den ersten Handelsminuten rasch aus. "Eine Verkaufswelle rollt über den Globus", kommentiert Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die Kurseinbrüche an den Börsen.
Hintergrund sind neue Aussagen von Trump, wonach von den geplanten reziproken, also wechselseitigen, Zöllen der USA kein Staat verschont bleiben soll. "Man würde mit allen Ländern beginnen", sagte der US-Präsident zu Journalisten an Bord der Air Force One.
Trump will künftig also im gleichen Umfang Zölle für Importe von Partnerländern in die USA erheben, wie für US-Exporte in diese Länder fällig werden. Reziproke Zölle bedeuten letztlich, dass die USA überall dort ihre Zölle anheben werden, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.
Seit Wochen schon spricht Trump vom "Liberation Day", dem "Tag der Befreiung in Amerika": Am 2. April will der Republikaner ein großangelegtes Zollpaket verkünden. Mit der Ankündigung reziproker Zölle machte Trump nun auf einen Schlag alle Hoffnungen auf eine Begrenzung der Abgaben zunichte.
"Zum ersten Mal seit Jahren machen wir uns ernsthaft Sorgen um Risikoanlagen", sagte Ajay Rajadhyaksha, Leiter der Zinsmärkte bei Barclays. "Sollten sich das politische Chaos und die Handelskriege noch weiter verschärfen, ist eine Rezession nun ein realistisches Risiko in den großen Volkswirtschaften."
Entsprechend harsch fällt die Reaktion der globalen Aktienmärkte aus. In Frankfurt gibt der DAX zum Start in die neuen Börsenwoche deutlich nach, in den ersten Handelsminuten geht es um bis zu 1,3 Prozent auf 22.160 Punkte abwärts.
Der DAX durchbricht damit die wichtige Schlüsselzone bei 22.200/22.300 Punkten nach unten, selbst das Zwischentief vom Februar bei 22.226 Punkten kann dem Ansturm der Bären nicht standhalten. Die Korrektur vom Rekord aus der Vorwoche nimmt an Fahrt auf - nun gerät auch die 50-Tage-Linie als mittelfristiges Trendbarometer in die Bredouille.
Der sich wegen der US-Zollpolitik zunehmend abzeichnende globale Handelskonflikt belastete auch die Börsen Asiens zum Wochenstart. Der japanische Leitindex Nikkei 225 fiel um 4,0 Prozent. Für den Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong ging es zuletzt um 1,7 Prozent nach unten und der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandaktien sank um rund ein Prozent.
Weltweit fliehen Anleger also raus aus Aktien - und rein in Gold. Der Goldpreis steigt am Morgen erstmals über die 3.100-Dollar-Marke. Im frühen Handel kostet eine Feinunze Gold in der Spitze 3.115,85 Dollar und damit so viel wie nie zuvor. Das gelbe Edelmetall hat im Moment Rückenwind, gilt es vielen Anlegern doch angesichts der gestiegenen geopolitischen Risiken und Zollsorgen als "sicherer Hafen".
Am Rohstoffmarkt geben die Ölpreise am Morgen nach. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich um 0,2 Prozent auf 72,60 Dollar je Barrel (159 Liter). Zwar hatte Trump den Reportern in der Air Force One auch erklärt, dass er Käufern russischen Öls Sekundärzölle zwischen 25 und 50 Prozent auferlegen werde, sollte Moskau seine Bemühungen blockieren, den Krieg in der Ukraine zu beenden.
Trumps Äußerungen haben eigentlich das Potenzial, die Ölpreise anzukurbeln. Doch offenbar wiegt die Angst vor den negativen Auswirkungen der reziproken US-Zölle auf die Weltwirtschaft und damit auf die Öl-Nachfrage am Rohstoffmarkt deutlich schwerer.
Im DAX könnte heute die Airbus-Aktie einen Blick wert sein. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern soll die Landeplattform für den Mars-Rover Rosalind Franklin bauen. Wie schon der Rover soll auch die als ExoMars bezeichnete Plattform im britischen Stevenage entwickelt werden, teilte das Unternehmen mit.
Der IT-Dienstleister Cancom hat einen zurückhaltenden Ausblick geliefert. "Es ist bereits jetzt abzusehen, dass auch das Jahr 2025 seine Herausforderungen mit sich bringt", teilte Cancom mit. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz zwischen 1,7 und 1,85 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von 115 bis 130 Millionen Euro.
Der Medizin- und Sicherheitstechnikanbieter Drägerwerk hebt nach einem Gewinnanstieg seine Dividende um 23 Cent auf 2,03 Euro je Vorzugsaktie an. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Drägerwerk einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von ein bis fünf Prozent und eine Ebit-Marge von 3,5 bis 6,5 Prozent.
Microsoft präsentiert auf der Hannover Messe neuartige virtuelle Assistenten mit Künstlicher Intelligenz für den breiten Einsatz in der Industrie. Zu den Messeneuheiten des Softwarekonzerns gehört der "Factory Operations Agent". Das ist ein KI-gestützter Assistent, der Abläufe in der Fabrikhalle optimieren soll.
Der Chef der Bekleidungskette Primark ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Vorangegangen war die Anschuldigung einer Frau, dass sich Paul Marchant ihr gegenüber nicht angemessen verhalten habe, teilte die Muttergesellschaft Associated British Foods (ABF) mit.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.