Welcher Politiker besteht den "Gen Z Test"? Neben aktuellen TV-Debatten zur Wahl kursieren humorvolle Formate auf Social Media – wie junge Wähler wirklich erreicht werden.
Humorvoll, nahbar und in Jugendsprache: Politik und Wahlkampf auf Augenhöhe mit der jungen Generation, der "Gen Z" – geht das? Sogenannte Newsfluencer wie Fabian Grischkat versuchen, junge Wähler über Social Media zu erreichen und über die kommende Bundestagswahl zu informieren. Auf seinem Instagramkanal fordert er Spitzenpolitiker der Parteien mit Fragen heraus.
Denn TV-Debatten zur Bundestagswahl füllen zwar die Medienlandschaft und sollen bei der Wahlentscheidung helfen – doch vor allem junge Menschen informieren sich nicht mehr nur über Fernsehen, Radio und Zeitungen. Stattdessen sind Tiktok, Instagram, X und Co. für viele die wichtigsten Informationsquellen.
Dass Parteien und Politiker auf sozialen Plattformen Wahlkampf machen, hat sich spätestens zu dieser Wahl in Deutschland etabliert, wie zum Beispiel die Untersuchung "Politische Partizipation in Deutschland" des Berliner Weizenbaum-Instituts feststellt.
Newsfluencer mischen zur Bundestagswahl mit
Auch Newsfluencer wie Grischkat bringen Politik auf die sozialen Plattformen. Oft erstellen sie kurze Videos oder Beiträge, in denen sie sich zu aktuellen Themen äußern. Je nach Thema und Auftreten können Newsfluencer wie andere Influencer eine große Reichweite generieren und ein großes junges Publikum mit ihren produzierten Inhalten erreichen, mitunter sogar beeinflussen oder inspirieren.
Für die kommende Bundestagswahl hat Grischkat in seinem Format "Gen Z Test" Politiker interviewt. Dabei ging es nicht immer nur um trockene Politik, Wirtschaft oder Wahlprogramme, sondern die junge Zielgruppe sollte anders erreicht werden – also mit "Gen Z-Sprache" und Trends der jungen Generation. Die Gespräche führte er "Gen Z"-tauglich und teilte sie in einer Formatreihe auf seinem Instagramkanal.
Das Format "Gen Z Test" hat mehr als 62.000 Likes – Tendenz steigend. Es sind bekannte Namen, die sich dem Test gestellt haben. Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek etwa sollte die Frage beantworten, ob Gregor Gysi ein "Maincharacter" oder ein "NPC" sei, also ein Haupt- oder Nebencharakter eines Videospiels. "Definitiv 'Maincharacter'. Ich würde sogar sagen, er ist 'GOAT' (Der Größte aller Zeiten, Anm. d. Red.)", antwortete die 36-jährige, die inzwischen selbst ein Star bei Tiktok ist (wie der stern berichtete).
Grischkat besuchte neben der Linkspartei auch den Grünen-Vorsitzenden Felix Banaszak, SPD-Chefin Saskia Esken, FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle und die stellvertretende Vorsitzende der CSU, Dorothee Bär.
Grischkat fragte Banaszak unter anderem, ob dieser angesichts der Popularität von Robert Habeck der "NPC" der Grünen sei und wen er "cringe" findet. Die Antwort: Markus Söder. Auch mit dem viralen "Smash or Pass", ein Fragespiel, bei dem man "Smash" auswählt, wenn man eine Person attraktiv findet und "Pass", wenn nicht, forderte er Banaszak heraus.
SPD-Chefin Esken ließ Grischkat "Aura-Punkte" verteilen. Damit wird ausgedrückt, ob jemand Ausstrahlung oder Charisma hat oder ein Thema cool ist.
"Steht das D in D-Day für 'Delulu'? (eine umgangssprachliche Verkürzung von "delusional", also "wahnhaft", die unrealistische oder übertriebene Vorstellungen beschreibt)", fragt Grischkat den FDP-Politiker Kuhle – und ob Christian Lindner zu viele "Heartbreaks" im Leben hatte oder warum er sonst auf allen Plakaten schwarz-weiß sei.
Andere Themen in den "Gen Z Tests" waren die Legalisierung von Cannabis oder die Frage, wie hoch die Bildschirmzeit der Interviewten sei.
Mit "Gen Z"-Sprache, Trends und politischen Themen, die diese Generation beschäftigen, will Grischkat junge Menschen zum Wählen bringen. Das Format erreicht ein junges Publikum auf sozialen Plattformen und testet auf humorvolle Weise, wie gut die Politiker auf die Kommunikationsformen der "Gen-Z" reagieren.
Diese Herangehensweise kann eine effektive Methode sein. Laut einer Studie der Psychologie-Fakultät der Universität Köln liegt es nahe, "dass Influencer als genauso glaubwürdige Instagram-Vertreter wahrgenommen werden wie klassische Nachrichtenmagazine". Weiter heißt es, "dass Verbraucher sowohl Magazinen als auch Influencern (manchmal) die gleiche Glaubwürdigkeit zuschreiben, insbesondere, wenn sie noch nicht bekannt sind."
Wie viele junge Wähler Grischkats Format tatsächlich zur Stimmabgabe am 23. Februar animieren wird, bleibt dennoch unklar.
Quellen: Instagramkanal Fabian Grischkat, Weizenbaum Institut, NDR, Frontiers